Was man vergisst, hat man im Grunde nicht erlebt.
Erdem
Das Mine in der Klinik lag hörte ich von unserem Chef und es entsetzte mich. War vielleicht ICH daran Schuld? Ich weiß, es war nicht richtig von mir, sie erneut zu verführen, meine Lippen auf ihre zu drücken, aber es war ein wundervoller Moment und hätte sie mich nicht abgewiesen, wäre es vielleicht sogar weiter gegangen. Das sie etwas für diesen Taner empfand bezweifelte ich. Allein weil sie sich so von ihren Gefühlen leiten ließ.
Die Tage vergingen und ich bekam mit, dass es ihr wohl wieder besser ging, was mich sehr freute. Doch nun stand eine Sache wirklich fest.
Ich musste mich von ihr fern halten, wegen mir durfte sie nicht wieder in so eine Situation geraten. Auch wenn ich ein Arsch war und ihr immer noch nicht verziehen hatte, trug ich Verantwortung für sie. Rosella war auch sehr traurig wegen dieser Situation. Aber ich konnte ihr klar machen, dass es nichts mit ihr zu tun hatte. Da der Arzt gemeint hätte, dass sie erst einmal sich ausruhen und entspannen soll, ging keiner von uns sie besuchen. Allerdings war mir bewusst, dass Rosella die erste sein würde, die in ihr Büro laufen und ihre türkische Kollegin um den Hals fallen würde.
Die Zeit verlief nur so davon und auch an dem Freitag kam sie nicht. Als ich Herrn Becker fragte, ob er etwas wüsste, teilte er grinsend mit: "Ich habe ihr erlaubt, erst am Montag in der Firma zu erscheinen. Schließlich muss man sich um so eine wunderbare Mitarbeiterin fürsorglich kümmern. Ihm zu stimmend schlug ich vor, ihr ihre Arbeit abzunehmen und da unser Chef das befürwortete saß ich den ganzen Freitag an ihren Aufgaben. Erst am Abend wurde ich überwiegend fertig, aber da noch ein paar Akten übrig waren, würde ich diese ihr überlassen.Zuhause angekommen aßen wir zum Abend und saßen anschließend zu dritt vor dem Fernseher und schauten uns alte Videos an. Von Mines und meiner Hochzeit und auch die Geburtstage von meinem Sohn. Es war wirklich lustig und wieder einmal begriff ich, wie sehr ich diese zwei liebte. Meine Ehefrau und mein Sohn. Mein ganzer Stolz. Da es Pelin angeblich schlecht gehen würde, wünschte sie uns eine gute Nacht und lief die Treppen hoch. "Baba, am Sonntag hat Mama Geburtstag, was hast du ihr gekauft?", fragte Eren und ich klatschte mir nur auf die Stirn. Das hatte ich total vergessen. Pelin würde 25 werden. "Wir werden morgen ihr ein Geschenk kaufen und deine Großeltern einladen, tamam?"
Er nickte eifrig und so begaben auch wir uns beide in das Kinderzimmer, um zusammen zu schlafen. "Baba wenn du willst kannst du zu Anne gehen, nachdem ich eingeschlafen bin. Ich will euch nicht trennen."
"Keine Angst, tust du nicht.", küsste ich seine Wange und unterhielt mich noch ein wenig mit ihm, bis er eingeschlafen war und kurz darauf ich auch.Am nächsten Tag war Samstag und gleich nach dem Frühstück, den Eren und ich für unsere Prinzessin vorbereitet hatten, aßen wir familiär und genossen das leckere Essen. Menemen mit extra scharfem roten Pfeffer. "Was habt ihr zwei heute so vor?"
"Nichts, ein wenig raus gehen. Vater und Sohn Tag machen.", zwinkerte ich meinem Kleinen zu und dieser nickte eifrig. "Ja, nichts besonderes.", fügte er noch hinzu und biss in sein Käse Salami Brötchen.
Nachdem ich ihn fertig gemacht hatte und mir selbst etwas angezogen hatte, nahm ich ihn an die Hand und wir verließen das Haus. Ich setzte ihn nach hinten auf seinen Kindersitz und startete den Motor. Er schaute nachdenklich aus dem Fenster und nur zu gerne hätten ich gewusst, woran er dachte. Ehe ich ihn fragte, verriet er es mir sogar: "Ich liebe Mama so sehr. Sie ist eine wundervolle Frau. Kümmert sich immer um mich und lässt mich nie alleine, wenn du weg bist. Wir spielen oft zusammen Autos oder schauen lustige Videos."
Glücklich strahlte ich ihn vom Panorama Rückspiegel an und erwiderte: "Deswegen habe ich sie ja auch geheiratet. Weil sie eine Traummutter ist."
"Zum Glück hast du sie kennengelernt."
"Stimmt, sonst wärst du jetzt nicht hier.", lachte ich und auch er strahlte zufrieden.Inzwischen waren wir schon in mehreren Geschäfte gewesen, aber nichts passendes gefunden. Bei Mine wusste ich schon damals das sie Taschen liebte und war froh, dass diese Vorliebe immer noch enthalten war. Aber bei Pelin war es schwieriger. Weder Parfüms, noch Gutscheine noch irgendetwas anderes würde sie glücklich machen. "Ich weiß einfach nicht, was wir ihr holen können.", seufzte ich traurig und plötzlich sprach er: "Vielleicht will Mama ja noch ein zweites Kind. Sie ist ja noch sehr jung." Ich sah ihn entgeistert an und schüttelte den Kopf. "Woher weißt du so viel? Komm rede nicht so viel und such weiter." Er sah mich beleidigt an und wir suchten nach etwas gutem. Schließlich fanden wir eine wunderschöne Kette mit verschiedenen Diamanten besetzt für 1.022,99 €. Teurer als das Geschenk für Mine, vielleicht auch nicht so praktisch, aber da ich schon in einem Monat mehrere Tausend verdiente war das kein Problem. "Die Kette ist wirklich schön.", schwärmte mein Liebling und sah der Kassiererin dabei zu, wie sie es als Geschenk einpackte. Ich bezahlte mit der Karte und die Hand von Eren nehmend liefen wir aus dem Juwelier Laden. "Hast du Lust auf Burgerking?" Er nickte eifrig und so besuchten wir noch den nächsten Burgerking und setzten uns nach draußen hin. Er war wohl wirklich glücklich und befahl mir auch die ganze Zeit gut auf die tüte aufzupassen. Lachend versprach ich ihm, dass der Kette nichts passieren würde und nachdem wir fertig und ich bezahlt hatte, liefen wir wieder Hand in Hand die Einkaufspassage entlang, bis ich plötzlich vor mir Mine mit ein paar Tüten und ihrem Handy an ihrem Ohr vor uns stehen sah. Mein Herz schlug in diesem Moment unglaublich schnell. Sie drehte sich etwas um und diskutierte wohl mit ihrem Gesprächspartner. "Baba, was ist los?", merkte Eren sofort das ich abwesend war und ich schüttelte nur knapp den Kopf. Versuchte mich wieder einzufangen, aber es gelang mir nicht. Als sie dann auch noch auf uns aufmerksam wurde, kam sie zu uns und strahlte Eren an, reichte ihm die Hand und sprach: "Hey du musst Eren sein. Dein Vater hat mir viel von dir erzählt."
"Wer bist du?", fragte dieser nur und sie informierte ihn kurz darüber, dass wir zusammen arbeiteten und dies sorgte dafür das Eren sie zurück anlächelte. Erst dann begrüßte sie auch mich und fragte, was wir so machten, ehe Eren ihr antwortete: "Wir haben für Mama ein Geschenk gekauft. Sie hat morgen Geburtstag und Papa und ich wollen ihr eine Überraschung machen."
"Das ist ja süß.", erwiderte sie immer noch strahlend und strich über seine Haare. "Du bist wirklich ein hübsches Kind."
"Danke.", schämte sich mein Minime und Mine schlug dann knapp vor: "Habt ihr Lust auf ein Eis?"
Eren sah mich an und ich ihn zurück. "Können wir? Haben wir noch Zeit?"
"Ich weiß nicht...", versuchte ich es, doch seinem bittenden Blick konnte ich mich nicht widersetzen und so bejahte ich: "Okay, aber nur eine Kugel."
Mine freute diese Antwort und ich verstand nicht wie sie sich ihm gegenüber so schnell öffnen konnte. Sie griff nach seiner Hand, den Eren glücklich nahm und glücklich liefen sie vor, während ich beiden einfach nur stumm folgen konnte. Wie war das möglich?Inzwischen saßen wir schon seit fast einer Stunde hier in der Eisdiele und sie unterhielt sich mit ihm, fragte ihn was er so machte, was er später werden wollte und lernte ihn kennen. Bei diesem Anblick lief es mir eiskalt den Rücken runter. Meine Ex und mein Sohn.
Erst um kurz vor 17 Uhr verabschiedeten wir uns und Eren bedankte sich bei Mine, die die Rechnung übernommen hatte. Sie umarmten sich leicht und dann liefen Eren und ich zum Wagen. "Sie war echt nett. Wieso hast du mir nie etwas von ihr erzählt?"
"Hmm, weiß ich nicht. Wir waren zusammen in Spanien.", teilte ich ihm mit und er weitete die Augen. "Wirklich? Kann sie spanisch?"
"Nein, aber englisch.", antwortete ich und kurz darauf fuhr ich auch schon los. Zuhause im Garten setzten wir uns auf die Hollywood Schaukel und ich rief sowohl meine als auch ihre Eltern ein und lud sie für morgen ein. Es sollte eine Überraschung werden. Und auch wenn ich so sehr versuchte mich abzulenken, dachte ich ständig an Mine. Daran, wie sie sich um meinen Sohn gekümmert hatte und ihn wohl wirklich mochte. "Eren, du darfst das mit heute und mit Mine Mama nicht sagen, okay? Versprich es." Er sah mich etwas verständnislos an, doch nachdem ich meinte, dass Mama das falsch verstehen könnte, nickte er und versprach es mir. "Du bist mein Kleiner.", küsste ich seinen Kopf und konnte sogar durch ihn Mines Parfüm in mich rein ziehen.

DU LIEST GERADE
Das Schicksal lenkt
General FictionDie Wege einiger Menschen trennen sich im Laufe des Lebens. Keiner sagt, ob es für immer ist oder für eine begrenzte Zeit. Erdem und Mine treffen nach einigen Jahren aufeinander und durchleben all diese Gefühle wieder. Doch vielleicht war es für bei...