Teil 1

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Und alles getrennte findet sich wieder. 

Erdem

Wenn ich heute an meine Vergangenheit denke und mich im Spiegel betrachte, dann lächele ich meinem Spiegelbild automatisch zu. Denn ich kann mit Stolz behaupten, bis lang jede Entscheidung die ich getroffen habe, nicht zu bereuen. Im Gegenteil, ich sehe alles als eine Erfahrung, das mich gestärkt hat und wodurch ich an Größe gewann. 

Wenn ich mich in wenigen Worten beschreiben würde, wäre es: Glücklicher Familienvater, der seine geliebte Frau kein einziges Mal in den fünf Jahren, in dem sie verheiratet sind betrogen hat und seinen kleinen fünf jährigen Sohn über alles liebt. 

Für mich stand "Familie" immer an aller erster Stelle. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich in meiner Jugend viel Scheiße gebaut habe. Ich hatte einfach viele heiße Frauen um mich herum, meine Jungs waren auch nicht ganz ohne. Es war einfach eine sehr stürmische Phase in meinem Leben, worauf ich trotz allem stolz bin. Denn gerade, weil ich diese Erfahrungen sammeln konnte, weiß ich, dass meine Frau und mein Kind meine Zukunft sind. Das ich nur sie brauche und keinen Alkohol oder billigen Sex.

Was bringt es einem, wenn man Nächte weg bleibt und erst gegen Morgengrauen mit einem Kater nach Hause kehrt? Wenn man im Bett einer anderen landet und sich am nächsten Tag fragt, wo man eigentlich überhaupt ist? 

Ich hab all das erlebt, zwar nicht unbedingt in der Oberstufe, doch während der Studienzeit ganz sicher. Kaum zu glauben, dass ich trotz diesem Absturz es heute weit gebracht habe. Gott muss wohl gnädig mit mir gewesen sein, als er Pelin in mein Leben einführte und mir einen der bestbezahltesten Jobs in einem der angesagtesten deutschen Produktionsfirmen verschaffte.

Pelin war stets eine traumhafte Frau, die sich ganz ihrer Familie verschrieb und obwohl sie von meiner Vergangenheit, bezüglich meiner ersten großen Liebe Bescheid wusste, mich wahnsinnig lieben konnte. Erst durch sie hatte ich wieder angefangen über Liebe positiv zu denken und an sie zu glauben. Während unserer Ehe bewies sie mir immer wieder, dass dies nicht nur ein Wort sondern ein sehr starkes Gefühl war. Vielleicht blieb ich ihr deswegen heute so treu, auch wenn der Sex inzwischen sehr kurz kam. Wer weiß? Was auch immer es war, ich respektiere sie wie wahnsinnig, denn sie war es, die unseren Sohn Eren so sehr Aufmerksamkeit schenkte und sich die Zeit für ihre Männer nahm. Gott, er war einfach das Beste was mir je passiert war.

____

"Baaaaba?", hörte ich meinen kleinen Sprössling vom Flur aus rufen, während ich mein frisch rasiertes Gesicht mit kaltem Wasser wusch. Allein an seinem spitzbübischem Ton konnte ich erkennen, dass er etwas verlangte. Also trocknete ich schnell mein Gesicht ab und verließ das Badezimmer. "Oglum, noldu?" (Sohn, was ist passiert?)

"Baaabaaacim, spielst du mit mir bitte Fußball?" Seine Augen leuchteten während er mir diese Frage stellte und nur zu gerne hätte ich ihm eine Zusage gegeben, aber es ging aus zwei Gründen nicht. Zum einen, weil er krank war und im Bett liegen bleiben musste und zum anderen, weil ich gleich in die Firma fahren und die restlichen Aufgaben im Bereich Marketing und Vertrieb erledigen sollte. 

"Sohnemann, du bist krank, komm Papa legt dich ins Bett.", erwiderte ich lächelnd, lief auf ihn zu und warf ihn über meine Schulter. "Baba, wir haben schon lange nicht mehr gespielt."

"Ich weiß. Ich verspreche dir, dass sobald mein kleiner Engel wieder gesund ist das ganz häufig nachzuholen, okay?" Seine noch eben enttäuscht klingende Stimme, gewann an Freude und er jubelte freudig. Ihn so glücklich zu erleben, erfüllte auch mich und ich konnte schwören, dass ich am liebsten mich gleich zu ihm ins Bett gelegt und mit ihm eine Runde gekuschelt hätte, jedoch war dies nicht möglich. "Wann kommst du wieder?", fragte Eren als er schließlich im Bett lag und ich ihn zudeckte. "Keine Ahnung, es müssen noch ein paar Dinge erledigt werden." 

Ohne ein weiteres Wort verließ ich sein Zimmer und lief runter in die Küche, wo meine bildhübsche Frau an der Anrichte stand und für mich Kaffee zubereitete. "Erdem, ich liebe dich.", bekam sie nachdenklich heraus, als sie mir die Tasse überreichte und schaute mir dabei nicht einmal in die Augen. Was sollte das denn jetzt?

"Pelin, ich liebe dich auch und zwar sehr, aber wie kommst du jetzt darauf?"

"Keine Ahnung, ich hab schlecht geträumt.", hackte sie das Thema ab und da ich nicht am Morgen über solche ernsten Themen reden wollte, nahm ich nur dankbar die Tasse entgegen und trank an meinem Kaffee ohne Milch und Zucker. Am Morgen war genau das das Richtige. "Erdem, pass auf dich auf.", verabschiedete sie sich nach einer Viertelstunde von mir und reichte mir meinen Aktenkoffer zu. "Mach ich schon. Mach du dir keine Sorgen und kümmer dich bitte gut um Eren. Ruf mich an, wenn es ihm schlechter gehen sollte." Sie bejahte und mit einem Kuss auf die Lippen verließ ich mein modern eingerichtetes Einfamilienhaus und schlenderte in die Garage, um in meinen weißen Caprio einzusteigen. Schließlich schien die Sonne und das Wetter war einfach perfekt. »Noch die Sonnenbrille auf, Radio laut drehen und los gehts.«

Total gelassen fuhr ich Richtung Firma, als die Ampel gerade auf rot umschaltete und neben mir ein schwarzes Auto anhielt. Automatisch blickte ich rüber und als ich die Fahrerin sah, hatte ich das Gefühl das die Welt für einen kurzen Augenblick anhalten würde. Meine Exfreundin. Jugendliebe. Die Frau die ich schon seit fast sechs Jahren nicht mehr gesehen hatte und die immer noch atemberaubend aussah. Mine Gencel.

Neue Geschichte, neues Glück! Hinterlasst eure Meinungen damit wir auch wissen, ob sie euch gefällt. Die Geschichte wird jeden Mittwoch und jeden Samstag geteilt, manchmal mit Ausnahmen :) Eure Meinungen könnt ihr hier, Ask (Sicht des Jungen: Eestone Sicht des Mädchens: mizmizmaya) und auf Instagram sogar abgeben. 

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt