Teil 15

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Erdem

Der ganze Tag verlief eher sehr ruhig und entspannt. Ich sah in Mine mehr die Arbeitskollegin, als meine Ex, die Frau die ich so abgöttisch geliebt hatte. Wir führten eine nette Konversation und genossen die Zeit bei ihr, in dem wir einfach mal abschalteten, es half sogar. Der Arbeitsstress war vergessen und mit den heißen Getränken, die wir tranken, ging es uns schon viel besser. Ich lernte sie neu kennen, sie hatte sich verändert und irgendwie fand ich es immer noch merkwürdig, wie sie sich so ruhig neben mir verhalten konnte. Kein einziges Wort über die Vergangenheit. Nichts.

Als sie mir dann jedoch die Geschichte mit ihrem einzigen Freund erzählte, den sie in der Unizeit kennengelernt hatte, störte mich dies wirklich sehr. Ich verstand das nicht. Wie konnte sie so ruhig sein? Wie konnte sie mir in die Augen schauen und mich verleugnen? Den Mann, der sie entjungfert hatte? Der sie beinahe geheiratet hätte, wenn sie nicht diesen verräterischen Fehler begangen und mit ihrem besten Freund mich betrogen hätte! Niemals würde ich ihr das verzeihen können. Dennoch blieb ich eher gelassen, versuchte die Wut die dabei war die Oberhand zu gewinnen zu unterdrücken. Es war nicht so, dass ich ihr am liebsten eine verpasst hätte, weil sie gerade meinen Stolz verletzte, sondern ich würde sie im am liebsten anschreien und fragen, ob denn alles was sie damals erlebt hatte eine Lüge war! Wie konnte sie mich vergessen? Damals hieß es doch auch

»Erdem, du bist mein Leben, ohne dich würde ich meinen Lebenssinn verlieren.« Ich hatte keiner ihrer Wörter vergessen. Sie waren wie in mein Gedächtnis verdammt auf ewige Zeit. Selbst meine Ehe mit Pelin und die Liebe die ich für meine Ehefrau empfand, hatte es nicht hindern können, dass ich ab und an an Mine dachte. Doch das was sie mir gerade hier mitteilte, machte mich echt wütend. Weswegen ich auf ihrer Frage hin ohne zu überlegen monoton antwortete: "Nein, Pelin ist meine erste große Liebe. Vor ihr waren alle Frauen nur Spielzeuge. Sie waren nichts für die Ewigkeit, sie waren bedeutungslos, einfach nur Betthäschen. Erst durch meine Ehefrau habe ich begriffen, wie sehr ich wirklich lieben kann und bin ihr mehr als dankbar dafür, dass sie mir den tollsten Sohn überhaupt geschenkt hat. Das ist mal so ein Familienmensch sein könnte, hätte ich früher niemals geglaubt. Aber es heißt ja, dass jedes Arschloch sich bei der richtigen Frau verändert. Anscheinend stimmt das sogar."

"Ich bewundere dich und Pelin. Ihr scheint wie für einander gemacht worden zu sein. Möge Gott euch nie voneinander trennen.", erwiderte meine Ex und schmunzelte mich freundlich an. Wie locker konnte sie nur da sitzen und diese Worte aus ihrem Mund hören lassen, wenn sie doch damals die Eifersucht in Person war?

In diesem Moment spielte sich eine Szene in meinem Kopf ab. Es war Silvester und wir waren mit der Clique in ner Shishabar, wo gerade Live Musik spielte. Mein Arm lag um Mines Schulter, sie schmiegte sich an mich, während ich meinen Blick in der Bar umher schweifen ließ, bis zwei heiße Blondinen eintraten, die beide knappe Kleider trugen, die gerade noch ihren Arsch bedeckten. Mine hatte mir direkt in den Arm gebissen, ich hatte mich geschockt zu ihr umgedreht und mit funkelnden Augen verbot sie:

»Du darfst niemanden anschauen, egal ob ich dabei bin oder nicht! Ich kratz dir die Augen raus und ihnen mach ich das Leben zu Hölle! Du gehörst mir und ich teile ungern, vor allem nicht mit solchen Schlampen!«

Es gab oft solche Momente, Mine konnte echt zu einer Furie werden, wenn sie auch nur mitbekam, wie ich andere Frauen beäugte oder sie mich anstarrten. Und die gleiche Frau sagte nun über mich und meine Ehefrau diese Worte? Was war nur mit ihr passiert? Am liebsten würde ich sie so richtig durch rütteln, damit sie erwachte und checkte, was sie da überhaupt für ein Mist verzapfte.

"Danke Mine, ich hoffe, dass du auch irgendwann deinem Mister Right begegnen wirst.", erwiderte ich höflich und blickte ihr tief in die Augen. Sie strahlte und bedankte sich: "Danke, ich hoffe es. Ein Leben in Einsamkeit wäre nichts für mich."

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt