Im Bann des Offiziers

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Wo ist er? Misstrauisch blickt sich Alucard um, kann aber nichts außer reine Dunkelheit erkennen. Er schwebt nicht und testweise tritt er auf dem Boden auf. Fest. Dann erinnert er sich daran, was der Offizier kann und er schüttelt den Kopf. Er kann nur die Realität ein wenig verdrehen, ihm vorspielen etwas zu sehen oder zu hören! Oder zu spüren, wenn es sein muss. „Vlad!" Automatisch hebt er den Kopf und sieht in der Ferne eine Gestalt. Estera. Nun merkt er zum ersten Mal dass sich ein Nebel über seine Gedanken legt. War das beim ersten Mal auch so? Warum hat er das nicht gemerkt? „Vlad, komm her." Die Gestalt kommt ihm immer näher, Estera lächelt so unschuldig wie immer. „Die Kinder vermissen dich wirklich, Vlad. Ich weiß dass unser letztes Treffen nicht gut ausgegangen ist, aber ich verzeih dir, ja?" Das letzte Treffen? Warum ist das schlecht ausgegangen? Alucard kann sich nicht mehr an die Zeit im Dorf erinnern als er ebenfalls unter dem Einfluss des Offiziers stand. Der Nebel hat sich blitzschnell in seinem Hirn ausgebreitet, wie eine Seuche die man nicht zu stoppen vermag. Der schwarzhaarige betrachtet die Frau und lächelt leicht. „Estera... Gut dich wiederzusehen." Er geht einen Schritt auf sie zu und ist für einen Moment irritiert als er blaue Haare in seinen Gedanken aufblitzen sieht. Doch das Bild ist genauso schnell wieder weg wie es aufgeploppt ist. „Wie geht es unseren Kindern?" Estera kichert leise und hält ihm eine Hand hin. „Komm mit mir und finde es heraus! Aber keine Sorge, ihnen geht es soweit gut." Erleichterung durchfährt den schwarzhaarigen und er nickt zufrieden. „Nachdem du letztes Mal meinen Eintopf verwehrt hast, wie wäre es diesmal mit Hammelfleisch? Frisch geschlachtet und so zubereitet wie du es am liebsten hast! Und ja, es gibt extra für dich frisches Brot dazu." Tiefe Zufriedenheit durchströmt ihn und nun auch ein wenig Hunger, ehe er nickt. „Das klingt wunderbar." Wie lange hatte er schon kein Hammelfleisch mehr? Für einen Augenblick kommt ihm der Geschmack des Mahls welches sie zubereitet hat in den Sinn und er könnte sich nicht wohler und geborgener fühlen. Die Soße mit Kartoffeln und Paprika die sie immer dazu macht ergänzt das Fleisch herrlich und das frische Brot, höchstwahrscheinlich noch lauwarm in seinen Fingern, ist perfekt dazu. „Mal sehen was du von dem Brot hältst! Bitte sei nicht zu kritisch, die Kinder haben das erste Mal gebacken. Also selbst wenn es nicht schmeckt, sei höflich!" Alucard schnaubt amüsiert und schmunzelt. „Ich bin immer höflich, Estera." Diese blickt mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm hoch und verschränkt die Arme. „Ich will dich nur vorgewarnt haben! Die beiden Mädchen machen das wirklich gut und sie brauchen auch einmal eine Bestätigung von ihrem Vater!" Der schwarzhaarige legt ihr eine Hand auf die Schulter und nickt lächelnd. „Ich werde es so in den Himmel loben, dass sie nur noch dieses eine Brot machen werden." Ihr Lachen erklingt in seinen Ohren wie ein helles und wohlklingendes Glockenspiel und Wärme breitet sich in ihm aus.

Und was geht jetzt bitte ab?! Anderson spürt die gleichen Dinge die auch Alucard spürt, die Liebe und Zuneigung. Tiefe Zufriedenheit! Was ist los? Tief atmet er vor dem Stall durch und legt die Hand an die Tür, ehe er sie einen kleinen Spalt öffnet. Tatsächlich scheint Licht darin, was man von außen nicht hatte sehen können. Die grünen Augen wandern im Stall herum, ehe er zwei Personen sieht. Ein sich sehr merkwürdig benehmender Alucard der komplett entspannt zu sein scheint und sogar vor sich hin lächelt und ein braunhaariger Kerl, der mit verschränkten Armen dem Urvampir bei seinen Handlungen beobachtet und ihn nicht aus den Augen lässt. Alucard scheint mit irgendjemandem zu sprechen. Eine Person, die ihm wohl nahe steht und mit der er sich so wohl fühlt um ehrlich Lächeln zu können. Irgendetwas über Brot, mehr kann er aber nicht verstehen da sich die beiden im hinteren Teil des Stalls aufhalten. Alucard geht herum als wäre er in Trance und als würde er mit der Luft Händchen halten. Schnell wird dem Pater eines klar. Der Vampir steckt erneut in einer Illusion fest und wenn er eins und eins zusammenzählen kann, dann ist der Kerl der hier in der Gegend herumsteht, der Offizier. Derjenige, der auch schon damals im Dorf dafür verantwortlich war, dass Alucard mit einer halb verwesenden Leiche gekuschelt hat. Stumm beobachtet er, wie der Offizier langsam aber sicher seine Pistole hebt und sie auf Alucard richtet. Dieser blickt ihn sanft lächelnd an, als würde er eine komplett andere Person sehen. Die Kugel trifft den Urvampir direkt am Schädel, welcher durch das Explosivgeschoss in tausende Einzelteile zerfetzt wird. Der Körper bleibt aber stehen, ehe sich der Kopf wieder regeneriert. „Estera, mein Liebling. War das wirklich notwendig?" Ein Moment der Stille ehe er lacht, als hätte jemand einen Witz gerissen. „Du hast ja recht." Der Pater schüttelt leicht den Kopf. Was erlebt er bitte hier? Estera... das war doch damals seine Frau! Warum- Er muss dem ein Ende setzen. So schnell wie möglich denn wer weiß, was der Offizier sonst noch mit ihm anstellt! Langsam öffnet er die Tür und geht hinein, wird aber von dem braunhaarigen Kerl noch nicht wahrgenommen. Scheinbar muss er sich auf die Illusion konzentrieren und somit hat Anderson eine Möglichkeit des Angriffs. Er zieht die Bajonette und läuft direkt auf den braunhaarigen Kerl zu. Jetzt hat er die Chance ihn nicht nur umzubringen, sondern auch Alucard aus dieser beschissenen Illusion zu holen. Eine Illusion, gegen die er eigentlich ankämpfen sollte! Aber wenn es so ist wie damals, dann hat sich wieder ein Nebel über seine Gedanken gelegt und er ist gefangen. Hilflos, wenn Alexander nichts dagegen unternimmt. In was hat sich Alucard jetzt schon wieder reingebracht... Nicht ein Mal kann man ihn aus den Augen lassen ohne dass Mist passiert! Großer Mist in dem Fall. Um das alles so schnell wie möglich zu beenden, wird er dem Offizier nicht den Kopf abschlagen wie er es am liebsten tun würde. Nein. Die Bajonette wird er als Rammbock benutzen damit- Abrupt wird er aufgehalten. Alucard starrt ihn aus kalten und rot leuchtenden Augen an. Der Urvampir starrt Anderson an, aber nicht so wirklich. Für ihn ist er etwas anderes. Jemand anderes. Der schwarzhaarige verzieht das Gesicht und sieht kurz zu Estera hinter sich, ehe er den Osmanen vor sich wieder ins Visier nimmt. „Noch einmal wirst du uns nicht trennen."

Die drei A'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt