Ein Kind ist ein Buch, aus dem wir lesen und in das wir schreiben sollen.
Mine
Ich legte meine Arme auf seine Schulter und zog ihn näher an mich heran, wenn es überhaupt möglich war. Ich weiß nicht warum, aber die Tränen stauten sich und liefen meiner Wange entlang. Erst als Erdem sie bemerkte, entfernte er sich von mir und legte seine Stirn auf meine. "Wieso weinst du?", hauchte er mir entgegen und küsste ein paar weg. "Weiß ich nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Früher war mein Problem, was ich doch nur anziehen sollte und von den Gefühlen her, waren mir Freude und Geborgenheit bekannt. Du weckst Dinge in mir, die mich verwirren. Dinge von denen ich nichts wusste. Ich weiß nichts mehr. Es ist so ein Kampf innerlich. Verstehst du?", stupste ich ihn mit meiner Nase an seine an. Er nickte nur und schloss die Augen. "Es ist so kompliziert und das was wir hier machen, macht es schwerer. Ich will weg von dir. Manchmal überlege ich einfach zu kündigen und dann umzuziehen, aber dann erschreckt mich der Gedanke, dass ich dich nicht mehr sehen würde. Es reicht mir sogar dich zu sehen, weißt du. Ich will weg, aber auch bleiben. Ich habe keine Ansprüche auf dich, werde es nie haben. Ich beneide Pelin. Sie hat solche tollen Männer an ihrer Seite, genau etwas was ich nicht haben werde. Nimm es mir nicht übel, aber lass wirklich versuchen Freunde zu bleiben", entfernte ich mich von ihm und ging ohne ihm in die Augen zuschauen. Ich würde nur noch mehr kaputt gehen, wenn ich es tun würde und wahrscheinlich würde mir der Anblick zum Bleiben alarmieren. Während ich eilig in mein Zimmer ging, wischte ich mir die immer neu dazukommenden Tränen weg. Bevor ich in mein Zimmer ging, verschwand ich erst im Badezimmer. Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser und schaute in die Spiegel. Ich nahm tief Luft und schloss kurz wieder die Augen. "Was tun wir hier?", nuschelte ich und ging auf das Zimmer zu. Ganz leise nahm ich mir mein Top aus meinem Koffer und zog es mir über. Lächelnd schaute ich auf mein Bett, indem es sich Eren bequem gemacht hatte. Ich schlüpfte unter die Decke und schon kuschelte sich Eren an mich. "Annem (Meine Mama)", murmelte er, was mir eine Gänsehaut verpasste. Ich strich ihm durchs Haar und drückte zum Schluss ihm einen Kuss auf den Kopf.
"Eren?", ich tastete mit meiner Hand auf dem Bett herum, fand ihn nicht und riss die Augen auf. Dumm von mir, dass ich das Gewicht, welches auf mir lastete nicht gespürt hatte. Er lag auf mir und hatte seinen Kopf auf meiner Halsbeuge, die Hände umklammerte mich fest. Ganz vorsichtig bewegte ich mein Kopf nach rechts und schaute auf die Uhr. Wir hatten es gerade mal 6 Uhr, weswegen ich meine Augen wieder schloss und meine Arme um ihn legte. Ich träumte wieder wirres Zeug. Manchmal wenn ich aufwachte, wusste ich noch nicht, ob es ein Teil meiner Vergangenheit war oder einfach nur ein einfacher Traum. Ich war auf einer Hochzeit und saß neben meiner Cousine Zeynep, die schon verheiratet war und auf die Tanzfläche schaute auf der Tahir Abi, ihr Bruder, mit seiner Braut tanzte. "Bald wirst du da auch stehen", flüsterte sie in mein Ohr und lächelte mich an, was ich sofort erwiderte. "Erst wollen wie studieren", sagte ich sofort und schüttelte den Kopf. "Dann verlobt euch wenigstens." "Wir sind doch schon versprochen. Seine Eltern waren doch letzte Woche da. Die Verlobungsfeier machen wir noch und nach dem Studium heiraten wir." "Insallah." "Insallah", entgegnete ich ihr und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. Alles um mich herum verblasste sich und verschwand, bis ich keuchend aufwachte. Weil ich mich aufgerichtet hatte, wachte auch Eren auf. "Mine Teyze?", rieb er sich über die Augen und nuschelte noch leicht. "Mein Schatz, guten Morgen. Lass aufstehen", versuchte ich ihn zu überreden, da er noch müde war und seinen Kopf wieder auf meine Halsbeuge gelegt hatte. Er schüttelte nur seinen Kopf und umklammerte mich. "Wenn du nicht wach wirst, gibt es keine Pfannkuchen." Und nur mit der Aussage sprang er aus dem Bett. Grinsend lief ich ihm hinterher ins Badezimmer, wo wir uns nach einander das Gesicht wuschen. In der Küche stellten wir alles auf den Tisch und fingen an den Pfannkuchen steig zu mixen. Nebenbei hatte ich Musik von meinem Handy aufgemacht. Tanzend und singend machten wir Frühstück. Nach und nach trafen auch die anderen ein und gesellten sich zu uns. Ayla stellte sich sofort zu uns und fing wie wir an mitzusingen. Erdem und Metin saßen am Tisch und schauten uns belustigt an. "Guten Appetit", wünschte uns Eren und so stopfen wir uns voll. Ich nahm ein Pfannkuchen schmierte Erdbeermarmelade drauf, nahm ein weiteres und schmierte Nutella drauf. Ein kleinen Berg hatte ich mir geschaffen und schaute in die erstaunten Blicke von Erdem und Eren. Ayla und Metin wussten wie ich es immer aß. "Schatz, schau nicht so. Es schmeckt", schnitt ein Stück ab und hielt es vor Erens Nase. Genüsslich kaute er nun und schon wurden seine Augen groß. "Schatz, ich meinte doch lecker!", lachte ich und so aßen wir zusammen.
Am Nachmittag hatten wir uns Fahrräder gemietet und waren etwas herum gefahren. Wir waren kurz wo stehen geblieben um den Anblick zu genießen. Ich liebte es immer hier zu sein. "Oglum sana su nerden bulim? (Mein Sohn, wo soll ich dir Wasser suchen?)", hörte ich Erdem mit Eren sprechen. "Ich hatte für Eren Wasser mitgenommen und etwas zuknabbern", gestand ich und holte aus meiner Tasche die Flasche, die ich Eren reichte. "Hast du auch was für mich dabei, Schäfchen?", hörte ich Metin fragen der sich neben mich gestellt hatte. "Ja, für das Riesen Baby habe ich auch etwas", sagte ich und gab ihm die Brotdose in der ich Obst geschnitten hatte, als sie anderen oben waren und sich angezogen hatte. "Mein Engel hat an alles gedacht", strahlte Ayla und küsste meine Wange. "Jetzt aber los! Wir wollen doch noch an den Strand."
Am Strand lagen wir alle auf unseren Decken und genossen die Sonne. In der Umkleidekabine hatten wir alle uns angezogen und uns zurück gelegt. Eren saß auf meinem Bauch und schnitt lustige Grimassen, die ich nach machte. "Teyze, bu ne? (Tante, was ist das?)", er strich mit seiner Hand über mein Tattoo. "Das E dort für dich", lachte ich nur über sein erschreckendes Gesicht. "Wirklich?" "Ja."
Wir hatten wirklich sehr viel Spaß dort und gingen auch ab und zu ins Meer. So gegen 19 Uhr gingen wir nach Hause, aßen schnell etwas und fuhren schon los. Ich saß wieder bei Erdem im Auto mit dem ich nur sprach, wenn es um Eren ging. "Weißt du was ich immer gerne gemacht habe bei langen Autofahrten?" "Nein, erzählt", forderte mich Eren auf. "Habe immer entschieden was ich zählen würde, habe es gezählt und dann etwas anderes auch. Zum Schluss habe beides multipliziert, ehm mal genommen." "Sowas ist doch langweilig!", fasste Eren erschrocken zusammen und Erdem lachte. "Ich mochte es." "Und ich mag dich", gestand Eren und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Teyze, du hattest doch einen Traum heute oder, weil du hast gemurmelt?", fragte mich Eren neugierig und auch Erdem spitze seine Ohren. "Ja, war nur ein Traum, Schatz." "Worüber?", hackte er nur nach. "Ich hatte ein Gespräch auf der Hochzeit meines Cousins über das heiraten. Wahrscheinlich habe ich davon geträumt, weil gestern im Film doch eine Hochzeit war", erklärte ich mehr mir selbst als ihm. Lautstark hörte ich Erdem verächtlich schnauben. "Was ist?", fragte ich ihn und legte meine Jacke um Eren, da er kurz vorm einschlafen war. "Nichts", zischte er nur. "Ich werde aus dir nicht schlau", murmelte ich nur und schloss selber auch die Augen.

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Das Schicksal lenkt
General FictionDie Wege einiger Menschen trennen sich im Laufe des Lebens. Keiner sagt, ob es für immer ist oder für eine begrenzte Zeit. Erdem und Mine treffen nach einigen Jahren aufeinander und durchleben all diese Gefühle wieder. Doch vielleicht war es für bei...