Mine
"Eigentlich hatte ich etwas vor", lehnte ich ab und stand auch direkt auf. "Ach, bitte Mineeee", zog sie mein Namen in die Länge. "Lena, ich würde gerne kommen, aber nicht heute. Also der Kleine ist ja auch noch krank und seine Frau hat alle Hände zu tun. Ich komme wann anders, aber nicht heute", schaffte ich es erfolgreich ihre Bitte abzulehnen. Auch sah ich, dass die Antwort Erdem mehr als nur freute. "Ich gehe dann mal wieder. Wir müssen in 10 Minuten sowieso alles vorbereiten, um noch zu präsentieren", verabschiedete ich mich von beiden und ging in mein Zimmer. Dort setzte ich mich auf mein Sitz und schaltete mein Handy an. Ich hatte es aus, da mein Akku zu ende war und ich es aufgeladen hatte. "Anne? (Mutter?)", sprach ich in den Hörer. "Mine, endlich du meldest dich!", schimpfte sie über das Telefon. Ich wusste nur zu gut, dass sie mit ihren Händen herum fuchtelte und wahrscheinlich sogar gerade in der Küche stand. "Jaa, ich arbeite nur noch, Anne. Aber jetzt rufe ich doch an und müssen wir darüber sprechen, dass ich nicht immer anrufe?"
"Neein, natürlich nicht. Was machst du außer die Arbeit? Wie geht es Ayla und Metin?", überschüttelte sie mich mit Fragen und schnappte ganz aufgebracht nach Luft. "Beiden geht es gut. Nicht viel. Von der Arbeit nach Hause und halt mit den beiden etwas.", erzählte ich ihr. Danach stellte sie mir lauter Fragen, die ich alle noch schnell beantwortete mit dem Blick auf der Uhr. Es war wirklich schön mal wieder mit ihr zu telefonieren. Sie war eine sehr lustige Person, auch wenn sie natürlich alt und somit für viele uncool war, hatte sie es noch drauf. Humor wurde bei uns groß geschrieben. Nach dem Gespräch mit meiner Mutter telefonierte ich mit Mert, der mir nur Bescheid geben wollte, dass er die nächsten paar Tage vorbei kommen wollte. Gefragt wurde ich auch nicht wirklich, ich wurde nur informiert, dass er einfach mal so kam. "Gut, dass ich auch mal Bescheid weiß", zickte ich am Telefon. "Ja, sorry. Ich wollte dir Bescheid sagen, aber dann kam immer etwas dazwischen", rechtfertigte er sich und übergab auch schon sofort das Telefon meiner Mutter, damit er nicht meine Rede hören musste. "Mama, ich muss auch wieder arbeiten", verabschiedete ich mich zum 10ten mal, aber irgendwie kam dies nicht bei ihr an. Widerwillig und mit dem Versprechen, sie wieder anzurufen, legten wir auf. Schnell stand ich auf und schaute noch einmal kurz in den Spiegel. Das Auftreten war jetzt nicht wirklich wichtig, da nur Herr Becker anwesend sein würde, aber dennoch hatte es viel mit dem Projekt zu tun. Man musste immer schick aussehen, womit man alles abrundete.Die Präsentation lief wirklich sehr gut und auch Herr Becker teilte mit uns die Meinung. Er sprach uns noch so viel Lob zu, dass ich dachte, dass der Mann irgendwann mal auf dieser Schleimspur ausrutschen würde. Bei dem Gedanken verkniff ich mir noch so gut wie es ging ein Lächeln, was aber dennoch von Erdem gesehen wurde, der verwirrt zu mir schaute, aber mit einem Schulter zucken kommentiert wurde. "Habt ihr eigentlich eine Idee für Morgen, also das Treffen mit Frau Blum?", fragte uns Herr Becker. "Wir werden morgen mit ihr in eins ihrer Lieblingsrestaurants gehen. Das Gespräch werden wir einleiten mit etwas, was sie mag un-", stoppte ich, da ich wirklich keine Ahnung hatte was danach auf uns zu kommen würde. "Danach würden wir mit ihr reden und sie davon überzeugen, dass wir eben die Besten sind. Verraten tun wir nichts mehr Chef", redete Erdem für mich weiter und ergatterte von mir einen dankenden Blick. "Danke", murmelte ich als wir das Büro verlassen haben. "Ach Erdem?", stoppte ich ihm beim Gehen. "Ich wünsche deinem Sohn alles Gute und hoffentlich wird er wieder gesund", strahlte ich ihn an und meinte auch natürlich alles ernst. Ich fischte mein Handy aus der Tasche und öffnete die Nummer von Metin. "Schreib die Nummer ab. Er ist Kinderarzt. Sag ihm, dass du sie von mir hast und er würde dann auch bei euch zu Hause vorbei schauen", hielt ich ihm mein Handy entgegen. "Danke", dieses mal war er es, der sich bedankte.
Der Chef ließ uns heute früher heraus, da die Präsentation gut war, aber auch damit wir uns auf den morgigen Tag vorbereiteten. Dankend gingen wir beide nach Hause. Da wir es erst 16 Uhr hatten und bei mir Ayla nicht zu Hause war, entschied ich mich draußen zu essen. Auch alleine konnte man draußen essen, was wahrscheinlich komisch aussehen würde, aber nicht verboten. Auch sollte die Meinung anderer niemanden interessieren, sobald man sich selber wohl fühlte. Also fuhr ich in ein Restaurant, welches sich in der Nähe befand und parkte schnell. Ich setzte mich an den kleinen Tisch und bestellte mir eine Pizza. Während ich auf die Pizza wartete, schrieb ich Ayla, dass wenn sie Hunger hatte ich ihr etwas mitbringen würde, aber sie sich um das Essen keine Sorgen machen musste. "Allein hier?" Erschrocken hob ich mein Kopf und schaute in die fast schwarzen Augen. "Sehen Sie etwa jemanden anderes hier? Wenn ja, sollten Sie zum Seelenklempner", wies ich ihn ab und schaute wieder auf mein Handy. Jedoch hörte ich wie der Stuhl gegenüber weg gezogen wurde und er sich drauf setzte. "Sehen Sie nicht, dass ich ihre Anwesenheit nicht will?", aufgebracht strich ich mir übers Haar. "Armin",streckte er jedoch seine Hand entgegen. "Nicht interessiert", gab ich bissig von mir und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Wenn du das so tust, kommen deine Brüste zur Geltung. Tu das lieber nicht mehr", lachte er und winkte dem Keller zu sich, dem er seine Bestellung bekannt gab. Empört schnappte ich nach Luft und nahm meine Arme wieder weg. "Gehen Sie sofort, sons-"
"Sonst was?", belustigt schaute er in meine Augen. "Arschloch", zischte ich und nahm meine Pizza entgegen, die mir gebracht wurde. "Es ist unhöflich anzufangen, wenn der Partner nichts hat", belehrte er mich. "Ich soll eigentlich nicht mit Fremden reden"
"Du kennst meinen Namen schon", lächelte er nur noch. "Wir sind schon beim du?", stumm nickte er und nahm sich ein Stück von meiner Pizza. "Heey!", schrie ich wohl etwas zu laut, da sich ein paar Leute in unsere Richtung umdrehten. "Es tut mir Leid, wirklich. Meine Frau ist nun einmal schwanger und mag es gar nicht, wenn man ihr das Essen wegnimmt. Das kennen Sie vielleicht", rundete er alles noch ab mit einem Lachen. "Spinnst du?", knurrte ich ihn an und wollte gerade aufstehen, als er mich fest hielt. "Iss auf." Widerwillig setzte ich mich hin und biss wütend immer wieder in meine Pizza und spürte den Schmerz am Kiefer, als ich immer stärker beim Kauen zu biss. "Wirst du mir verraten wie du heißt?""Fatma"
"Du siehst aber nicht aus wie eine Fatma"
"Wie sehen Fatmas bitteschön für dich aus?", hob ich meine Augenbraue und schaute ihn an. "Naja, weiß nicht. Aber du heißt nicht so, da bin ich mir sicher."
"Mine", murmelte ich. "Wie?"
"Bist du taub? Mine ist mein Name. Willst du auch noch mehr wissen? Vielleicht wo ich arbeite, wohne, lebe?", mürrisch schaute ich ihn beim Reden an. "Mir würde es reichen, wenn du mir sagst, ob du einen Freund hast", winkte er ab. "Nein und nein ich habe nicht vor mich mit dir weiter zu Treffen, um daraus mehr werden zu lassen"
"Vielleicht verpasst du aber etwas", redete er ein weiteres Treffen schön. "Eine wilde Nacht, vielleicht?"
"Du bist gut, aber es würde drauf ankommen. Ich würde dich beim zweiten Treffen analysieren. Wenn ich merken würde, dass du nur ein weiteres billiges Mädchen bist, wie die anderen, würde ich nur mit dir schlafen. Sehe ich aber, dass du anders bist, mal schauen. Das Schicksal wird zeigen, wann wir uns wieder sehen", sagte er und stand einfach auf. Er ließ mich einfach dort stehen und ging. Was bitte sollte man von so einem Kerl halten?
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Das Schicksal lenkt
Ficción GeneralDie Wege einiger Menschen trennen sich im Laufe des Lebens. Keiner sagt, ob es für immer ist oder für eine begrenzte Zeit. Erdem und Mine treffen nach einigen Jahren aufeinander und durchleben all diese Gefühle wieder. Doch vielleicht war es für bei...