Teil 8

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Mine

"Hey, warte mal!", rief ich Erdem nach. Er blieb stehen, drehte sich perplex um und fuhr durch sein weiches Haare, bis er eine Augenbraue in die Höhe hob und mich fragend anschaute. "Das Treffen mit Frau Blum, die Frau, die wir überzeugen sollen, das ist erst am Freitag. Wir müssen also morgen alles zusammen stellen und dann es am nächsten Tag ihr präsentieren. Sie wird davon hören, irgendwie. Danach statten wir ihr einen Besuch ab oder wir sind rein zufällig in dem selben Restaurant wie sie. Irgendwie werden wir die Frau auf uns aufmerksam machen.", teilte ich ihm meinen Plan mit. Während des Erzählens nickte er mir zustimmend zu. "Gut, mal sehen ob es auch so klappt, wie du es dir vorstellst", verabschiedete er sich und ging wieder weiter. 

"Mine, wir sind in dieser Bar bei dir in der Nähe, also da bei der Arbeit komm vorbei.", brüllte mir Metin ins Handy, als ich es aus der Tasche gefischt hatte und ran ging. "Ich will nicht.", maulte ich zurück. "Du wirst kommen, hadi (los)", legte er einfach auf. Wenig später bekam ich dann eine SMS von ihm mit der Adresse. Mürrisch stieg ich in mein Auto und gab die Adresse in den Navi ein, was herausstellte, dass es nur 15 Minuten von mir entfernt war. Ich fuhr den mir beschriebenen Weg und parkte schnell in die Parklücke. Im Rückspiegel schaute ich noch einmal herein, dass auch wirklich nichts verschmiert war. Als alles noch in Ordnung war, stieg ich aus dem Auto und ging in die Bar. Schon vom weitem sah ich die beiden und steuerte auf beide zu. "Gel gel buraya cadi. (Komm her du Hexe)", schloss mich Metin in die Arme und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Ich kuschelte mich an ihn heran und spürte sogleich zwei weitere Arme, Ayla. "Komm du auch ruhig dazu.", lachte ich und zog mich so langsam von der Umarmung zurück. "Ihr Affen, eyyy. So wie ihr an einem hängt.", lachte ich und setzte mich hin. "Was machen wir hier eigentlich?", fragte ich als ich die Karte studierte. Es gab eigentlich nichts zum Essen eher Trinken. Cocktails und normal Getränke eben. Als der Keller kam, bestellten wir uns alle einen Cocktail. Ayla und ich hatten wie immer "Sex on the Beach" bestellt, der einfach nur köstlich schmeckte und Metin sich den Cocktail, der sich "Monster" nannte und es wirklich in sich hatte. Wir unterhielten uns über die Ferien. Hatten nämlich beschlossen alle gleichzeitig Urlaub zu nehmen und dann in ein anderes Land zu fliegen. Ich verstand beide bei so etwas nie. Andere Paare würden gerne etwas zusammen erleben oder unternehmen, aber mich schleppten sie immer mit, als ob ich ihr Kind wäre, welches zu Hause nicht alleine bleiben konnte. Dies schätzte ich zwar an beiden, aber sie sollten auch Zeit für sich haben. "Wir fahren alle nach Spanien.", legte Metin alles fest und redete uns Spanien schön. Ich war da nur einmal und wollte nicht wieder hin. Ich mochte es nicht sonderlich. Entweder war ich zur falschen Zeit da oder hatte nur falsche Leute kennen gelernt. "Ja, jaaa", kommentierten wir Frauen nur und blickten gegenseitig in unsere Augen. Wir wussten beide, dass wir ihm die Idee aus schlagen würden. 

"Wir gehen dann, Schatz. Sollen wir nicht kurz warten?", fragte mich Ayla, die ihre Jacke anzog. Beide wollte gerade gehen, was ich auch vorhatte, aber erst wollte ich noch einmal auf die Toilette. Ich gab beiden eine feste Umarmung, verabschiedete mich herzlich und steuerte dann auf die Toiletten zu. Schnell erledige ich mein Geschäft und wusch mir meine Hände. Danach ging ich wieder heraus und sah Herr Gül an einem der Tische, wobei ich mir mein Lächeln nicht verkneifen konnte. "Naa, ganz allein hier?", belustigt über seine Lage setzte ich mich ihm gegenüber. "Nein, siehst du die Frau da an der Bar, sie wollte gerade kommen, aber dann hast du dich hingesetzt und sie ist nun weg.", deutete er auf die leicht bekleidete Brünette an der Bar, die mich nicht wirklich nett anschaute. "Passiert, wenn ich komme, trauen sich andere Frauen wohl nicht mehr.", entlockte ich ihm ein Lachen, zwar verstand ich nicht warum er lachte, aber sein Lachen war so ansteckend, dass ich mein auch nicht halten konnte. "Willst du?", hielt er mir sein Glas entgegen. Ohne wirklich zu wissen was es war, nahm ich einen großen Schluck und verzog daraufhin mein Gesicht. "Bääh, Wodka mit Cola. Schmeckt nicht. Komm bestell Shorts.", wie gesagt tat er dies und auch so gleich hatten wir jeweils für jeden von uns drei Shorts auf dem Tisch stehen. "Wir beide erzählen etwas und der andere wird entscheiden, ob es die Wahrheit ist oder eben nicht. Wenn dann die Feststellung stimmt, muss der Verliere trinken.", erklärte ich ihm die Spielregeln. "Als Kind hatte ich lange Haare und meine Schwester schnitt sie mir eines Abends ab, weil sie fand, dass meine schöner waren als ihre.", erzählte er und schaute mir dabei tief in die Augen. "Lüge. Ich glaube so etwas nicht.", lachte ich und konnte mir nicht den klein Erdem mit langen Haaren vorstellen. "Es stimmt wirklich!", lachte er mit und hielt mir das Glas entgegen. Zügig schnappte ich mir das Glas und leerte es in einem Zug. Als ich es herunter geschluckt hatte, nahm ich mir eine Zitrone und biss hinein. Es brannte so ekelhaft und die Zitrone tat so gut! "Jetzt du!"

Hmm, was hatte ich denn? "Ich war noch nie verliebt", sprach ich die Wahrheit aus, doch als ob er mir nicht glaubte, schnappte er nach Luft und blickte mir tief in meine Augen. Ich wusste nicht was er da suchte oder sich erhoffte. "Lüge", bekam er heraus und war sich auch so sicher bei seiner Antwort. "Nein, Wahrheit. Ich war es wirklich nicht.", erzählte ich ihm und gab auch ihm einen Glas. 

Dieses Spiel spielten wir solange, bis wir beide irgendwie die Lust dran verloren, jedenfalls aufhörten uns Fragen zustellen und die Shots einfach leerten. Es machte Spaß. Erdem war anders, ganz anders wie er in der Firma war. "Das arrogante Arschloch ist weg und der witzige Erdem ist da.", lachte ich noch und versuchte aufzustehen, was mir auch nach vielen Versuchen gelang. Etwas ungeschickt stellte ich mich an und hielt mich am Tisch fest. Ich war angetrunken, aber nicht wirklich betrunken. "Denk bloß nicht, dass wir in die Kiste springen! Ich weiß noch wo was ist!", bekam er meine Drohung zu hören, die unter einem Kichern verstummte.  

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt