Mine
"Können wir bitte aufhören und uns eine Pause nehmen?" Ich hatte schon Schmerzen im Nacken und war müde, nicht wegen dem wenigen Schlaf, sondern weil es einen ermüdete, wenn man immer nur auf den Laptop schaute oder etwas lesen musste. Auch Erdem nickte mir zu und gemeinsam standen wir auf, um uns auf die Couch zu setzen. "Wann wurde das Bild aufgenommen?" Erdem hatte das Bild in der Hand, was wir letztes Jahr an Silvester aufgenommen hatten. Metin hatten wir in unsere Mitte genommen und an seinen Seiten stand einmal Ayla und ich. An dem Tag waren wir wirklich sehr glücklich. Wir hatten unsere Eltern alle gerufen und hatten hier in der Wohnung in das neue Jahr gefeiert. Wie immer war Mert nicht dabei, da er der Meinung war mit uns Alten die Zeit nicht verbringen wollte und eher mit seinen Freunden etwas macht. Zwar mussten wir uns auch verstellen vor unseren Eltern, aber sobald wir ins neue Jahr kamen, gingen sie auch und Metin, Ayla und ich genossen die Zeit zusammen dann immer. "Letztes Jahr an Silvester", erklärte ich ihm und strich über das Bild. Vom Aussehen hatten wir uns alle nicht verändert, auch unsere Bindung bestand noch. Wir waren nie wie Freunde, eher wie eine kleine Familie, was ich so wertschätze an beiden. Wir halfen uns und waren für einen da, was man nicht immer erwarten kann. "Seit ihr immer so zusammen?", fragte er und nahm mir das Bild aus der Hand, um es wieder abzustellen. "Ja, immer. Wir kennen uns jetzt nicht von klein auf, aber es fühlt sich so an. Weißt du was?", wand ich mich zu ihm und schaute in seine fragenden Augen. "Es hört sich zwar jetzt dumm an, aber immer wenn ich mit dir zusammen bin, dann kommt es mir so vertraut vor. Als ob wir uns Jahre kennen und das nicht wie Bekannten sondern inniger. Dumm oder?" "Etwas", sagte er nur und mied den Kontakt in meine Augen. "Habe ich mir auch gedacht. Du weißt wo dein Bett ist, ich gehe schlafen", verabschiedete ich mich von ihm und verschwand auch schon in mein Zimmer. Ich zog mir schnell etwas bequemes an und verschwand dann auch schon im kuscheligem Bett.
"Du bist doch verrückt!", schrie ich und ließ mich im Kreis herum drehen. "Verrückt nach dir", setzte er mich ab und legte seine Stirn an meine. "Ich weiß", kicherte ich nur und legte mein Hals in seine Halsbeuge. "Ey, Leute! Wir wollen noch auf die Achterbahn. Kommt ihr?", schrie der blond haarige und kassierte einen genervten Blick von mir. "Du kennst doch Sam. Ungeduldig wie eh und je", lachte er und zog mich an der Hand zu der kleinen Truppe. Wir setzten uns alle in die Achterbahn und fest umklammerte ich seine Hand. "Der Ring", deutete er auf meinen Ringfinger und strich drüber. "Besiegelt unsere Liebe", beendete ich seinen Satz und verschränke unsere Hände ineinander. "Du bist immer an meiner Seite, egal wie zickig ich bin. Versprich mir, dass du mich nie hassen wirst, egal was ich mache", bat ich ihn darum und verkroch mich an seine Brust, da die Fahrt angefangen hatte und die Geschwindigkeit mir etwas Angst machte. "Solange ich lebe, verspreche ich es dir."
Mit einem Traum den ich mir nicht erklären konnte, stand ich auf und machte mich auch sofort im Badezimmer fertig. Das Gesicht wusch ich mir mit kaltem Wasser, um überhaupt zu mir zu kommen. Der Traum hatte mich mehr mitgenommen, als ich dachte. Als einen Traum konnte ich ihn auch nicht betiteln, da es sich so real angefühlt hatte. Die Berührungen waren so echt, genau wie die Umgebung in der wir waren. Nur wie immer sah ich kein Gesicht. Ab und zu kamen Dinge in meinen Träumen, bei denen ich den Menschen aber kein Gesicht zu ordnen konnte. Noch etwas benommen ging ich in die Küche und bereitete dort erst einmal Kaffee vor. Während das Wasser kochte, holte ich lauter Dinge zum Frühstück heraus, die man verzehren könnte. "Guten Morgen", erschreckte mich die noch etwas raue Stimme, die ich hinter mir vernahm. "Dir auch", sagte ich nur und schüttelte in seine Tasse Kaffee ein. Schnell schnappte er sich die Tasse und nahm einen Schluck, was ihm ein kleines Lächeln zauberte. "Du siehst nicht erholt aus. Hattest du einen schlechten Traum?", ein Hauch der Besorgnis vernahm ich aus seiner Stimme und drehte mich zu ihm um. Ich lehnte mich an den Tresen und schaute ihn mit verwirrter Miene an. "Eigentlich war er gar nicht so schlecht. Er war wunderschön", gestand ich ihm und ließ ihn immer mehr verwirren. Ich setzte mich auf den Stuhl und legte meine Hände auf den Tisch. "Erzähl mir davon", bat er mich und schaute mich aufmerksam an. "Wir waren auf dem Rummel, vielleicht mal gerade so siebzehn Jahre alt. Frag nicht wer die andere Person war, denn genau an die Person kann ich mich nie erinnern. Ich war glücklich und ich weiß, dass ich die Person geliebt habe. Naja, wir waren dann auf der Achterbahn und dort hat er mir ein Versprechen gegeben, dass er mich nie hassen wird, egal was ich mache. Und an den Namen Sam kann ich mich erinnern. Genau, Sam", sagte ich und als ich fertig mit dem Reden war, bemerkte ich, wie blass sein Gesicht wurde. "Du kannst dich also nie an die andere Person erinnern?" "Nur an sein Gesicht nicht. Er kommt oft vor oder es wird oft über ihn geredet und immer wenn dies passiert, bekomme ich ein kribbeln, was ich sogar nach dem Aufwachen spüre. Es ist verrückt, aber es ist so real." Wir schauten uns lange an, ohne dass auch nur einer von uns etwas sagte. "Der Ring!", schrie ich und stand schnell vom Sitz auf. Ich rannte in mein Zimmer und suchte wie wild nach dem Ring, den ich im Traum trug. Erdem war mir gefolgt und hatte sich auf mein Bett gesetzt. "Was für ein Ring?", fragte er nur und stützte seine Hände am Bett ab. "Ich habe einen im Traum getragen. Ich habe ihn bestimmt noch", das letzte sagte ich mehr zu mir als zu ihm. Wie eine Wilde suchte ich in allen Schubladen danach und fand ihn dann in der letzten Schublade in einem Karton, der auch am Ende der Schublade versteckt war. "Der hier!", freute ich mich wie ein kleines Kind, welches sich so viele Kugeln Eis aussuchen durfte."Ich muss los", mit einer Eile die ich nicht verstand, stand er auf und nahm seine Jacke, die über der Couchlehne lag. "Was ist los?", schrie ich ihm hinterher, jedoch war er schon auf den Treppen und raste sie herunter. Verwirrt schloss ich die Tür und ging in die Küche um aufzuräumen. Der Appetit war mir vergangen, nur mein Kaffee nahm ich in die Hand und verzog mich auf die Couch. Nach einiger Zeit wurde mir das Sitzen auch zu langweilig und ich zog mir etwas anderes an, um heraus zu gehen. Frische Luft würde immer gut tun und vielleicht meinen Kopf von den Gedanken befreien, die herum spuckten. Den Ring trug ich schon an meinem Ringfinger, schaute auch immer wieder drauf, um vielleicht doch wieder eine Erinnerung zu bekommen, von wem ich ihn doch bekommen hatte.
Die nächsten Tage passierte nicht wirklich etwas. Von der Arbeit nach Hause. Mehr machte ich nicht oder zu mehr hatte ich keine Lust. Ich hatte vor zwei Tagen meine Mutter angerufen, ob sie nun etwas wusste, wegen meinen Träumen. Sie jedoch stritt jedesmal ab und wenn ich dann mal mit meinem Vater sprechen wollte, fand sie eine Ausrede. Mein Vater würde mir alles erzählen, so dachte ich es jedenfalls. "Gehen wir noch einen Kaffee trinken?", fragte mich Isabelle, die auch erst neu hier war. Eigentlich kannte ich sie erst neu, sie arbeitet hier schon seit 2 Jahren. "Können wir gerne machen." Sofort schnappte ich mir meine Tasche und schloss mein Büro ab. "Wieso setzten wir uns an den großen Tisch?", fragte ich sie verwirrt, da wir uns an einen großen zusteuerten, wobei wir nur zu zweit waren. "Die anderen kommen noch. Nur eben etwas später", berichtete sie mir und schon setzten wir uns gemeinsam hin. Der Kellern kam und wir entschieden jetzt schon einmal zu bestellen, als später. "Heyyy, Leute", stand Isabelle auf und begrüßte alle. Ich machte es ihr gleich und schaute nur kurz rüber zu Erdem. In diesen paar Tagen hatte ich ihn immer wieder dabei erwischt wie er nachdenklich durch die Gegend schaute und nicht wirklich anwesend war.
Wir saßen wirklich lange hier und nach und nach gingen ein paar. "Können wir reden?", fragte ich Erdem, als er auch gerade aufstand und sich zum Gehen bereit machte. "Kurz", sagte er nur und setzte sich auch wieder hin. Da zum Glück niemand da war, musste ich mich auch nicht zusammen reißen so förmlich mit ihm zu reden. "Wieso bist du letztes so aus der Wohnung geflüchtet?" Die Frage brannte mir auf der Zunge und endlich hatte ich die Gelegenheit sie zu stellen. Gerade wo er seinen Mund aufmachen wollte, hörten wir eine Stimme die nach uns rief. Sie rief nicht nur einen von uns sondern uns beide. "Mine, Erdem!", rief sie nochmal und beide drehten wir uns um. Vor uns stand eine Frau die über das ganze Gesicht strahlte als sie uns sah. Nicht ihre Schönheit ließ mich verwirrt dastehen, sondern eher, dass sie mich kannte und ich sie nicht. "Es ist so schön euch beide zu sehen", lächelte sie uns an und umarmte uns beide schnell. Ihre Hand legte sie auf meinen Arm und die andere auf seine. Verwirrt schaute ich zu Erdem, der nur noch leichenblass dort stand und zu kaum irgendetwas zustande war.

DU LIEST GERADE
Das Schicksal lenkt
General FictionDie Wege einiger Menschen trennen sich im Laufe des Lebens. Keiner sagt, ob es für immer ist oder für eine begrenzte Zeit. Erdem und Mine treffen nach einigen Jahren aufeinander und durchleben all diese Gefühle wieder. Doch vielleicht war es für bei...