Teil 47

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Wir können keine großen Dinge vollbringen - nur kleine, aber die mit großer Liebe.

Erdem

Im Club angekommen sah ich schon die anderen und diesen Taner bei Mine. Da ich Pelin in so etwas nicht mitnehmen wollte und allgemein noch nie mit ihr feiern war, war ich alleine gekommen. Ich steuerte auf die Gruppe zu und begrüßte alle knapp. Ros blickte mich grinsend an und fragte: "Wo hast du denn deine Frau gelassen? Guck ich hab meinen Mann auch mitgebracht." Der Mann neben ihr war Deutscher, ihr Geliebter und auch wenn er am Anfang mich gehasst hatte, weil ich auf der Arbeit im Beginn viel mit Rosella zu tun hatte, hatten wir inzwischen schon so etwas wie eine Freundschaft.

"Sie wollte Eren nicht alleine lassen.", antwortete ich lächelnd.
Cihan war auch da und mittlerweile hatte ich auch kein Problem mehr mit ihm. Wir unterhielten uns sogar ganz locker. Endlich liefen wir rein und fanden einen Stehplatz. Ein runder Tisch etwas abseits gelegen. Es war wirklich voll, wir hatten Glück das wir nicht lange an der Schlange stehen mussten. Cihan hatte sich sogar auf dem Weg eine Begleitung geangelt. Die Musik war echt laut und doch war das Klima ganz in Ordnung. Die kühle Prise von der Klimaanlage sorgte für Erfrischung. "Was wollt ihr trinken?", hörten wir Rosellas Mann fragen und nachdem jeder ihm seine Bestellung aufgegeben hatte,
teilte Taner ihm mit: "No Alcohol please. I don't like this."
Etwas irritiert blickte ich zu ihm, doch Mine wirkte stolz und fragte: "Ne istiyorsun baska?" (Was willst du sonst?)
"Cola with Lemon."
Der Mann bejahte und Cihan lief mit ihm mit an die Bar, da er nicht alles alleine tragen könnte. Seine Begleitung blieb an unserem Tisch und musterte mich eindringlich. "Du siehst heiß aus.", rief sie entgegen der Musik und legte die Hand auf meine Brust. Ich schlug ihre Hände weg und herrschte grob: "Behalte die Hände bei dir. Cihan kommt gleich."
"Aber du siehst auch total lecker aus, vielleicht kann ich ja euch beide haben." So eine Nutte. Als ich versuchte sie zu verscheuchen und sie sich an meinen Hals ran warf, sah ich wie Ros auf sie zu ging, sie an ihren blonden Haaren packte und ihr zu verstehen gab: "Er hat gesagt, du sollst verschwinden. Schwer vom Begriff? Los zieh Leine!"
"Danke Ros, du bist ein Schatz.", atmete ich erleichtert ein und aus, nachdem diese Frau verschwunden war und drehte mich so um, dass Mines ernster Blick auf mir ruhte. Sie zeigte keine Emotionen. Alles versteckt.
Als dann endlich die Getränke kamen trank ich einen großen Schluck und hörte Cihan auch schon nach dieser Nutte fragen.
"Weg, hat einen anderen Typen gefunden.", antwortete Ros und unser Kollege zuckte nur mit den Schultern und hielt Ausschau nach einer neuen.
"Sag mal, wann hast du endlich mal vor, dir eine richtige Frau suchen? Etwas ernstes?", forschte ich etwas genervt nach und sofort antwortete er: "Wenn ich dieser Frau begegne, werdet ihr es schon alle wissen. Sie ist anders als die anderen. Süß, zurückhaltend, trinkt nicht und hat ein unwiderstehliches Lächeln. Wenn ich sie das erste Mal sehe, wird mein Herz schon wie wahnsinnig gegen die Brust schlagen."
"Woher willst du das wissen?", wollte nun Mine wissen und stemmte ihren Ellenbogen auf den Tisch um ihren Kopf anzulehnen. Sie sah ihn aufrichtig an und auch wir anderen waren gespannt auf seine Antwort. "Bin ein Romantiker, dass wissen nur diese Schlampen nicht. Wie gesagt, ich warte auf mein Schicksal. Auf den Tag, wann diese Frau in meinem Leben erscheinen wird."
Weiter sprachen wir nicht mehr darüber, Ros und ihr Mann erzählten uns wie sie sich begegnet waren. Der erste Kuss, die erste große Liebe, das erste Kind. Ich kannte die Geschichte bereits, aber die Reaktion der anderen zu sehen war echt lustig. Ros kannte ihren Mann schon seit der Grundschule und sie hassten sich gegenseitig. Verloren sich irgendwann aus den Augen und während sie die gymnasiale Oberstufe besuchten landeten sie in den gleichen Kursen.
"Man weiß nie, wo die Liebe hinfällt.", sprach ich strahlend aus und automatisch blickte ich zu meiner Ex. Gerade in diesem Moment fragte ausgerechnet Cihan: "Wer ist eigentlich deine erste große Liebe?"
Mine die das Gespräch auf türkisch übersetzte und Dolmetscherin spielte, sah etwas gestresst aus. Es war schwer in dieser lauten Musik gut zuzuhören und gleichzeitig zu sprechen. "Mine. Mine ist meine erste große Liebe.", antwortete ich unverblümt und als alle mich entsetzt und fragwürdig ansahen, lachte ich los. Mine dagegen sah geschockt aus und ging sich einfach kurz durch die Haare, die sie zu einem Dutt gebunden hatte. "Du bist echt ein Schwein.", schlug mir Ros auf die Schulter und ich wurde wieder ernst. "Tut mir Leid, aber sie steht da gerade so gestresst, ich wollte sie etwas mehr stressen.", log ich und starrte Mine tief in die Augen. Sie hielt meinem Blick stand und nachdem unsere Getränke leer waren, lief ein Teil der Gruppe auf die Tanzfläche, während die andere zurück blieb. Dieser Taner gehörte zu der zweiten Gruppe, während seine Begleitung und ich auf der Tanzfläche tanzten und sie mich laut genug, dass ich das hören konnte, fragte: "Wie kommst du auf so eine Antwort?"
"Ich wollte dich etwas ärgern.", kniff ich ihr in die Wange und wir bewegten uns zu dem Lied: "Yatcaz kalkcaz." Ich mochte das Lied nicht, aber es war in der Türkei ein Hit. Nach fast einer halben Stunde kehrten wir zurück und bestellten uns neue Getränke.

"Mine, du trinkst schon wieder zu viel. Lass das!", befahl ich ihr und nahm ihren Getränk weg. Es war bestimmt schon der siebte oder achte. "Nimm dir ein Beispiel an Taner, er trinkt nicht einmal Alkohol und du greifst direkt zu den stärksten.", rollte ich die Augen und legte meinen Arm um ihre Schulter, da wir nebeneinander auf der Couch, die direkt an die Wand angelehnt war, saßen und uns die Menschenmasse ansahen.
"Erdem, danke das du als ein Freund mich warnen willst, aber ich entscheide immer noch selbst. Und ich will trinken. Hör auf mich immer herablassend zu behandeln.", wehrte sie sich und schlug meine Hand weg. "Es tut mir Leid, du hast Recht ich hab echt Mist gebaut. Ich war wirklich ein Arsch. Aber ich wollte das selbst nicht. An diesem Tag waren wir beide vollkommen betrunken, ich hab dich in den Zimmer getragen und dann ist es passiert."
"Das darf nie wieder sein, hörst du? Fass mich nicht an, bleib mir fern."
"Ich werde dir fern bleiben, aber hör endlich auf zu trinken." Um ehrlich zu sein, hatte ich einfach nur Angst, dass sie wieder so blau sein würde, dass sie sich erneut an die Vergangenheit erinnerte. Es war meine Schwachstelle. Ich könnte ihr niemals widerstehen, wenn sie mich so sehr an die Vergangenheit erinnerte und mir ihre endlose Liebe gestand. "Wir werden im Bett landen, wenn du so weiter machst."
"Wieso bist du so arrogant? Was soll das? Seh ich so nuttig aus, dass ich sofort nach deiner Pfeife tanze?", spie sie wütend und ich atmete tief ein und aus, ehe ich meine Hand auf ihre legte und ihr tief in die Augen sah. "Seni cok özledim okay? (Ich hab dich sehr vermisst, okay?) Mag sein dass du mir widerstehen kannst, aber ich kann dir nicht widerstehen. Ich vermisse es bei dir zu sein, deine Hand zu halten..."
"Du vermisst es einfach nur mich zu stechen, das ist dein Problem!", giftete sie weiter und zog ihre Hand weg. Etwas überlastet sah ich sie an und atmete tief ein und aus. "Denkst du echt das du mit diesem Engländer glücklich werden wirst?"
"Erdem, das geht dich nichts an. Sei doch endlich leise, rede nicht! Ich will nichts mehr hören." Nun legte sie ihre Hände auf ihre Ohren und schloss die Augen. Wo war dieser Taner überhaupt? Es war mir egal, ich spürte nur, wie ich von dieser Nacht in dem Hotelzimmer gefesselt war, aber da sie wohl wirklich nicht wollte, fragte ich: "Wirst du ejtzt mit ihm in den Urlaub fliegen?"
"Ich muss dir keine Antwort geben!", schüttelte sie ihren Kopf, nachdem sie die Hände weggenommen und somit meine Frage noch gehört hatte.
"Mine, das reicht. Brich das Spiel ab. Ich will nicht wissen, dass du dabei bist einen anderen kennenzulernen."
"Erdem, du nervst wirklich. Was ist mit dir los? Du bist vollkommen gestört! Du denkst auch, dass du der Größte bist oder? Es ist vorbei. Du hast es so entschieden, jetzt Spiel nicht den Beleidigten und misch dich nicht in mein Privatleben ein. Es geht dich einen feuchten Dreck an, was ich mache. Ach und noch etwas zum zigsten Mal, ich bin keine billige Schlampe! Okay? Nur weil ich mich mit Taner treffe, heißt es nicht das da etwas läuft! Bei dir hab ich mich blind in ein Abenteuer gestürzt, dann werde ich das bestimmt nicht bei der Wahl meines Ehepartners tun."
"Ach Wahl der Ehepartner?" Jetzt reichte es mir vollkommen und ich legte die Hand auf ihre enge Hose, schnappte nach Luft und forschte nach: "Empfindest du rein gar nichts für mich? Hast du so schnell abgeschlossen?"
"Ja, hab ich. Du bist der Einzige hier, der das nicht sieht. Du benimmst dich wie ein Kind, ich wette mit dir selbst Eren würde reifer als du handeln!"
Woher ich diesen Mut bekam, weiß ich nicht, aber mit einem mal stand ich auf, schnappte ihre Hand und zog sie in die Menschenmenge. Wir waren nun zwischen all den Leuten verloren und obwohl sie versuchte sich zu wehren und sich mir zu widersetzen, nahm ich ihr Gesicht zwischen meine Hände und drückte die Lippen wie ein Drogenabhängiger auf ihre Lippen. Ich wollte sie schmecken. Ihr zeigen, dass sie mich auch noch wollte und selbst wenn sie weiterhin probierte mich von sich wegzudrücken, ließ ich es nicht zu, strich mit meiner Zunge über ihre Lippen und da war es... Sie gewährte mir Einlass, schloss ihre Augen und hielt sich an meinen Oberarmen fest. Natürlich war mir bewusst, dass sie mir die Hölle heiß machen würde, aber ich hatte es wirklich vermisst. Tatsächlich, sobald der Kuss sich dem Ende geneigt hatte, distanzierte sie sich von mir und verpasste mir eine heftige Ohrfeige, dass mein Gesicht zu Seite wisch. "Echt schade Erdem, wirklich. Ich dachte du hättest etwas mehr stolz!" Mit diesen Worten lief sie weg und ließ mich alleine zurück.

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt