Mine
"Bei dem Spiel, wobei ich die dreckige Schlampe bin, die in das Leben von zwei Ehepartnern geht? Ja, warum nicht? Was denkst du eigentlich wer ich bin? Es war der Alkohol, der mich zu Dingen verleiten hat, nimm es nicht ernst. Wir beide, das geht einfach nicht!", schrie ich aber auch nur so laut, so dass er es nur mitbekam. Jedoch ließ er sich nicht beirren und stand immer noch vor mir. Seine Hände lagen auf meiner Taille, die er massierte, was mich benebelte. Die Lust auf seine Lippen, auf diese verbotenen Lippen, stieg an. "Pelin und ich, naja wir sind schon lange nicht mehr wie ein Ehepaar", erklärte er mir und streifte deine Lippen an meiner. Gefährlich nah! "Und warum, warum bist du noch verheiratet mit ihr?", brachte ich schließlich aus mir heraus. "Mein Sohn." Nur zwei Wörter und so viel Bedeutung. Er hatte ein Sohn, dem es sicherlich nicht gefallen würde, wenn sich die Eltern trennen. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal was es ist, er war ja auch noch klein und unschuldig. "Dieses Spiel wird gefährlich, sehr. Ich weiß nicht womit es enden wird, was aus uns wird", beendete ich meine Rede und ging. Meine Absätze, die wütend und schnell auf dem Boden hallten, verstummten als ich mein Büro betrat. Die Tür verschloss ich und lehnte mich dagegen an. Ich versuchte einen klaren Kopf zu bewahren, was natürlich nicht klappte, bei so einem Angebot! Was waren wir beide? Spielzeuge, die herum vögelten und dann wieder im eigenen Heim waren, vor anderen so taten als ob nichts wäre? Wir beide waren Menschen und Gefühle würden irgendwann kommen, sein es negative oder positive. "Frau Gencel?", klopfte es an der Tür und sofort fuhr ich zusammen. Ich schloss sofort die Tür auf und starrte in die Augen meiner Praktikantin. "Was gibt es?" Ich setzte mich auf mein Stuhl und fuhr meinen Computer hoch, während ich mich gemütlich nach hinten lehnte und mir meine Schläfe massierte. "Diese Dokumente sollte ich Ihnen geben und Sie sollten Herrn Mailer anrufen, wegen der Plakate", hielt mir die Papiere entgegen, die ich ergriff. Ich stellte sie einfach auf den Tisch und mit einer Handbewegung deutete ich meiner Praktikantin, dass sie gehen durfte, was sie auch zügig tat. Schnell erledigte ich die Aufgaben und rief auch an, aber leider ging keiner ran und somit ging ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. An der Kaffeemaschine wartete ich, dass es endlich fertig wurde und nahm mir einen Jogurt aus der Gemeinschaftskühlschrank, den ich gedankenverloren auslöffelte und nicht bemerkte, dass Erdem auch die Küche betrat. Er führte ein Gespräch mit Frau Leier, die man auch die Mutter hier nannte, da sie einen unterstützte, wenn man mal nicht weiter kam oder einen aus der Not holte. Sie war wirklich nett und eine wundervolle Frau. "Mine, wo bist du mit deinen Gedanken? Ich habe dich angesprochen?", lachte Frau Leier und strich mir über den Arm. "Oh, ehm ich hatte an meinen Bruder gedacht. Ich werde wohl mit ihm verreisen übers Wochenende. Einfach weg und den Kopf frei bekommen", erklärte ich ihr und nickte zur Verabschiedung beiden noch einmal zu. Erdem verzog keine Miene, sagte auch nichts. Er stand einfach nur da und schaute mich an, mehr einfach nicht. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Mit meinem Kaffee bewaffnet, setzte ich mich endlich an die Arbeit und versuchte wirklich nur an meine Arbeit zu denken und an nichts anderes. Am Abend bekam ich dann eine Sms von ihm, dass er auf eine richtige Antwort wartete, eine bei der ich ihm in die Augen schauen würde und dann alles sagen würde, keine wo ich seinen Blick mied. Bis Freitag hatte ich Zeit ihm zu antworten. Eine ganze Woche.
"Mert, wollen wir weg übers Wochenende?", fragte ich meinen Bruder als wir gemeinsam den Esstisch deckten. Wir fingen spät mit dem Essen an, da ich zu spät von der Arbeit kam. Die letzten paar Tage warf ich mich förmlich an die Arbeit nur um an nichts anderes zu denken oder mich verleiten lassen von einer Idee, die verlockend aber auch schrecklich ist. Irgendetwas in mir zog mich immer wieder in seine Nähe. Jedesmal wenn ich ihn in der Firma sah, kam es mir so verdammt vertraut vor! Es war nicht so ein mildes Gefühl, ein sehr starkes, was mich beängstigte. "Ja, klar können wir machen. Wohin willst du?" "Wollen wir an die Ostsee? Da haben wir doch ein Ferienhaus. Wir können uns dort etwas zurück ziehen." "Alles okay bei dir?", fragte er beunruhigt nach und strich mir über den Arm. Schnell winkte ich ab und löffelte in meiner Suppe herum. Appetit hatte ich sowieso nicht.
Am nächsten Morgen war meine Laune viel besser dran als sonst. Heute hatten wir nämlich schon Freitag und ich hatte die Erlaubnis etwas früher von der Arbeit heraus zukommen, um mich auf den Weg zur Ostsee zu machen. Mein Fluchtort. Heute hatte ich mir ein Cremefarbiges Kleid angezogen, welches sich wie eine zweite Haut anfühlte, mich aber nicht sonderlich störte. Ich zog mir meine schwarzen High Heels an und meine Tasche schnappte ich mir beim Vorbeigehen Richtung Tür. Meinen Hals zierte eine kleine blaue Kette. Ich weiß nicht woher ich sie hatte, aber sie lag schon immer in meinem Schmuckkästchen herum. Sie war nicht besonders groß und somit auch nicht auffällig, aber sie war wunderschön. Teuer war sie, dies sah man ihr an, aber keiner wollte mir verraten woher ich sie bekam. Mert meinte immer, dass ich sie wahrscheinlich von einem heimlichen Verehrer bekommen habe, was ich aber immer mit einem Kissen, welches ich auf ihn warf, kommentierte. "Ich habe gepackt, ich hole dich dann von der Arbeit ab", drückte mir Mert einen Kuss auf die Stirn und verschwand in die Küche.
Auf der Arbeit begrüßte ich alle freundlich und verschwand dann in meinen vier Wänden, um mich in die Arbeit zu stürzen. Lange hielt es nicht an, da die Tür aufgerissen wurde und ehe ich handeln konnte, wurde sie auch verschlossen. "Wa-?" "Was versuchst du seit Tagen mit diesem beschissenen Verhalten?", schrie mich Erdem an, der aufgebracht vor meinem Tisch stand und sich genervt durch die Haare ging. "Ich weiß nicht was du meinst", tat ich auf dumm und stellte mich hin. "Du gehst mir aus dem Weg und tust so als ob ich nicht existiere!", fuhr er mich wieder an und stellte sich genau vor mich hin, so dass seine Nähe wieder alle meine Sinne benebelte. "Ich weiß nicht. Ich weiß nicht was ich machen soll oder was ich sagen soll", gab ich ehrlich von mir und setzte mich auf die Couch. "Ich habe in zwei Stunden Feierabend und werde mit meinem Bruder wegfahren. Wir sollten dieses alles vergessen und so tun als ob wir uns nicht kennen, was wir auch nicht tun! Man ich kenne dich nicht!" "Und wie du mich kennst!", schrie er, aber gab auf meinen fragenden Blick keine Antwort. "Ich möchte, dass du jetzt gehst. Geh einfach", bettelte ich ihn an und nahm sofort das Telefon in die Hand, welches ununterbrochen klingelte. "Frau Gencel, guten Morgen", ging ich ran und sprach mit der Partnerfirma. Schnell verwickelten wir uns an ein Gespräch, welches schon vor Monaten stattfinden sollte, aber auf Grund ihres Urlaubs nicht stattfand. Wir klärten die Dinge ab, wie es in Zukunft ablaufen würde, während Erdem wütend aus dem Raum ging, aber mir noch schnell einen viel sagenden Blick schenkte."Abla ich kann leider nur ein Tag mit dir hier bleiben, muss danach wieder nach Hause", teilte mir Mert mit, während er am Steuer saß und ich mich gemütlich nach hinten lehnte. Das Fenster hatte ich geöffnet, so dass die erfrischende Luft mir entgegen wehte und meine Haare fliegen ließ, was nicht störte. Ein stumpfes "hmm" gab ich noch vor mir ehe ich die Augen schloss nur um diesen leisen und dazu beruhigenden Moment zu genießen. Im Ferienhaus angekommen, steuerten wir direkt in unsere Zimmer und verstauten unsere Sachen. Während ich fertig war, ging ich zu Mert und teilte ihm mit, dass er doch so lieb wäre und einkaufen gehen sollte, da wir nichts hatten. Schnell machte er sich auf den Weg und ließ mich kurz schnell überall mal durch wischen. Wir waren lange nicht mehr hier und wenn wir mal hier waren, war die Zeit wunderschön. "Abla, ich habe Pizza gekauft. Ist das in Ordnung?", schrie er von unten, so dass ich schnell die Treppen herunter hüpfte. "Mehr als das! Ich habe voll Hunger", gestand ich ihm und nahm sofort einen Bissen davon. "Und sicher, dass alles okay bei dir ist?"
"Ja, sicher. Die Frage nervt, hör auf sie zu stellen."
"Dann hör auf dich so zu benehmen."
Am Samstag verbrachten wir den ganzen Tag am Strand und genossen alles. Mert hatte sich ein paar Freunde in seinem Alter gefunden und ging Abends dann auch mit den heraus. Zwar wohnten hier kaum Leute standhaft, sondern kamen immer hier her um Ferien zu machen, dennoch hatten wir hier alles. Es war eine ruhige Gegend, nur abends gab es dann eben auch Veranstaltungen für Leute, die einfach mal feiern wollten und den Kopf frei kriegen wollten. Ich verzog mich auf unsere Terrasse mit einem Liebesroman und machte es mir so gemütlich, eingekuschelt in einer dünnen Decke. Wirklich konnte ich mich nicht auf mein Roman konzentrieren, da oft Erdems Gesicht vor meinen Augen erschien und alles von mir stoppte. Mein Kopf wurde dann immer auf stumm gestellt und das Herz ratterte. Ich müsste eine Entscheidung fällen, mit der ich so einiges ändern würde..

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Das Schicksal lenkt
General FictionDie Wege einiger Menschen trennen sich im Laufe des Lebens. Keiner sagt, ob es für immer ist oder für eine begrenzte Zeit. Erdem und Mine treffen nach einigen Jahren aufeinander und durchleben all diese Gefühle wieder. Doch vielleicht war es für bei...