Teil 32

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Mine

Als Erdem mir die Hand reichte und so verschwand, war ich Enttäuscht und traurig. Wie zwei fremde hatten wir uns verabschiedete, wobei ich gerne meine Arme um ihn geschlossen hätte und ihn dann einen Kuss auf die Wange geben wollte. An meinen Geburtstag hatte ich gar nicht gedacht und erst als er mir dann das Geschenk gab, fiel es mir wieder ein. Ich liebte Taschen und woher er dies wusste, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hatte er meine Taschensammlung gesehen als er in meinem Zimmer war. Etwas betrübt wollte ich mir ein Taxi rufen, als Cihan sich zu mir stellte und mich bat nach Hause zu fahren. Da Erdem nicht auf ihn gut zu sprechen war und ich keine Lust auf Stress mit ihm hatte, lehnte ich ab. "Wieso willst du es nicht?", fragte er mich schließlich und schlecht konnte ich sagen, dass es wegen Erdem war, weswegen ich dann doch zustimmte und mich nach Hause fahren ließ. "Danke", verabschiedete ich mich und stieg sofort aus. Zu Hause begrüßte ich Metin, der Essen gemacht hatte und singend umher ging. "Du bist wirklich oft hier", bemerkte ich und nahm mir das Glas Wasser, was er mir reichte. Einen großen Schluck nahm ich und stellte es auch ab. "Und du bist öfter angepisst", stellte er fest und sang weiter vor sich hin. Mit einem "hmm" stand ich auf und ging in mein Zimmer. Die Wäsche die getrocknet war und Ayla zusammen gestapelt auf mein Bett gelegt hatte, räumte ich wieder in mein Schrank ein und warf die anderen Sachen in den Korb. Ich wollte einfach nur schlafen und so allem entkommen.

Am nächsten Tag machte ich mich fertig und ging zur Arbeit. Alle Mitarbeiter wurden noch einmal vom Chef gratuliert für die gestrige Leistung, da wir als Firma wirklich gut dastanden. Nach der Rede verzog ich mich auch schon in mein Büro und erledigte meine Sachen. Da Erdem in London war und seine Aufgaben hier stehen blieben, jedenfalls ein paar Dinge, übernahm ich die Hälfte davon und führte die Telefonate mit den Geschäftspartnern. Es dauerte nicht lange und schon hatte ich den Dreh heraus, so dass ich auch keine Probleme mehr hatte irgendwo anzurufen. "Mine, machen wir eine Pause?", fragte mich Rosella, die ihren Kopf in mein Büro streckte. "Oh, ja", sagte ich und ließ meinen Kopf kurz in den Nacken fallen. Vom Beugen hatte ich Schmerzen bekommen. In der Gemeinschaftsküche angekommen, setzten wir uns an den kleinen Tisch zu den anderen. Am Tisch saß eine Kollegin, die ich gar nicht mochte. Sie war das Lästermaul schlecht hin hier. "Was läuft da zwischen dir und Cihan?", forschte sie nach und lächelte mich da auch noch provozierend an. In den Pausen sprachen wir uns mit dem Vornahmen an als mit dem Nachnamen. "Nichts. Ich kenne ich ihn schließlich nicht und weiß was für einen Ruf er hier hat, was mich aber nichts angeht. Er kann manchen was er will, so lange ich es nicht mit mir machen lasse, wie so mach anderer hier", lächelte ich sie zuckersüß an, da ich wusste, dass sie sich auch mehrmals auf Cihan eingelassen hatte. Rosella wechselte danach geschickt das Thema, da Maria mich wütend anfunkelte. "Dieser Cihan ist kein guter Umgang, Liebes."
"Oh Rosella, nicht du auch noch! Bitte, ich bin alt genug und weiß wie er tickt, wenn er etwas will, kann er es, aber ich lasse mich nicht auf ihn ein." So langsam hatte mich das Thema genervt. Ich würde es verstehen, wenn ich mich schon auf ihn einließ, aber dies tat ich nicht, wurde aber von allen Seiten deswegen angesprochen.

Nach dem Essen verzog sich jeder in sein Büro und erledigte seine Arbeit. Die Tage vergingen, bis ich nun am Samstag auf meiner gemütlichen Couch saß und mir einen Film reinzog. "Du hast Geburtstag, lass es feiern gehen", bettelte Ayla schon die ganze Zeit. "Ich möchte nicht. Mir ist nicht danach." Ich hatte wirklich keine Lust. Ich hatte Erdem vermisst, war mir aber viel zu Stolz ihn anzuschreiben. Ohne mir irgendetwas zu sagen, war er einfach gegangen und dann sollte ich ihn noch anschreiben? Es juckte mir in der Hand, aber ich zwang mich nicht zu schreiben. Jedes mal wenn mein Handy ein Ton von sich gab, hatte ich die Hoffnung, dass er es war, aber auch er meldete sich nicht und gratulierte mir nicht. "Komm schon! Man wird nicht immer 26 Jahre. Lass feiern gehen, nur wir drei. Metin, du und ich", versuchte sie mich davon zu überzeugen, aber ich wollte wirklich nicht. Auch Metin zeigte mir mit seinen Blicken, dass er nicht wollte.
"Schatz,lass sie doc-"
"Metin, sei leise!", fauchte sie ihn an und schon zog er sich zurück.
"Ganz ehrlich, ihr nervt! Du stehst jetzt auf und wir gehen!", schrie sie nun und zog mich in mein Zimmer. Dort warf sie mir einen Rock zu und eine Bluse, die ich mir widerwillig anzog. "Ich hasse dich", zischte ich sie an und ließ sie meine Haare locken. "Ja jaa", gab sie nur von sich und schon standen wir auch im Wohnzimmer. Sie selber hatte sich schon angezogen, weswegen sie auch gerne raus wollte. Als wir loswollten, klingelte es an der Tür. "Bu kim olabilir? (Wer kann es sein?)" Metin machte die Tür auf, da es spät war und er als Mann verpflichtet sah, die Tür zu öffnen. Kurz hatte ich Hoffnung, dass es Erdem sein könnte, mir eine Überraschung macht, aber wenn er es wäre, würde er anrufen und fragen, ob ich alleine bin oder nicht. "Cihan?", verwirrt schaute ich zu ihm. Er jedoch grinste mich an und schloss mich in eine Umarmung. "Du hast Geburtstag und sagst es mir nicht einmal", lachte er und begrüßte dann auch die anderen. Als Ayla ihn dann auch noch einlud, wollte ich einfach nur in mein Bett. Mit meinem Augen schaute ich zu Ayla, damit sie wusste, dass ich es nicht wollte. Sie jedoch zuckte nur mit der Schulter was heißen sollte, dass es ihr egal war. Zusammen setzten wir uns dann in Metins Auto und fuhren nicht in eine Bar sondern in einen Club, denn Cihan ausgewählt hatte. "Du kennst dich aber in diesem Gebiet gut aus." Diesen Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen und kassierte von Ayla ein Schlag in die Rippen. Cihan jedoch grinste nur und Metin schaute ihn mürrisch an. Angekommen im Club mussten wir auch gar nicht uns anstellen und wurden direkt rein gebeten. Wenn man wohl öfter hier war, war man nun bekannt. Wir wurden in ein Bereich geführt, denn man reservieren musste und auch etwas abseits stand, aber dennoch der beste Ort hier war. Cihan bestellte uns allen einfach kurze, da er der Meinung war, dass wir ordentlich feiern sollten. Metin sowie ich saßen wirklich nebeneinander und schauten Ayla und Cihan an, die sich verstanden und wirklich glücklich waren. Ich lehnte meinen Kopf auf seine Schulter und hatte genauso wenig Lust wie er. "Ach, kommt schon!", schrie Ayla und drückte uns jeweils ein Glas in die Hand. "1,2 und 3. Runter damit!", schrie sie und so tranken wir das erste aus. Bei einem blieb es nicht, so dass der Tisch voller Shots war, die leer waren. So langsam hatte auch der Alkohol seine Wirkung, so dass ich weniger auf der Stelle saß, sondern eher mit Ayla zusammen zur Musik tanzten. Wir gingen nicht auf die Tanzfläche, da uns es zu voll war und wir keine Lust auf das Anfassen hatten von Fremden Leuten. "Und ein Foto bitte", schrie Cihan gegen die laute Musik. Wir allen standen auf und machten ein Foto, danach setzten sich Ayla und Metin hin damit Cihan und ich eins machen konnten. Im Moment war ich froh, dass er mich fest hielt, da mir schwindelig wurde und ich eigentlich auch nicht trinken sollte.

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt