Mine
"Ich weiß zwar wirklich nicht wie du auf diese Frage kommst, werde sie dir aber beantworten. Um ehrlich zu sein, wenn du so fragst, weiß ich es nicht. Um es festzustellen. Ich bin also mit der Person verlobt, also versprochen und wir haben vor der Ehe Geschlechtsverkehr und mein Verlobter, so nennen wir ihn eben, stirbt. So wie ich meine Eltern kennen, wären sie wirklich enttäuscht, würden aber nichts ändern können an der Lage, deswegen müssten sie es akzeptieren. Hmm.. Ich weiß es wirklich nicht", gestand ich ihm und nahm ein Schluck aus meiner Cola.
"Antworte", herrschte er mich nur an und schaute mich auffordernd an.
"Beides sind wichtige Dinge im Leben, Erdem. Zwar hätte ich die Jungfräulichkeit verloren, aber wenn ich mich danach, nach dem Tod meines Verlobten aufrappel und mich an meine Religion binde, wäre ich glücklich und wieder frei, lebendiger eben. Aber die Liebe. Man liebt nur einmal sagt man. Ich denke, da ich meine Liebe verloren habe und nicht noch einmal lieben würde, jedenfalls nicht so, fände ich es schlimmer. Off, neden böyle konuyu konusuyoruz ki? (Warum besprechen wir so etwas?)", fragte ich noch einmal nach, aber bekam natürlich keine Antwort. Er schaute einfach auf sein Reis herab und stocherte herum. "Was würdest du machen, wenn du die Liebe deines Lebens verlierst? Also Pelin? Ich meine sie hast du ja auch mal geliebt, sonst hättest du ja keinen Sohn mit ihr", stieg bei mir die Neugier und die Frage konnte ich mir nicht verkneifen. "Lebendig verbrennen." Die Antwort kam so plötzlich, dass ich eine Gänsehaut bekam und ihn mit weit aufgerissenen Augen anschaute. "Wow, jede Frau würde bei so einer Antwort dahin schmelzen", grinste ich nur und füllte meine Gabel mit Reis, welchen ich in mein Mund stopfen musste. "Kannst du auch mehr als das?"
"Jaa, klar. Ich bin heiße nicht umsonst Erdem", lachte er nur und kassierte wegen diesem Kommentar ein Schlag auf die Brust. "Bleibst du heute hier oder gehst du wieder?" Ich wollte, dass er blieb. Einfach in seinen Armen schlafen und seine Nähe genießen. "Mal schauen. Sagst du mir warum du nicht auf der Arbeit warst und nennst mir den wahren Grund?"
Ich stand auf und legte unser dreckiges Geschirr in die Spülmaschine. "Ich hatte wirklich Kopfschmerzen. Seit Wochen tut mir mein Kopf weh, was ich früher auch hatte, aber nicht solche starken. Sie gehen auch nicht so schnell weg und ich hatte keine Lust auf der Arbeit mit den Schmerzen zu sitzen."
"Und weiter? Da ist mehr, das wissen wir beide", beharrte er drauf und zog mich auf sein Schoss. Ich lehnte meinen Kopf in seine Halsbeuge und seine Füße legte er auf den Couchtisch. "Bilmiyorum. Bak gercekten. Birsey var ama bi yandan yok. Anliyormusun? (Weiß ich nicht. Ehrlich. Einerseits gibt es etwas, aber andererseits auch nicht)", versuchte ich das Dilemma zu erklären, welches in mir herrschte. "Etwas", gab er so knapp von sich und strich mir über den Bauch. Gedankenverloren starrten wir beide auf den Fernseher und so langsam schlossen sich meine Augen.Am morgen wachte ich ausgeruht auf und auch noch im Bett. Fragen tat ich mich nicht, wie ich herkam, da es nur Erdem sein konnte, der neben mir schlief und die Arme um mich geschlungen hatte. Ich war wirklich froh, dass er hier war und die Nacht hier verbracht hatte. Da er mit nacktem Oberkörper schlief, strich ich mit meinen Fingern über seinen Rücken, bei dem ich meine Kratzer deutlich spürte. Wie er die Pelin erklärte war mir fraglich, aber wenn man so überlegte. Er und Pelin waren gar kein Ehepaar mehr, da sie wegen Eren zusammen blieben, also sah sie ihn auch nicht. "Günaydin (Guten morgen)", nuschelte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Er drehte mich mit einer plötzlich Bewegung so sehr, dass ich auf im landete und glücklich aufschrie. "Du weckst die Nachbarn", lachte er und schaute meinen Körper an. Mein Nachtkleid war hoch gerutscht und gab auch viel Preis. "Sollen sie doch. Es ist Aufstehzeit", lachte ich nur und zuckte mit der Schulter so gut es ging. "Morgen hat mich Cihan auf eine Feier eingeladen. Es ist wohl jemand der mal bei uns in der Firma war, natürlich kenne ich ihn nicht, aber Cihan hat mich angesprochen."
"Schon am Morgen muss ich mich mit dem Kerl konfrontieren", maulte er nur und ging sich durchs Haar. Ich setzte mich auf, saß aber auf seinem Bauch. "Erdem, ich weiß du kannst ihn nicht le-"
"-ich hasse den Kerl!", verbesserte er mich und knurrte nur. "Ich werde hingehen, dies wollte ich dir nur mitteilen."
"Ach, wir werden jetzt auch nicht mehr gefragt", stellte er fest und die Tatsache gefiel ihm nicht, gar nicht."Canim, das was wir zwischen uns haben ist vielleicht wirklich, öh eng und eine Beziehung, aber wir sind nicht Freund und Freundin. Du hast mir eigentlich nichts zu sagen", sobald sie aus meinem Mund waren, bereute ich sie auch schon. Erdem wurde sofort wütend, aber zügelte sich noch. "So wollte ich es nicht sagen. Tut mir Leid", nuschelte ich und stieg von ihm ab. Ich streifte mir das Nachtkleid über und zog mein blaues Spitzenkleid an. "Wenn du so zum Büro gehst, werden dich alle anstarren, das weißt du oder?" Er hatte die Arme verschränkt und lag auf dem Bett. "Ich gehe auch heute nicht zur Arbeit. Ich habe gestern viel gearbeitet und es Nadja geschickt gehabt, so dass ich heute nichts zu erledigen habe", erzählte ich ihm während ich meine Haare kämmte. Von hinten umarmte er mich und drückte mir Küsse auf die Schulter. "Ich muss leider gehen und arbeiten, aber werde sofort wieder kommen. Wir machen uns einen schönen Tag zusammen", versprach er mir und verschwand. Glücklich ging ich in die Küche und frühstückte. Erdem war schon lange weg und hatte mir auch geschrieben, dass ich um 15 Uhr in der Stadt sein sollte, ohne Auto.
Ich entschied mich etwas früher heraus zu gehen und schnappte mir meine Tasche. Mit dem Bus fuhr ich dieses mal in die Stadt und ging in eins der Läden. Viel gefiel mir hier nicht, entweder lag es am Stoff oder einfach nur am Modell. Irgendwie wurden die Dinge kürzer und die Preise immer teurer. Bei dem Gehalt, welches ich verdiente, hatte ich zwar kein Geldmangel, aber für so wenig Fetzen, was ich eh nicht anziehen würde, bezahle ich auch nicht. "Mine? Bist du es?", stupste mich eine Hand an, woraufhin ich kurz aufzuckte. "Sonja?", freudig warf ich mich in ihre Arme und drückte sie. "Wie lange ist jetzt schon her?"
"Ein Jahr oder so. Wow, du bist schwanger", stellte ich erschrocken fest und strich über ihren runden Bauch.
"Da staunst du was?", lachte sie und lächelte mich danach glücklich an.
"Und wie! Du warst immer die unter uns die meinte, dass sie nicht schwanger werden wollte nicht so schnell jedenfalls", erinnerte ich mich an die alte Zeit mit ihr. Immer wieder hatte sie es erwähnt gehabt. "Ayla und Metin werden sich freuen, wenn ich ihnen von dir erzähle."
"Sind die immer noch nicht verheiratet?", lachte sie. Die beiden waren schon seit 4 Jahren zusammen, aber immer noch wurde das Thema Ehe nicht gefallen.Wir unterhielten uns lange und auch ich wurde über das Thema Liebe ausgequetscht, aber es gab nichts. Nichts was ich jedenfalls erzählen könnte. Die Nummern hatten wir ausgetauscht und uns versprochen, dass wir uns öfter treffen würden. Ich hatte noch genau zwanzig Minuten bis ich vor der Eisdiele auf ihn warten sollte. Bevor ich jedoch mich auf den Weg machte, ging ich in der Stadt in ein Dessau Laden und kaufte mir dort eine Menge, da ich wirklich neue brauchte und es liebte einfach. Unterwäsche hatte ich zwar wirklich sehr viele, aber ich liebte es. Manche liebten es Oberteile zu kaufen und bei mir war es das eben. An der Kasse schrieb ich dann Cihan eine Sms, dass ich morgen kommen würde und auch mich drauf freute, nicht auf ihn sondern einfach mal abzuschalten. Dort wollte ich zwar nicht trinken oder tanzen, aber einfach mal sitzen und nicht nachdenken können aufgrund der lauten Musik.
"Hier bin ich", lächelte ich Erdem an und ließ mich von ihm mitführen zum Auto. "Was machen wir?", fragte ich neugierig.
"Wir müssen etwas weiter weg fahren und dort werden wir uns dann auf die Wiese setzten. Ich hatte ein Picknickkorb vorbereitet, halt einfach unter der Sonne liegen, wie du es magst."
"Woher weißt du, dass ich es mag?", grinste ich und schaltete das Lied etwas lauter.
"Jede Frau liebt es", wobei ich nur nicken musste bei der Feststellung. Es stimmte. Wer liebte es schon nicht? Ab und zu schaute Erdem zu mir, da ich langsam anfing zur Musik zu tanzen, ab und zu Grimassen zog."Ich freue mich auf den Tag", gab ich zu und drückte ihm einen Kuss auf den Arm.
DU LIEST GERADE
Das Schicksal lenkt
Aktuelle LiteraturDie Wege einiger Menschen trennen sich im Laufe des Lebens. Keiner sagt, ob es für immer ist oder für eine begrenzte Zeit. Erdem und Mine treffen nach einigen Jahren aufeinander und durchleben all diese Gefühle wieder. Doch vielleicht war es für bei...