Teil 35

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Erdem

Da ich mir eine kurze Kaffeepause gönnen wollte, machte ich mich auf den Weg in die Küche und sah gerade wie Mine auf den Boden fiel. Sofort rannte ich zu ihr und hob sie in meine Arme. "Mine? Mine, mach deine Augen auf.", forderte ich sie auf und sah, wie andere  Mitarbeiter dazu kamen und sofort meinten: "Lass uns sie in den Krankenzimmer bringen."
Da wir hier eine große Company waren und es auch mal sein konnte, dass ein Unfall passierte, hatten wir ein eigenes Krankenzimmer. Leider keinen Arzt. Als ich sie dort so ohnmächtig liegen sah, zog sich mein Herz zusammen. Eine der Mitarbeiterinnen war ehemalige Krankenschwester, bevor sie den Beruf gewechselt hatte und diese wurde nun gerufen. Als sie kam kümmerte sie sich um Mine, die langsam zu sich kam und fragte: "Was ist passiert?"
"Du bist umgekippt."
Sie blinzelte ein paar Mal, blickte zu mir und dann zu den anderen und lächelte leicht: "Mir geht es gut, wirklich. Wahrscheinlich war es nur ein Schwächeanfall. Es geht wieder."
"Du solltest nach Hause gehen.", sprach die Dame aus, die Krankenschwester war und half Mine dabei aufzustehen.
"Nein, es geht schon wieder.", versuchte Mine das Thema abzuhacken, allerdings erwiderte ich: "Ich werde Herr Becker schon sagen, dass du nach Hause gegangen bist, weil es dir nicht gut ging."
"Brauchst du nicht, wirklich.", schüttelte sie ihren Kopf und schwankte laufend zur Tür. "Ich werde jetzt weiter arbeiten. Solltet ihr auch tun und danke wirklich.", bedankte sie sich leicht lächelnd und verließ dann das Zimmer.
"Herr Gül, ihre Kollegin ist wirklich sehr bescheiden. Alle anderen würden einen Bauchtanz machen, wenn sie nach Hause könnten und sie verweigert sich einfach."
"Sie ist so.", antwortete ich mit einem Lächeln und verließ ebenfalls das Zimmer, um in mein Büro zu gehen und weiter zu arbeiten. Auf den Kaffee verzichtete ich im Moment doch. Aber vielleicht würde ich später mit Mine etwas trinken gehen. Sie in dieser Situation zu sehen, hatte mich wirklich in Schock gesetzt. Zum Glück ging es ihr besser. 
Die Stunden vergingen und endlich war die Arbeit erledigt, ich erhob mich und lief an ihr Zimmer, klopfte an und trat ein. "Mine? Geht es dir gut?"
"Erdem, mir geht es wirklich gut. Es ist nur weil ich in letzter Zeit nicht viel trinke.", antwortete sie und ich hoffte wirklich, dass sie die Wahrheit sprach. "Gibt es etwas neues von Eren?"
Kopf schüttelnd erwiderte ich: "Nein, es geht im zum Glück wieder gut. Aber ich sollte heute zu ihm. Trotzdem will ich davor mit dir etwas trinken gehen."
Sie lächelte und nickte knapp, ehe sie sich ihren Bauch massierte und mich informierte: "Ich hab etwas Bauchschmerzen. Lass mich dich heute zum Essen einladen. Mich revanchieren."
"Mine, du weißt das ich das nicht zulassen kann!"
"Doch kannst du und jetzt keine Widerworte, wir gehen essen.", strahlte sie und ich gab mich meinem Schicksal geschlagen.

"Was möchtest du Essen?", fragte sie froh gestimmt und beobachtete mich dabei, wie ich die Speisekarte einstudierte.
"Sevgilim, wieso müssen wir auch spanisch essen? Das ist naja... ich weiß nicht.", probierte ich ihr zu erklären, allerdings entgegnete sie: "Ich wollte unbedingt mal spanisch essen und jetzt hab ich dich ja. Also komm schon."
"Gut, ich nehme Fideua als Vorspeise, Hauptspeise pollo asado und Nachtisch Flan."
Mine wollte das Gleiche und so gab ich die Bestellung auf. "Zum Glück steht die deutsche Bedeutung daneben.", ging sie auf die Speisekarte ein und wechselte anschließend gekonnt das Thema: "Letztens im Aufzug sagst du Hayatim und heute Sevgilim. Nennst du auch Pelin so?"
"Wieso interessiert dich das?", forschte ich nach und lehnte mich an meinen Stuhl zurück, blickte ihr tief in die Augen und sie gestand: "Ich weiß nicht. Reine Interesse."
Jedoch ging ich nicht drauf ein und wir unterhielten uns darüber, welche Aktivitäten wir noch zusammen ausüben könnten. Wir wollten nicht nur ständig im Bett landen, auch wenn wir bis jetzt es nur zwei Mal getrieben hatten und plötzlich erwähnte sie: "Ich hab von Metin und Ayla ein Gutschein bekommen. Urlaub für zwei. Egal wohin..." Weiter sprach sie nicht, blickte mir tief in die Augen und ich verstand sofort worauf sie hinaus wollte. "Tamam, lass uns gehen. Ich hab aber erst in fast einem Monat Urlaub. Wenn du es schaffst in diesem Zeitraum ebenfalls dir freizunehmen, können wir hin."
"Super. Willst du nicht fragen, für wie lang?"
"Nein. Das überlasse ich dir." 
"Was ist mit Eren?"
"Pelin wird auf ihn aufpassen. Er ist dran gewöhnt, dass ich länger weg bleibe.", gab ich ihr über mein Privatleben Auskunft und sie fragte weiter: "Willst du dein Urlaub nicht lieber mit deiner Familie verbringen?"
"Gott Mine, wieso lädst du mich zum Urlaub ein, wenn du an meine Familie denkst? Du bist so widersprüchlich. Außerdem ist das nicht das erste Mal.", wurde ich etwas lauter und ging mir durch die langen Haare.
"Okay, tut mir leid. Du hast Recht. Gib mir einfach später eine Antwort. Aber was meinst du mit deinem letzten Satz?"
"Ich hab sie dir doch jetzt schon gegeben. Lass uns zusammen fliegen. Es ist okay. Ich meinte damit, dass ich schon mal mit einer Ex, also vor Pelin in den Urlaub geflogen war. Ich hab damit kein Problem. Wird bestimmt romantisch.", dabei schmunzelte ich verschmitzt und sie warf mir einen amüsierten Blick zu. "Du warst echt ein Frauenaufreißer."
"Ja, das sowieso. Aber das Leben ändert sich mit den Menschen, die bei einem sind."
Endlich kamen unsere Speisen und wir aßen, unterhielten uns und genossen die spanische Musik. 
"Das schmeckt besser als ich dachte.", gab ich zu und meine Begleitung sprach: "Es schmeckt wirklich toll."
Als wir endlich fertig wurden, hatte ich das Gefühl zu platzen und Mine war so voll, dass sie nicht einmal alles aufgegessen hatte und von dem Nachtisch auch nur probierte. "Willst du das zu Ende essen?", fragte sie als sie meinen musternden Blick bemerkte und ich schüttelte etwas den Kopf. "Du siehst aus wie eine Seniora."
"Bitte nenn mich nicht so. In kara para ask sagt Ömer das immer zu Elif.", informierte sie mich und gestand: "Du kannst mir gerne einen anderen Kosenamen geben."
"bitmeyen kabusum." (Nicht endender Alptraum), meine Stimme klang ernst, kein Anzeichen davon, dass ich hier scherzte und Mines Blick sah mich voller Empörung an. "Wieso ärgerst du mich immer? Das ist so gemein.", klagte sie und senkte den Kopf, nur ihre Augen sahen mich an, so wie bei einem Welpen. "Komm, lass uns tanzen.", lenkte ich nun vom Thema ab und stand auf, reichte ihr meine Hand und diese ergriff sie strahlend, ehe ich sie auf die Tanzfläche führte und die Hände an ihre Hüfte legte, sie ihre auf meine Schulter und langsam bewegten wir uns zum Takt der Musik. "Was empfindest du, wenn du bei mir bist?", hauchte ich in ihr Ohr und bemerkte sofort ihre Gänsehaut. Sie antwortete nicht, lehnte bloß ihren rechte Wange gegen meine Brust und ich schwöre, dass dieser Moment für uns beide magisch war. Keiner sagte ein Wort, wir genossen es einfach nur, in diesem Augenblick zusammen hier zu tanzen und uns zu spüren. Gleich nach dem Tanz, teilte ich ihr mit, dass ich mal kurz aufs WC gehen müsste und ging an die Kasse, um zu zahlen. Für zwei drei Gänge Menüs 120 €. Nicht wenig. Es war eben ein teures Restaurant, dazu sehr nobel. Nachdem das geklärt war, bewegte ich mich wieder an unseren Tisch und informierte sie darüber, dass wir jetzt gehen sollten. Da sie nicht wusste, dass ich bereits gezahlt hatte, wollte sie an die Kasse, indes hielt ich sie an ihrem Arm fest und zog sie mit nach draußen. "Erdem, ich wollte zahlen. Wieso hast du gezahlt? Das zählt nicht!", beschwerte sie sich und starrte mich verärgert an. Ich kniff ihr bloß in die Wange und als wir im Wagen saßen, bedankte sie sich kleinlaut: "Danke."
"Gern geschehen, immer wieder gern."
"Arsch."
"Hexe."
So beleidigten wir uns weiter, bis ich vor ihrem Haus anhielt und mich gerade verabschieden wollte, als sie mich auf einen Kaffee einlud. "Nur ein Kaffee, keine Angst. Ich hab nicht vor dich zu verführen.", witzelte sie und somit parkte ich, um mitauszusteigen. Ayla war wahrscheinlich noch auf der Fortbildung. "Wir sollten auch mal auf eine Fortbildung, lernt man immer mal etwas neues."
"Hast du schon mal bei so etwas teilgenommen?"
"Im ersten Jahr bei der Firma sehr oft sogar. Ich hab auch verschiedene englisch Kurse besucht, da ich ja oft in London tätig war. Wie wohl viele türkische Landsleute, hatte ich diese Sprache auch bitterlich verabscheut."
"Ich mags."
"Kann ich mir bei dir vorstellen.", brach ich in Gelächter aus und sobald wir das Haus betreten hatten, machte sie sich ab in die Küche und ich setzte mich auf die Couch, um ein wenig mit meinem Smartphone zu spielen. 

"Gott Erdem, wir wollten nur einen Kaffee trinken.", stöhnte sie wie benebelt, während ich noch einmal zustieß und mich in ihr ergoss. "Wir haben so viel gegessen und getrunken, da war etwas Sport nötig." Trotz das ich gekommen war penetrierte ich sie weiter, damit sie auch ihre Erlösung fand, was nicht lange auf sich warten ließ. Immer noch steckten ihre Krallen in meinem Rücken und lachend bat ich sie: "Kannst du bitte deine Nägel schneiden? Mein Rücken ist wund."
Prompt ließ sie von mir los und blickte verschämt zu Seite. "Erdem, man." Immer noch am Lachen küsste ich sie auf die Stirn und erhob mich, um mich anzuziehen. "Mine, ich muss jetzt wirklich los. Eren wartet bestimmt schon."

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt