Teil 14

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Mine

Ich nahm seine Hand und ließ mich hochziehen. "Ich würde ja gerne wir haben es geschafft sagen, aber eher du. Die Frau würde mich ja eher gerne weg haben", lachte ich auf und ging mit ihm heraus. "Wollen wir nicht dem Chef sagen, dass wir es in der Tasche haben und nicht hin gehen? Ich habe wirklich keine Lust noch mal in die Firma zu gehen, wo wir dann gleich wieder uns auf die Arbeit stürzen oder nach Hause geschickt werden", erläuterte ich ihm meinen Plan und schaute ihn dabei leicht lächelnd an. "Okay, aber was wollen wir dann machen?" Auf die Frage konnte ich nicht antworten, weil mein Handy in meiner Tasche anfing zu läuten. "Warte kurz", sagte ich und nahm mein Handy in die Hand. "Ja, Schatz?", fragte ich den Hörer und sah wie die Augenbrauen von Erdem in die Höhe gingen. "Abla, ich schaffe es erst heute Abend. Ich war draußen und habe irgendwie den Bus verpasst." Frustriert seufzte ich auf und schlug mir auf die Stirn. "Du kannst unmöglich mein Bruder sein. Wie kann man nur so etwas vergessen? Hast du wenigstens jetzt ein neues Ticket oder fährst du mit dem Auto her?" Ich hörte schon wie er an der anderen Leitung von meinem Redefluss Luft nahm und auch seine genervte Mimik. "Ich fahre mit dem Auto her und bin gegen Abend da", teilte er mir mit und legte auch auf. "Mein Bruder", erklärte ich Erdem, was ich nicht musste, aber irgendwie tat. "Er kommt dich besuchen?", fragte er beiläufig als wir ins Auto stiegen. "Ja, zwar weiß ich nicht wieso, aber schaut vorbei"

Wir saßen im Auto und wussten nicht wirklich wohin. Gegessen hatten wir ja beide schon und unser Outfit war auch nicht wirklich bequem. "Können wir zu mir nach Hause?", nur flüsternd kam es über meine Lippen. "Ich will mir etwas anderes anziehen, in diesem Kleid ist es mir nicht beheuer." Als Zustimmung nickte er mir zu und bog auch schon die nächste links ab, um wieder zurück zu fahren. "Ich habe auch Sachen für dich", stoppte in der Rede, da er verwirrt schaute. "Ich habe eine Mitbewohnerin und die ist mit Metin zusammen, der Kinderarzt, wir haben paar Klamotten von ihm da", erläuterte ich ihm alles, ehe er auf dumme Gedanken kam, warum ich nun Klamotten parat hatte von Männern. "Park einfach hier vor. Es ist sowieso mein Auto und es wird dir keine Probleme bereiten." Wie gesagt tat er es und um nu standen wir auf der Straße. Während wir uns auf dem Weg zu der Wohnung machten, kramte ich jetzt schon einmal nach meinem Schlüssel herum, damit wir nicht ewig vor der Tür stehen müssten, wartend auf den Schüssel. "Ist deine Mitbewohnerin da?" "Nee, die ist arbeiten und kommt auch erst am Wochenende wieder." Als ich die Tür auf hatte, gingen wir rein die Treppen hoch. Erdem schaute sich derweil um und ging sich ab und zu durch die Haare. "Hier wären wir. Home sweet home", lächelte ich und machte die Tür auf. Seine Schuhe zog Erdem schon draußen aus, nahm sie mit rein und legte sie in den Flur. Darüber musste ich leicht lächeln, da es kaum einer tat. Jedenfalls trug keiner dann immer seine Schuhe rein, sondern ließ sie da draußen stehen. "Setz du dich ins Wohnzimmer. Ich komme gleich wieder und gebe dir deine Sachen", verschwand ich eilig aus dem Wohnzimmer und ging in mein Zimmer. Dort warf ich das Kleid auf den Boden und schnappte mir eine Jogginghose und ein weites T-Shirt von Metin. Genau wie Ayla liebte ich es die T-shirts von Metin zutragen, weil sie so gemütlich waren, da sie breit waren und so locker. Ich setzte mich auf meinen Schminktisch und band meine Haare zu einem Zopf, ich ließ es locker, damit mich nicht die Kopfschmerzen noch klagen würden. In der ersten Schublade nahm ich mir dann mein Abschminktuch und machte jegliche Schminke weg, die ich auf dem Gesicht hatte. Viel war es nicht, da ich es nicht mochte mich auffällig zu schminken oder zu verhalten. Das schmutzige Tuch warf ich in den Müll und machte mich auf den Weg in Aylas Zimmer, um Erdem paar Klamotten heraus zu holen. Aus ihrem Schrank nahm ich eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt, mit denen ich ins Wohnzimmer ging. Erdem stand am Fenster und schaute gedankenverloren hinaus. "Hier sind deine Sachen", erschrocken fuhr er zusammen, drehte sich um und lächelte leicht. Mit einem "danke" verschwand er aus dem Wohnzimmer um sich in eins der Zimmer um zuziehen. Ich ging in die Küche um Wasser aufzusetzen, je nachdem wofür. Aus dem weißen Schrank holte ich noch etwas zum Essen heraus und fühlte die kleinen Teller voll. Die Küche hatten wir in blau gestrichen, was einen jedesmal ermuntern ließ und die Möbel waren in weiß. Die Wohnung war an sich eher schlicht dekoriert, was wir beide liebten. Unser Wohnzimmer war in genauso. Die Wände waren zwar weiß, aber die Couch war grau und lauter kleine Kissen schmückten die Couch. "Tee oder Kaffee?", fragte ich ihn, als er in der Küche stand und zu mir schaute. "Kaffee." Als ich das vertraute "Ping" wahrnahm, fühlte ich unsere Tassen voll mit dem heißen Wasser, welches schon vorher mit dem Kaffee gefühlt war. Die Teller, die mit Knabberzeugs gefühlt waren, hatte Erdem schon ins Wohnzimmer getragen und auf den Tisch gestellt gehabt. Ich stellte die Tassen auf das Tablett und ging ebenso ins Wohnzimmer. "Wir können uns einen Film anschauen. In der untersten Schublade sind verschiedene Filme", deutete ich drauf und schaute zu, wie er sich hin kniete und sich die Sammlung anschaute. Für welchen Filme er sich entschieden hatte, wusste ich erst einmal nicht, aber als ich dann diese düstere Musik wahrnahm, wusste ich schnell, dass es ein Horror Film war. Erdem setzte sich wieder auf die Couch und nahm sich sein Kaffee in die Hand, was ich ihm gleich tat. Angst hatte ich nicht wirklich vor solchen Filmen, aber ab und zu, wenn ich mich zu sehr mitgehen ließ vom Film, gab es Momente in denen ich vor Schreck aufzuckte. "Wenn du Angst hast, kann ich auch eine Schnulze anmachen", lachte er nur und nahm einen Schluck von seinem Kaffee, verbrannte sich die Zunge und fluchte. Mein Lachen konnte ich nicht zurück halten und lachte herzhaft drauf los, während er wütend auf mich schaute. "Passiert, wenn du dich über mich lustig machst", lachte ich und streckte ihm meine Zunge aus, die ich sofort wieder in mein Mund verschwinden ließ, da er zuschnappen wollte.

Während wir uns eigentlich den Film anschauen sollten, redeten wir eher. Er fragte mich Dinge und ich ihn. Viel hatte ich nicht zu erzählen. Er jedoch schon. Auf die Frage, wie er seine Frau kennen gelernt hatte, zuckte er kurz zusammen, sammelte sich wieder und gab mir die Antwort. Irgendwie fand ich es süß wie er über sie sprach und ein Stücken Neid kam schon hoch. Er hatte jemanden an seiner Seite, die ihm ein weiteres Leben schenkte, nämlich ihren gemeinsamen Sohn. Während er über sie sprach, schaute ich ihn genau an und wollte heraus finden, wie sehr er seine Frau liebte, aber schnell wechselte er das Thema und fragte mich. "Hattest du schon einmal einen Freund?", diese Frage kam ihm schnell über die Zunge und seine Augen wurden auch vor Neugier groß. Auf der Couch rutschte ich vor Nervosität hin und her. "Ja, hatte ich mal." Dieses Thema war mir unangenehm und schnell wollte ich es umgehen, aber Erdem sah nicht wirklich so aus, als ob das Thema abgehackt war. "Wieso hatte? Wie lange wart ihr zusammen?", forschte er interessiert nach. "Nicht so lange. Kurz am Ende des Studiums haben wir uns kennen gelernt und naja kamen dann zusammen. Wir waren ein halbes Jahr zusammen, bis ich heraus gefunden habe, dass er Drogen nimmt. Zwar war ich sauer auf mich, weil ich es nicht früher merkte, aber irgendwie, naja, so ging er eben aus meinem Leben", nahm ich tief Luft und schluckte. In dieser Zeit hatte ich mich so naiv gefühlt. Er war am Anfang so anders und liebevoll, danach änderte er sich ein bisschen. Immer mehr wurde er aggressiver und das er mich geschlagen hatte, einmal, ließ ich aus. Dies musste Erdem schließlich nicht wirklich erfahren. Meine Eltern wussten zwar über diese Beziehung Bescheid, wie über alles in meinem Leben und wollten auch, dass ich sofort danach zu ihnen zog, aber dann bekam ich ein unschlagbares Jobangebot, weswegen ich hier blieb und mir hier eine Zukunft aufbaute. Yalcin hatte ich jedenfalls danach nie wieder gesehen. Ich hatte nur von Metin gehört, dass er aufgehört hatte, aber dies hatte er mir auch immer versprochen und fing wieder an. Es war einfach eine schreckliche Zeit, die ich aber mit Ayla und Metin gut überstand, meiner Meinung nach. "Und hattest du vor Pelin welche? Also jemanden den du geliebt hast?"

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt