Teil 7

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Erdem

Mit einem eleganten Gang begab ich mich direkt ins Büro meines Chefs, klopfte an die Tür und trat ein. Als er mich sah lächelte er zufrieden und deutete mir an, mich auf einen der Sessel zu setzen, die gegenüber seines Tisches standen.

"Warten wir noch einen Moment auf Frau Gencel, dann können wir anfangen.", sprach er gerade aus, als es an der Tür klopfte und die besagte Person eintrat. Auch sie wurde aufgefordert sich unserem Chef gegenüber zu setzen und sogleich stellte er uns auch die Frage: "Tee, Kaffee?"

"Kaffee.", antworteten Mine und ich wie aus einem Mund und der Chef bestellte somit drei mal Kaffee.

Nach dem kurzen Telefonat blickte er uns beide ernst an, verschränkte seine Hände und fragte: "Ihr wollt sicherlich wissen, wieso ich ausgerechnet euch beide her bestellt habe, richtig?"

Da es eine rhetorische Frage war, schwiegen wir beide und warteten geduldig darauf, dass er uns endlich aufklären würde, was er auch schließlich tat.

"Unser Unternehmen sollte in dem "Top 10 der deutschen Unternehmen" - Magazin veröffentlicht werden. Sogar an Platz zwei. Jedoch reicht dieser Rang uns nicht! Wir müssen es also bis nach ganz oben schaffen! Jetzt ist eure Aufgabe, die Chefin dieses Magazins zu überzeugen, dass WIR die Besten sind. Wie ihr es macht, ist ganz eure Entscheidung."

Mit einem kritischen Blick sah ich ihn an und informierte mich ganz gespannt: "Wer ist denn an der ersten Stelle?" 

"Volkswagen. Wieder mal!", antwortete er ziemlich übel gelaunt und bevor wir weiter sprechen konnten, klopfte es an der Tür und eine unserer Praktikantinnen brachte auf einem Tablett die gewünschten Getränke.

"Danke.", bedankte sich wenigstens Mine und somit verließ die Praktikantin höflich wieder das Zimmer, sodass wir ungestört weiter sprechen konnten.

"Ihr wollt also, dass wir dieses Jahr schaffen, Volkswagen an die zweite Stelle zu rücken?", ging ich nochmal sicher und nachdem er bejaht hatte, fragte auch Mine: "Warum ist das so wichtig?"

"Das ist wichtig, damit wir auch zu unseren ausländischen Partnern einen besseren Draht haben und wohl möglich Partnerfirmen finden, die uns sponsern."

"Verstehe."

"Gut. Wann sollen wir damit anfangen?"

"Bis morgen sollte die Überarbeitung der Präsentation zu der neuen Verpackung abgeschlossen sein."

"Wir arbeiten daran.", mischte sich nun Mine ein und schenkte unserem Chef ein Lächeln, was so viel hieß wie »Sie können uns vertrauen.«

"Sehr schön. Es war also doch eine gute Idee, dass ihr beide zusammen arbeitet. Ich bin froh, dass ich solche zwei engagierte Mitarbeiter habe, denen die Existenz der Firma sehr am Herzen liegt."

Wie bitte? Er kannte Mine doch gar nicht, wie konnte er ihr dann jetzt schon so ein Lob aussprechen und sie mit mir gleichstellen? Dennoch ließ ich mir meine Wut nicht anmerken und stemmte die Hand, die ich zu einer Faust geballt hatte unter meinen Kinn.

"Schade, dass die Leiterin dieses Magazins kein Mann ist", grinste ich schelmisch und zwinkerte meinem Chef zu, der das sofort verstand und ebenfalls grinste. Natürlich musste Mine die Stimmung zerstören in dem sie sich räusperte und zu verstehen gab: "Wir werden das schon hinkriegen." Nun tranken wir endlich aus unseren Tassen und hörten unserem Chef dabei zu, was er noch alles geplant hatte oder zumindest wollte. Wodurch wir auch wohl die Ersten waren, die erfuhren, dass es bald eine große Veranstaltung zum 10. Jubiläumsjahr unserer Firma geben sollte.

"Die genauen Daten werden bei der dafür verantwortlichen Abteilung noch geklärt. Sie können aber gespannt sein.", lächelte unser Chef uns an und da es schon recht spät wurde und ich noch diese Präsentation fertig bearbeiten musste, entschuldigte ich mich und verließ das Zimmer. Auf dem Weg in mein Büro, kam mir Leo entgegen. Ein guter Kollege und teilte mir sofort mit: "Erdem, du solltest aufpassen, dass diese Frau Gencel dir am Ende nicht den Posten wegnimmt."

"Keine Sorge. Das kann sie nicht. Ich weiß das zu verhindern.", dabei zwinkerte ich ihm zu und fügte hinzu: "Was machst du heute Abend?"

"Nichts und du?"

"Auch nichts. Lass uns etwas trinken gehen, okay?" Mein Vorschlag schien ihm zu gefallen und somit verabredeten wir uns für den Abend. 

Den ganzen Rest des Tages saß ich an meinem Laptop und setzte die Ergänzungen meiner lieben Ex in die Tat um. Im Endeffekt war sie nun mal eine Frau und wusste besser, was Frauen so ansprach und um ehrlich zu sein, gefiel die Präsentation mir nun auch besser. Diese Verpackung samt dem Produkt würde sehr gut ankommen. Da war ich mir sicher.

Gegen 19 Uhr schaltete ich den Laptop aus, zog mir mein Jackett an und verließ das Zimmer. Lief an Leo's Büro, doch dieser stand leer. Wo war er? Kurzerhand nahm ich mein Handy heraus, rief ihn an und hörte ihn hastig reden: "Hey Bruder tut mir leid, aber ich bin in der Klinik. Meine Frau bekommt unser Kind! Verdammt, es ist noch zu früh! Zwei Wochen zu früh. Oh Gott, ich bin so aufgeregt.... wir reden dann später, machst gut." Somit legte er auf und mit einem Mal brachte er mich zum Lachen. Das Gefühl zum ersten Mal Vater zu werden, war einfach nur wundervoll. Das wusste ich nur allzu gut. 

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt