Teil 18

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Mine

Was passierte hier nur? Schnell löste ich meine Lippen von ihm und schlug die Augen auf. Seine waren eben geschlossen doch auch jetzt offen. Meine Hand ruhte auf seiner Brust, die ich aber schnell dort entnahm. "Es- fuck, sorry", stammelte ich und stieg eilig aus dem Auto. Ohne wirklich nach hinten zuschauen, was er denn nun machte, ging ich in die Firma. Plötzlich kam die Angst zum Vorschein. Was wenn uns jemand sah? Wie würde man das nur erklären? Er war verheiratet! Fuck, er hatte einen Sohn!

"Frau Gencel?", ließ mich eine Frauenstimme in die Realität bringen. "Was?", fauchte ich, aber bereute es sehr, da die schüchterne Praktikantin dort stand und mir ängstlich in die Augen schaute. "Ich bin schlecht gelaunt, liebes. Was gibt es denn?", kam es nun endlich etwas freundlicher, dennoch leicht gereizt rüber. "Frau Masic ist in ihrem Büro. Sie wartet auf Sie", benachrichtigte sie mich und verschwand auch schon wieder. Genervt ging ich zu meinem Büro, da ich wirklich keine Lust auf diese Furie hatte. Aylin Masic. Nur der Name löste Aggressivität in mir aus. Wir waren befreundet in der Uni, besser gesagt, wir waren verfeindet. Ich weiß nicht wieso sie mich nicht mochte, aber sie tat es eben nicht. Sie war immer in meiner Umgebung, aber eigentlich hasste sie mich, was mir nichts ausmacht. Hunde bellten nun einmal. "Hallo, Mine", begrüßte sie mich lächelnd auf meinem Stuhl sitzend. "Was suchst du hier eigentlich?", kam ich zum Punkt. Auch eben auf der Feier war sie es, die mich angesprochen hatte. Verraten hatte sie mir nicht was sie hier suchte, nur unnötig herum gesprochen und mir die letzten paar Nerven geraubt. "Ich bin von der Partnerfirma. Wir haben für euch eine kleine Feier organisiert gehabt und natürlich wars noch nicht. Es geht heute Abend weiter mit der Feier", erklärte sie mir lächelnd und stand endlich auf. Sie ging im Zimmer herum und nervte mit ihrer Präsenz. "Ich kann heute aber nicht." Eigentlich hatte ich Zeit, aber keine Lust auf so eine Veranstaltung und auf ihr Gesicht. Ihre Art nervte mich. "Mine, wir wissen beide, wie sehr du die Aufmerksamkeit liebst. Besonders die der Männer. Dein Kollege, bei dem du eben ausgestiegen bist, sieht wirklich gut aus."
"Aylin, ich warne dich! Er ist verheiratet und hat ein Kind!", fauchte ich sie an und merkte, dass ich nicht besser war. Ich hatte ihn geküsst! Wir hatten uns geküsst. Es fühlte sich so verdammt richtig und vertraut vor. Als ob nur er und ich zählten, mehr nicht. Nur wir. "Lauter Hindernisse, nichts weiter", wedelte sie mit der Hand und ging endlich aus meinem Büro. Um ihren billigen Parfüm nicht zu riechen, machte ich das Fenster auf und inhalierte die frische Luft. Verdammt tat sie gut! Um mich abzulenken von allem, besonders von eben, setzte ich mich an die Arbeit und ging die Mappen durch, die vom Konzept her fertig waren, aber kleine Verbesserungen nötig hatten.
"Abla?", streckte Mert sein Kopf herein und lächelte mich an. Wir hatten es schon 19 Uhr und nur noch eine Stunde hatte ich, um auf dieser Feier zu sein. Ich hatte Mert gebeten mir die Sachen zu bringen, da ich vor lauter Arbeit es nicht schaffte zu hause vorbei zuschauen. Ich gehörte zu den wenigen Menschen, die noch in der Firma waren. "Komm rein, Schatz." Ich stand auf und streckte mich ausgiebig, bis ich mich auf die Couch neben ihm fallen ließ. "Willst du vielleicht mit?", hackte ich nach doch nur abfällig schaute er mich an. "Was soll ich da? Es wird langweilig dort. Da bleibe ich lieber zu Hause. Ach, ich bin heute bei einem Freund. Wenns spät wird, penne ich da."
"Super, dass auch ich mal Bescheid bekomme", entgegnete ich nur zickig und stand auf um mich fertig zu machen. Ich nahm ihm das Kleid aus der Hand und bat ihm sich um zudrehen. Mein jetziges Kleid warf ich über meinen Stuhl und zog mir das rote Kleid über, welches sich perfekt an meinen Körper schmiegte. Auch die blauen Schuhe warf ich auf den Boden, um in die schwarzen High heels zu schlüpfen.

Kurz bevor ich den Club betrat, zog ich noch mein Kleid herunter, welches mir einfach persönlich viel zu kurz rüber kam, aber auf Merts Geschmack ganz perfekt für so einen Abend war. Mit einem mulmigen Gefühl ging ich nun weiter, bis der Türsteher mich aufhielt. "Wohin des Weges?", grinsend wurde ich analysiert. "Wohin sieht es denn aus?", blaffte ich ihn nur an. Wie ich sowas hasste! "Haben Sie eine Einladung?"
"Nein, aber mein Name müsste da stehen. Mine Gencel", zischte ich ihn an, da ich wirklich keinen Nerv für sowas hatte und der Wind, der wehte, mir eine Gänsehaut verpasste auf der nackten haut. "Ah, hier. Herzlich willkommen!", und schon änderte sich seine Miene. Eben noch das Arschloch und jetzt ganz der professionelle. "Mine, hier drüben!", schrie sie, sobald ich eine Fuß hinein versetzt hatte. Hatte die nur auf mich gewartet oder wie? Sobald ich am stehtisch ankam, sah ich Erdem leicht lächelnd auch erleichternd. Sie hatte ihn bestimmt voll geredet und genervt. Schnell nahm ich meinen Blick von ihm, da ich mich schämte. "Komm, komm", hackte sie sich bei mir ein und zusammen gingen wir zu den. "Dennis, ein Arbeitskollege von mir", stellte mir Aylin den blonden Jungen mit den braunen Augen vor. "Mine", gab ich ihm meine Hand und schüttelte sie kurz. "Wir hatten eben über dich gesprochen", berichtete er mir. "Ich hoffe doch nur gutes!", grinste ich ihn an und stellte mich zu ihm. "Sowieso!" Und schnell kam ich in ein Gespräch mit ihm und merkte, was für eine aufgeweckte Person er war. Er machte Witze, die einen wirklich vor lauter Lachen Tränen ließen. "Gibst du mir deine Nummer?" Lächelnd suchte ich mein Handy und überreichte es ihm. Während er tippte schaute ich mich herum und konnte die Wut auf Erdems Augen heraus spüren. Schwer schluckte ich und wand meinen Blick sofort von ihm ab. "Willst du vielleicht etwas trinken?"
"Ja, eine Cola, bitte", und schon verschwand Dennis an die Bar. "Ist er nicht ein guter junge?", forschte nun Aylin nach deren Arm an Erdems Schulter lag. Nimm sie weg da! "Ja, wundert mich nur, warum du ihn nicht hattest. Oder steht er nicht auf dich?", grinsend schaute ich zu ihr und sah ihre Augen Aufflackern, jedoch verschwand es auch sehr schnell. "Keiner kann meinem Charme widersetzten. Nicht wahr, Erdem?"
"Deine Cola", überreichte mir Dennis mein Getränk und schon schaltete ich Aylin ab.

"Ich muss kurz für kleine Mädchen", entschuldigte ich mich und verschwand auf die Toilette. Während des ganzes Gespräches mit Dennis konnte ich die Blicke von Erdem spüren. Diese durch dringlichen Blicke. Im Bad wusch ich mir meine Hände mit kaltem Wasser und tupfte sie kurz an meine Stirn, da mir etwas schwindlig wurde. Ich hatte nichts außer zu Mittag gegessen und die stickigen Luft machte es nicht leichter. Als ich dann dachte, dass es mir besser ging, ging ich aus der Toilette und stoß im Flur gegen jemanden. Schnell hielt ich mich fest und durfte in die Augen von Erdem blicken. "Tut mir leid", wollte ich mich von ihm entfernen, jedoch hielt er mich fest. Seine Nähe beunruhigte mich und besonders die nähe unserer Gesichter, unserer Lippen. Ich biss mir auf die Lippen und schluckte schwer. "Es tut mir leid", sagte ich, ehe ich dieses mal meine Lippen an seine presste. Schon zwei küsse an einem Tag. Zwei verbotene küsse, die sich verdammt richtig fühlten.

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt