Teil 26

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Mine

Verstanden tat ich sein Verhalten. Er hatte ein Sohn, den er abgöttisch liebte und dazu krank war. Die Verbindung zu Kind und Eltern war anders, intensiver. Ich bekam Mitleid mit dem kleinen, er tat mir auch leid und so sehr mir er Leid tat, verstand ich Erdem. Wenn die Krankheit eines Kindes, welches ich nicht kenne, mir schmerzt, was wohl mit Erdem dann los ist? Ich atmete noch einmal tief ein und aus und machte mich dann auf dem Weg zu meinem Auto. Meine Kopfhörer steckte ich in mein Handy, da ich während der Fahrt telefonieren wollte und wirklich einen Unfall vermeiden wollte. "Mine?", hörte ich die Stimme von Metin nach dem dritten klingeln. "Bist du bei uns?",fragte ich nur nach und als er bejahte, verabschiedete ich mich auch schon und fuhr nach Hause. Bevor ich jedoch zu Hause ankam, ging ich zum Italiener und kaufte Pizzen für uns. Bewaffnet mit 3 Schachteln, schloss ich nach Minuten die Tür auf. "Ben geldim (ich bin da)", schrie ich und legte das Essen in die Küche, verschwand selber im Schlafzimmer. Dort zog ich mir etwas gemütliches an und verzog mich schnell ins Badezimmer, um meine Hände zu waschen sowie mein Gesicht, was mich lebendiger fühlen ließ. "Dan-ke", schon voll gestopft mit der Pizza im Mund, bedankte sich Metin. "Nicht dafür." Ich setzte mich zu ihn und schnappte mir ein Stück, während Ayla unsere Gläser mit Cola füllte. "Wieso hattest du gefragt, ob ich bei euch bin?", fragte er mich als wir uns ins Wohnzimmer gesetzt hatten. "Ach nur so", antwortet ich knapp und widmete mich wieder der Serie zu im Fernseher. "Sag schon", drängte er mich. "Mein Kollege hat ein Kind, welches krank ist. Ich weiß nicht was er hat, aber irgendwie ist er immer krank. Deine Nummer hatte ich denen schon einmal gegeben gehabt, aber ich weiß nicht, ob sie dich angerufen haben-" 
"-nicht das ich wüsste", teilte er mir mit. 
"Ja, und naja ich hatte mir nur sorgen gemacht um den kleinen", gestand ich ihm und spielte mit meinen Fingern.
"Wenn sie anrufen, werde ich mich um die kümmern und jetzt sag mal, wieso du dich so sehr darum sorgst?", forschte er nach und sofort wurde ich nervös. Wieso musste er mich auch so gut kennen? "Es ist ein Kollege und ja da macht man sich doch sorgen!", versuchte ich mich heraus zu reden. Ich könnte ja schlecht erwähnen, dass ich mit dem Vater des Kindes schlafe und mich irgendetwas an dem Kind anzieht. "Aha", wirklich glauben tat er mir nicht, forschte aber nicht nach. "Ja, aha. Ich gehe dann mal raus", teilte ich beiden mit und verschwand in meinem Zimmer. Aus meinem Schrank nahm ich meine Sportsachen, die ich kaum verwendete. Ich schlüpfte in meine Shorts und meinem Top. Vor dem Spiegel band ich meine Haare zu einem Zopf und flechtete dann die Haare. Eigentlich müsste ich öfter Sport treiben, so hatte es mir der Arzt verdonnert, aber seit wann hörte man gerne auf sowas? Die Vitamine die ich einnehmen musste, reichten mir sowieso. Ich hatte aufgehört, aufgehört mich an die Vergangenheit zu erinnern. "Ich gehe zum Sport", schrie ich beiden zu und schlug die Tür zu. Mein Handy hatte ich zu Hause gelassen nur mein Ipad hatte ich mitgenommen, da Musik einfach immer ging. Etwas Geld hatte ich auch in die kleine Tasche in der Hose gehabt. Mit langsamen Schritten ging ich in ein Park etwas weiter weg von der Wohnung. Ein paar Dehnungsübungen machte ich ehe ich anfing zu laufen. Die Luft zum Atmen wurde mir nach einiger Zeit so sehr geraubt, dass ich stoppen und laut keuchte. Manchmal passierte es eben. Es war wie eine Wand in meiner Lunge, die mir verhinderte zu atmen. "Hey, geht es Ihnen gut?", fragte mich eine Joggerin, die stehen geblieben war und besorgt sich zu mir beugte. "Ja, danke", schon verschwand sie wieder. Ich setzte mich auf eine Bank und schaute auf den Kinderspielplatz. Es waren nicht viele Kinder da, aber ein paar. Lächelnd schaute auf die kleinen Kinder, die ihr Leben in vollen Zügen genossen. Oft wünschte ich mir noch Kind zu sein, da wo das Leben noch viel schöner war. Jetzt war es nur noch voller Probleme und kompliziert. "Du joggst?", hörte ich eine vertraute Stimme und blickte sofort auf. "Ja, cihan", lächelte ich und ließ mich von der Hand hochziehen, die er mir entgegen streckte. "Du auch", sagte ich als ich seine Schweißperlen auf der Stirn sah. "Jaa, wollte gerade gehen. Wollen wir essen gehen?"
"In diesem Outfit?", verwundert ließ ich meinen Blick auf unseren Kleidern.
"Ja, warum nicht?", zuckte er jedoch mit der Schulter und nahm meine Hand. 
"Wir essen aber bitte etwas leichtes, wenn dann schon", sagte ich schnell. Wir hatten eben Sport gemacht und dann etwas fettiges wäre ja mal nicht angebracht. Lachend stimmte er mir zu und so gingen wir zum Italiener, wo wir uns beide einen Salat bestellten. "Erzähl was von dir", forderte er mich auf. 
"Ich lebe mit meiner Freundin in einer Wohnung. Erst vor kurzem habe ich in der Firma angefangen. Ehm, was willst du denn noch wissen?", lachte ich, da ich aus dem Impuls nie viel erzählen konnte, besonders wenn es um mich ging. 
"Hobbys, Liebe, Freizeit. Alles was dir einfällt."
"Ich bin gerne zu Hause oder einfach irgendwo wo ich meine Ruhe habe. Ich liebe es, wenn ich an Orten zurück ziehen kann. Einfach dort sitzen und heraus blicken, was einen beruhigt. Ich bin Single, erklärt das Thema Liebe ja. Ich liebe meine Familie, bin sehr an die verbunden. Auch wenn ich sie nicht so oft anrufe, beruhigt mich der Gedanke, dass ich egal was ich mache mich an sie lehnen kann. Angst habe ich oft vor der Wahrheit, wenn man sich sie stellen muss. Ich liebe Kinder und mit Kindern bekommt man mich auch immer weich", erzählte ich  ihm alles und nahm einen Bissen von meinem Salat. "Jetzt du", sagte ich nur und hörte ihm zu.

Als wir uns verabschiedet hatten, ging ich nach Hause. Zu Hause war mal wieder keiner da. Wo beide waren wusste ich nicht, verschwendete auch keinen Gedanken darüber. Ich warf meine Klamotten in den Wäschekorb und verschwand unter der Dusche. Erst hatte ich das Wasser auf einer angenehmen Temperatur aufgestellt und dann machte ich ausversehen das Kalte an, weswegen ich kurz aufschrie. Dennoch sobald sich mein Körper daran gewöhnt hatte, tat es irgendwie gut. Als ich meine Augen schloss kam nur ganz kurz ein Bild, welches aber sofort verschwand als ich meine Augen wieder aufmachte. Ich sah mich in etwas jünger. Ich hatte leicht rote Haare und lachte. Glücklich war ich damals und rannte auf jemanden zu, aber ich sah die Person nicht. Mehr als mein Gesicht sah ich nicht, aber ich sah, wie glücklich ich war und lachte. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Das war das erste was ich sah, sonst sah ich immer Orte, aber nie Personen. Glücklich darüber ging stieg ich aus der Dusche und zog mich im Zimmer um. "Alex, hast du Zeit? Ich würde gerne vorbei kommen." Als er dann zustimmte, machte ich mich auf den Weg zu ihm. Er war Frisör und irgendwie wollte ich meine Haare färben, genau in der Farbe wie in meiner Erinnerung. "Mine, endlich lässt du dich blicken", schimpfte er mit mir, aber drückte mich auch fest. Er war der beste wenn es um Haare ging. "Was willst du machen?", fragte er mich während seine Hand durch meine Haare ging. "Sie färben", gestand ich ihm und schloss meine Augen. Alex liebte meine Haare und das Färben würde sie schädigen, weswegen ich wahrscheinlich auf eine Predigt von ihm zu hören bekommen würde. "Mine! Deine Haare-", und schon hörte ich nicht mehr hin setzte mich aber schon hin. Nach langem hin und her hatte ich ihn doch dazu gebracht mir sie färben zu lassen. "Wieso der Sinneswandel?"
"Ich wollte etwas von früher haben", gestand ich ihm und lehnte mich gemütlich zurück. 

"Du siehst zum Anbeißen aus!", lachte Alex und ließ mich drehen. "Das sagst du, weil du mein Friseur bist!", lachte ich und schlug auf seine Schulter. "Schatz, wenn ich nicht auf Kerle stehen würde, würde ich dich schnappen", knurrte er dann noch wie eine Katze und verabschiedete sich von mir. Etwas müde ging ich auch nach Hause und warf mich auch schon ins Bett. In meine Decke kuschelte ich mich ein und schaute aus dem Fenster, welches ich geöffnet hatte, da es mir zu warm war beim Schlafen. Es war schon dunkel und die Sterne ließen sich blicken. Ich liebte diese Position im Bett mit dem wunderschönen Ausblick, den ich immer hatte. "MINE!", schrie Ayla plötzlich, so dass ich vom Bett aufstand und ins Wohnzimmer rannte. "Was ich passiert?", fragte ich besorgt und schaute sie mir genau an. Sie blutete nicht oder sah auch nicht wirklich verletzt aus. "Ich glaube Metin wird mir einen Antrag machen", ließ sie die Bombe platzen. "Nein?", geschockt schaute ich sie an, jedoch nickte sie nur aufgeregt. "Erzähl mir mehr", lachend verschwanden wir in meinem Zimmer und dort erzählte sie mir dann alles. Später gab sie mir noch ein Kompliment für die Haare, die mich attraktiver scheinen ließen. "Vielleicht heiratest du auch mal", sagte sie nach einer weile, als wir uns ins Bett gelegt hatten. "Hmm, vielleicht", gab ich nur von mir und kuschelte mich an sie. Den Kommentar, dass es unwahrscheinlich war, ließ ich sein. Momentan war eine Ehe das letzte woran ich dachte. Einen Partner zu haben, denn du immer bei dir hast, der deine Launen aushalten wird. "Irgendwann du auch", nuschelte Ayla ehe sie einschlief.   

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt