Teil 53

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Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können.

Erdem

Noch am gleichen Abend holten Eren und ich Pelin aus dem Flughafen ab und mein Sohn schlang die Arme fest um seine Mama. Auch ich hatte meine Frau vermisst und küsste sie auf beide Wangen, nahm ihr ihren kleinen Koffer ab und platzierte es im Kofferraum. Folglich stiegen wir alle ein und fuhren zu einer Dönerbude, die von Bekannten betrieben wurde. Sie erzählte was so geschehen war und das ihre Schwester in ein paar Tagen zu uns kommen wollte, da sie Eren nicht gesehen hatte und ihn wohl sehr vermisste. Eren freute sich auch, da seine Beziehung zu seiner Tante sehr verbunden war. "Yuhu, Tante kommt.", grinste er und aß seinen Döner auf. Nachdem wir fertig waren, stand ich auf und wollte die Rechnung haben. Draußen war es bereits sehr dunkel und auch etwas kühl. Als wir im Wagen saßen machte ich die Heizung an und sah auch schon vom Panorama Rückspiegel das Eren an die Scheibe angelehnt einschlief.
"Ich hab euch beide sehr vermisst. Was habt ihr so ohne mich gemacht?", fragte mein Engel, ich blickte sie strahlend an und erzählte: "Nichts besonderes, waren über das Wochenende mit Freunden unterwegs." Sie nickte und fragte nicht weiter. Das liebte ich an ihr. Sie wollte nicht Rechenschaft haben oder spielte auch keine Polizei. An diesem Abend legte sie Eren ins Bett und ich war dabei, sah ihr zu, wie sie sich zu ihm legte und er mit den Worten: "Mama", sich an Pelin kuschelte und diese ihm einen Kuss auf die Stirn gab. Es war wirklich so süß. Berührte mein Herz. "Gute Nacht.", sprach ich und machte mich selbst bettfertig um endlich einzuschlafen. Es war Abend und in den letzten Tagen war so viel passiert, dass ich erst einmal alles verdauen musste.

Am nächsten Morgen wurde ich wach geküsst, öffnete die Augen und sah rechts von mir Pelin und links Eren, beide strahlten hell auf und ich zog sie in meine Arme, um zu dritt zu kuscheln. Es bedeutete mir so viel beide bei mir zu haben. Aber der Traum von letzter Nacht hatte mich wirklich berührt. Ich hatte von Mine geträumt. Davon, wie ich sie heiraten würde. Sie trug ein wunderschönes Hochzeitskleid und dazu hatte sie ein kleines Bäuchlein. Mein Baby in ihrem Bauch. Allein daran zu denken, löste eine Gänsehaut aus. Allerdings konnte ich diese Gedanken erfolgreich verbannen und widmete mich meiner kleinen Familie. Eine halbe Stunde später frühstückten wir zusammen, ehe ich mit Eren zusammen in den Kindergarten los fuhr. Mit einem Kuss auf meine Wange verabschiedete er sich und ich winkte ihm zu. Erst dann machte ich mich auf den Weg auf die Arbeit und meine Sekretärin brachte mir die heutigen Aufgaben. Über das Wochenende waren neue Aufträge eingetroffen und ich müsste ein paar Kundengespräche führen. Da ich so viel zu tun hatte, hatte ich nicht einmal eine Zeit für eine Mittagspause. Zu meinem Überraschen klopfte es an der Tür und nachdem ich die Person rein gebeten hatte, kam Mine rein. Sie hatte zwei Tüten vom Burgerking und eine CD. Ich blickte sie etwas irritiert an, doch sie gab nur ein: "Schau nicht so." von sich und lächelte. "Setz dich.", forderte ich sie auf, sie tat es und reichte mir dann die CD. "Was ist das?"
"Die Bilder vom Wochenende. Glaubst du mir, ich hab Eren jetzt schon vermisst.", gestand sie aufrichtig und gab mir die zweite Tüte. "Hoffe es wird dir schmecken.", sprach sie und dankbar nahm ich mir meinen Burger raus und bat meine Sekretärin über das Telefon uns zwei Dosen Cola zu kaufen.
Nach zehn Minuten brachte sie die Dosen und verschwand wieder. Wir aßen genüsslich und sie schwärmte weiterhin über Eren. Nebenbei schaute ich mir die Bilder an und kopierte sie mir auf mein Laptop. "Schön, dass du meinen Sohn so liebst. Wie gesagt, wenn du willst mach ich dir auch eins." Sie rollte die Augen und verneinte dann höflich: "Nein, danke."
"Weißt du, ich hab aber da etwas anderes geträumt.", sprach ich selbstsicher und sie hob nur ne Augenbraue hoch, ehe ich mich zurück lehnte und die Hände hinterm Kopf verschränlte. "Wir hätten geheiratet und du würdest mein Kind in deinem Bauch tragen."
Diesmal war sie es, die sich an ihrer Cola verschluckte und anfing zu husten. "Helal, helal."
"Hör auf so etwas sinnloses zu träumen!"
"Deine Frage sind auch nicht besser.", zwinkerte ich und sie wechselte das Thema: "Ich will Eren sehen."
"Du kriegst ihn nur, wenn du mich nimmst."
"Erdem!"
"Mine!"
Wir wurden beide lauter, bis meine Sekretärin an die Tür klopfte und meinte, dass ich Besuch hätte. "Hol die Person bitte rein.", bat ich und Mine blieb weiterhin stehen. Wahrscheinlich dachte sie das ein Mitarbeiter da wäre. Ihre Beine waren übereinander gelegt und sie aß ihr Essen weiter, bis ich die Person sah und sofort aufstand. "Oh Melda, hosgeldin. (Herzlichen willkommen). Ich dachte du würdest erst in paar Tagen kommen."
"Ich wollte dich sehen.", zwinkerte sie und schlang die Arme um mich. Mine die nun zu uns gedreht war, stand auch auf und sah mich mit einem fragenden Blick an. "Das ist die Schwester von Pelin. Sie hat früher auch hier gewohnt und in dieser Firma geheiratet. Durch sie wurde ich auch auf deses Unternehmen aufmerksam.", erzählte ich Mine, diese streckte nur freundlich die Hand aus, Melda nahm sie entgegen und fragte: "Und wer sind Sie?"
"Das ist Frau Gencel. Meine Teampartnerin.", antwortete ich bevor Mine etwas sagen konnte und Melda sprach: "Sehr erfreut."
"Ich lasse euch beide dann mal alleine.", gab Mine von sich und nahm ihre leere Tüte und die Dose, ehe sie das Zimmer verließ. Die CD würde ich ihr später bringen. Wahrscheinlich wusste sie, dass sie das nicht erwähnen müsste und Meldas Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Sobald sie weg war, setzte sich Melda auf den Platz und ich mich an meinen. Fragte sie, was sie trinken wollte und nachdem sie meinte, einen Grüntee beauftragte ich meine Sekretärin zwei Stück zuzubereiten und unterhielt mich mit meiner Schwägerin. "Ich bin heute schon gekommen, da ich am Donnerstag Mittag wieder zurück muss. An dem gleichen Abend hat meine Tochter eine Musikvorstellung."
"Verstehe. Vielleicht kommen Pelin und Eren ja mit." Sie lächelte erfreut und erwiderte: "Wir werden sehen."
Nach einer halben Stunde verabschiedete sie sich und ich begleitete sie zu einem Taxi, gab der Person unsere Adresse und das Geld.
Den Rest des Tages arbeitete ich weiterhin voller Konzentration und als ich am Aufzug stand, kam auch Mine, jedoch trug sie noch einige Akten und rief: "Herr Gül, warten Sie." Ich blieb stehen und lief dann zu ihr, sie reichte mir die Akten und erklärte: "Das soll ich Ihnen von Herr Becker geben. Wichtige Informationen für die Kundengespräche, die Sie führen werden. Und haben sie meine CD?"
"Danke und die CD hab ich total vergessen. Sie steckt noch in meinem Laptop."
Sie sah mich auffordernd an und ich wusste, was sie wollte also lief ich mit ihr zusammen in ihr Zimmer und nach ein paar Minuten legte ich die CD in ihre Hand. "Danke.", strahlte sie und ihre Augen funkelten richtig. "Du liebst ihn wirklich oder?"
"Ist es Liebe, wenn man nachts nicht schlafen kann, weil man an die Person denkt und sie vermisst?", fragte sie und nachdem ich genickt hatte, antwortete sie stolz: "Dann bin ich verliebt."
"Und was ist mit mir? Liebst du mich auch?", fragte ich mich und setzte mich ihr gegenüber auf den Tisch, während sie auf ihrem Bürostuhl saß. Nun wurde sie ernst und wollte ihre Augen von meinen nehmen, doch ich hielt ihr Gesicht fest in meinen Händen und kam ihren Lippen näher. "Was empfindest du für mich?"
"Ich weiß es nicht.", antwortete sie und ich war eindeutig unzufrieden mit dieser Antwort. "Mine, söyle (sag). Wenn du ehrlich bist, kriegst du auch einen Eren. Versprochen.", hauchte ich an ihrem Ohr und ihre Augen verdüsterten sich, sie schlug mir auf meinen Oberschenkel und gleich darauf presste ich die Lippen auf ihre. Sie schloss die Augen und ich tat es ihr nach, ehe ich mich löste, meine Stirn gegen ihren drückte und leise zu verstehen gab: "Es ist nicht schlimm, sich zu verlieben. Du musst dich für nichts schämen."

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt