Teil 9

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Erdem

"Ob du mir glaubst oder nicht, liebe Mine, aber ich habe noch nie in meinem Leben meine Ehefrau betrogen. Ich liebe sie.", informierte ich sie bitterernst und musterte sie von Kopf bis Fuß. Sie war heiß, ein Blickfang, doch das war sie schon immer und um ehrlich zu sein, hatte es keinen Reiz mehr für mich. Mag sein, dass fast zehn Jahre seit unserer Trennung vergangen waren, aber ich könnte niemals vergessen, was sie mir damals angetan hatte. Hastig schüttelte ich bei diesem Gedanken unauffällig den Kopf und legte meine Hand an ihre Schulter. "Komm, lass mich schnell bezahlen und dann fahr ich dich.", gab ich ihr zu verstehen und lief sogleich auch an die Kasse und zahlte unsere Getränke. Ich freute mich schon auf den nächsten "Trink so viel du willst und zahl nur einmal" - Tag.

Nachdem die Rechnung beglichen war, begab ich mich wieder zu Mine und steuerte sie raus zu meinem Wagen. Dort angekommen öffnete ich ihr die Beifahrertür und platzierte sie rein, da sie nicht mehr in der Lage war, es alleine zu tun. Folglich setzte ich mich ans Steuer und fragte gespannt: "Wo wohnst du?"

Sie gab mir undeutlich ihre Adresse, weswegen ich auch paar mal nachfragen musste, doch schlussendlich gab ich es im Navi ein und drehte den Zündschlüssel. Während der Fahrt dachte ich immer wieder an ihre Worte: "Ich war noch nie verliebt." Verdammt, wie konnte sie so etwas nur behaupten? Langsam wurde mir wirklich klar, dass sie mich vergessen hatte. Sie kannte mich nicht oder spielte mir nur etwas vor. Bestrafte sie mich dafür, dass ich mich damals von ihr getrennt hatte? Aber es ging nicht mehr! Tief ein und aus atmend versuchte ich mich zu beruhigen und stellte ihr offen die Frage: "Warum trinkst du eigentlich?"

Sie sah mich entsetzt an und konterte: "Was ist mit dir? Du trinkst doch auch!"

"Weil ich es einfach kann. Jetzt sag du mir, warum du trinkst. Weißt du wie billig ich das finde, wenn sich Frauen betrinken?"

"Erdem!", sagte sie wütend und fügte hinzu: "Du bist nicht mein Vater und auch nicht mein Ehemann, also misch dich nicht in mein Leben ein."

Wie Recht sie doch hatte. Ich war nichts von ihr. Gar nichts. Vielleicht hätte ich sie auch einfach vergessen sollen.

"Sie haben Recht Frau Gencel, bitte verzeihen Sie mir."

"Ich verzeihe Ihnen gerne, Herr Gül.", fing sie an zu lachen und ließ mich wissen: "Ich glaube Ihnen aber nicht, dass Sie ihre Frau noch nie betrogen haben!"

"Wieso?"

"Sie sehen aus wie das typische Arschloch!"

"Passen Sie lieber auf was Sie sagen, bevor Sie es morgen bereuen."

Wieder lachte sie und langsam nervte mich das Ganze. Warum hatte ich mich auch nur auf das Spiel eingelassen?

"Sie sind so angespannt.", merkte sie an und legte ihre Hand auf meinen Oberarm. "Sie sollten Sich mal etwas Pause von der Arbeit gönnen und einen schönen Urlaub mit Ihrer Familie machen."

"Warum? Damit Sie mir dann meinen Posten wegschnappen können?"

Irgendwie hatte ich sobald ich diese Worte ausgesprochen hatte, dass Gefühl das sie wieder nüchtern war. Denn augenblicklich zog sie ihre Hand weg und stellte klar: "Ich habe es nicht nötig hier irgendjemanden den Job zu stehlen! Bitte halten Sie an. Ich möchte jetzt aussteigen."

Ich hörte nicht auf sie. Denn was sollte sie um dieser Uhrzeit ganz alleine auf der Straße machen? Das wäre verantwortungslos. Doch umso länger ich fuhr, umso mehr protestierte sie, bis ich circa fünf Minuten mit dem Auto von ihrem Wohnort entfernt das Auto anhielt und ihr gereizt in die Augen blickte: "Provozier mich nicht!"

"Was wenn doch?"

"Oh glaub mir, dass willst du nicht einmal wissen!", garantierte ich ihr und sah sie prüfend an. War ihr überhaupt klar, was sie da tat?

"Sag es!"

"Sicher?"

"Ja!"

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt