Teil 13

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Erdem

Als wir schließlich Feierabend hatten, fuhren Lena und ich gemeinsam zu mir nach Hause. Um ehrlich zu sein, war ich Mine auch wirklich dankbar, dass sie nicht mitkam. Es hätte einfach nicht gepasst, dass meine Ex Verlobte und Ehefrau in der gleichen Umgebung gewesen wären.

Zwar wusste Pelin nicht wie sie aussah und es gab mehrere Mines aber dennoch wollte ich nicht, dass sie sich kennenlernten.

Schlussendlich bei mir angekommen parkte Lena neben meinem und stieg dann grinsend aus, ehe sie aus dem Kofferraum eine Toys'R us Tüte raus nahm. Verdammt, wann war sie denn da gewesen? "Erdem, um ehrlich zu sein wollte ich noch mehr einkaufen, aber ich fand, dass diese Spielsachen am besten zu ihm gepasst haben.", grinste sie und brachte auch mich zum Lächeln.

"Das hättest du auch nicht machen müssen, aber danke.", bedankte ich mich freundlich und gemeinsam steuerten wir aufs Haus zu, ich schloss die Tür auf und Pelin saß mit Eren gemeinsam auf dem Schoß im Wohnzimmer. Mein Sohn schien zu schlafen. "Pelin?"

Sie sah auf und musste ebenfalls lächeln als sie Lena sah und teilte Eren mit, dass er mal aufstehen sollte. Dieser tat es widerwillig, aber als er dann Lena entdeckte, kreischte er auf und rannte zu ihr. So fielen sich beide in die Arme und mich stimmte es froh, dass er sich sowohl über die neuen Geschenke, als auch über Lena freute. Wie gesagt, beide verstanden sich unglaublich gut miteinander. Nach dem gemeinsamen Abendessen verabschiedete sich Lena von uns und ging.

Sobald er weg war, machte ich Eren und mich selbst bettfertig und legte mich heute Nacht zu ihm, worüber er sehr glücklich war und mir noch einiges über die letzten Tage erzählte. So endete auch ein weiterer Tag.

Gleich am nächsten Morgen stand ich früh auf, sprang nochmal unter die Dusche und zog mir dann meinen teuren Gucci Anzug in pechschwarz an. Darunter ein rotes Hemd. So weit ich erfahren hatte, stand Frau Blum auf diese Farbe. Also noch eine schwarze Krawatte, Parfüm und alles war perfekt. Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür und ich bat die Person rein. Gott, das fühlte sich echt komisch an, wenn das auch Daheim der Fall war. Dennoch trat Pelin erst dann ein und hielt in der Hand einen Kaffee. "Pelin, Günaydin Askim. Ne gerek vardi, ben gelirdim." (Pelin, guten Morgen Schatz. Hättest du doch gar nicht gebraucht, ich wäre gekommen.) Sie nickte nur knapp und informierte sich dann: "Wie geht es dir?"

"Gut danke und dir? Sag mal ist in den letzten Tagen etwas los? Ich hab das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst." Hastig schüttelte sie mit dem Kopf und erwiderte: "Nein, warum sollte ich? Aber du weißt, dass mich das mit Eren wirklich mit nimmt."

"Mich doch auch, aber gestern ging es ihm ausgezeichnet, oder? Warte mal, ich hab die Nummer von einem guten Kinderarzt erhalten. Wenn es Eren wieder schlecht gehen sollte und ich nicht da bin, dann ruf einfach an." Sie bejahte und speicherte die Nummer in ihrem Handy. Folglich trank ich meine Tasse leer, ging mir noch schnell die Zähne putzen und machte mich auf den Weg. Auf den Weg zu Mine. Da ich ja ihre Adresse hatte und extra etwas früh raus gegangen war, begab ich mich zu ihr, um sie abzuholen. Es würde immerhin keinen guten Eindruck machen, wenn wir getrennt dorthin fahren würden und um ehrlich zu sein, war mein Auto eindrucksvoller, was die Millionärin wohl mehr ansprechen würde. Dort angekommen, wartete ich draußen auf sie. Immerhin wusste ich nicht, in welchem Haus sie lebte. Nach einer Viertelstunde öffnete sich schließlich eine Tür und Mine kam in einem roten bezauberndem Kleid und schwarzen Blazer raus. Ihre Haare waren frisiert und zu einem Dutt gebunden und dazu hatte sie rote High Heels an und war dezent geschminkt, was sie also noch naturschön aussehen ließ.

"Cok güzel olmucsun." (Du siehst bezaubernd aus.), waren meine ersten Worte, als sie total perplex sich vor mich stellte. "Neden geldin?" (Warum bist du gekommen?)

"Weil ich es für angemessener gefunden habe, dass wir zusammen dorthin fahren. Verstehst du? Wir sind ein Team und anders hätte es nicht gepasst."

"Du hättest mir aber Bescheid geben können!", erwiderte sie streng und seufzte bloß genervt auf. Das schien sie wirklich zu stören.

"Es tut mir leid, aber wie sollte ich mich bei dir melden, wenn ich deine Handynummer nicht habe?"

"Lass uns bitte endlich einsteigen, dann gebe ich sie dir.", schlug sie mit einem verunsicherten Lächeln vor und somit nahmen wir beide im Wagen platz und ich startete den Motor.

Eine Weile sagte sie nichts. Es herrschte absolute Stille, bis sie nach meinem Handy fragte und ich sie verwirrt ansah. "Was?"

"Ja, ich will meine Nummer speichern."

"Machen wir es so, ich gebe dir meine und du lässt mich einfach anklingeln, wie wärs? Also schreib auf 0172..."

Das tat sie dann auch und ließ kurz Anklingeln. "Danke."

"Keine Ursache, Herr Gül.", nickte sie knapp und blickte mich dann von Kopf bis Fuß an, ehe sie zugab: "Sie sehen auch nicht schlecht aus. Unsere Kleidungen passen zueinander."

"Der Meinung bin ich auch. Sie denken also genau so wie ich. Man greift den Opfer immer an seiner Schwachstelle zuerst ein."

Dazu sagte sie dann nichts mehr, bis sie das Thema wechselte und fragte: "Wie geht es Ihrem Sohn? Haben Sie angerufen?"
"Nein. Gestern ging es ihm wieder besser, aber ich habe die Nummer meiner Frau da gelassen, damit sie in Notfällen anrufen kann."

"Hmm.", machte sie nur und dann war ich die, die ihr eine Frage stellte: "Haben Sie keinen Kinderwunsch?"

"Nein. Hab ich nicht und hatte ich auch noch nie."

Wieder log sie! Warum konnte sie mal nicht die Wahrheit sagen? Was war mit ihr los? Am liebsten würde ich sie wachrütteln und schreien: Lüg mich doch nicht an!

Aber so tief gesunken war ich nicht, dass ich das ernsthaft getan hätte und somit war ich nun der, der schwieg. Nach einer halben Stunde kamen wir sogar in dem exquisiten Restaurant an, wo wir gemeinsam zu Mittag essen würden.

"Erdem, noch etwas.", sprach sie mich gerade an, als ich das Auto geparkt und aussteigen wollte.

"Ja, Mine?"

"Flirte bitte nicht zu viel. Ich will nicht das Gefühl haben, das fünfte Rad am Auto zu sein und euren Date zu sabotieren."

Diese Worte brachten mich wirklich zum Lachen und ich zwinkerte ihr bloß knapp zu, bis ich versprach: "Ich verspreche, dass ich nicht übertreiben werde. Keine Angst."

Jetzt lachte auch sie und ich musste gestehen, ich liebte es.

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt