Teil 61

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Ich saß gerade in meinem Arbeitszimmer und arbeitete von Zuhause aus an ein paar wichtigen Dokumenten, die ich allesamt nächsten Dienstag abgegeben musste, bis mein Handy vibrierte. Ich sah Mines Namen drauf, öffnete ihre Nachricht und las sie mir durch. Sie war umgezogen und hatte mir die neue Adresse zugeschickt. Sollte ich sie jetzt wirklich besuchen? Ich überlegte ein paar Minuten, ehe ich mich dafür entschied. Im Badezimmer machte ich mich frisch, zog mir im Schlafzimmer einen schwarzen Hemd und Jeans an, sprühte Parfüm drauf und lief die Treppen runter, wo ich Pelin mit Eren in der Küche sah, wie die zwei backten. "Baba wohin gehst du? Mama und ich backen gerade Muffins."
"Ich werde nicht lange weg bleiben, geh mich nur kurz mit einem Freund treffen.", erklärte ich ihm und sah zu Pelin, welche mich stumm anstarrte. Sie hatte sich damit abgefunden, dass ich sie betrog. Es war nichts neues mehr. Mit meinem Wagen fuhr ich in die mir zugeschickte Adresse und dort angekommen klingelte ich, wo mir die Tür nach ein paar Minuten von meiner hübschen Ex geöffnet wurde. "Er-Erdem, komm rein.", begrüßte sie mich und ich erkannte ihre funkelnden Augen. Zu schön war sie. Genau so wie das Haus, in welches sie eingezogen war. "Du hast einen außerordentlich guten Geschmack, was die Einrichtung deines Hauses geht."
"Hast du dich schnell eingefunden?"
"Ja, war nicht so kompliziert und mein Navi hat mir Hilfe geleistet.", erklärte ich, während ich die Schuhe auszog. Wir liefen ins Wohnzimmer, wo der Fernseher angeschaltet war und auf dem Tisch Knabbberzeug und Coca Cola. "Was wolltest du? Also ich meine, wie komm ich zu der Ehre dich zu besuchen? Was für einen Anlass hattest du dazu?"
"Lass uns erst mal setzen, ich will über etwas wichtiges mit dir reden..."
Gesagt getan. Wir setzten uns hin, sie schaltete den Fernseher leiser und blickte mich an, ehe sie mit einem Smalltalk anfing und fragte, wie es Eren so ging. "Ihm geht es gut, er war gerade dabei mit seiner Mama zu backen." Irgendwie zuckte sie bei diesem Satz zusammen. "Ich hab den kleinen sehr vermisst. Erdem, ich finde wir sollten..." Ein intensiver Augenkontakt reichte aus, dass wir beide ein paar Sekunden später aneinander klebten und alles um uns herum vergaßen. Wir waren wie zwei Magneten die sich gegenseitig anzogen und nicht ohne den anderen konnten. Und das führte auch dazu, dass wir im Bett landeten. Wieder einmal hatte ich es geschafft, mit meiner Ex intim zu werden. Wir schliefen miteinander, bis zum Morgengrauen und es war diesmal ein Akt der Liebe, gebunden mit so viel Emotionen. Erst als wir fertig waren und sie an mir kuschelte, erinnerte ich sie daran: "Du wolltest mit mir reden?"
Keine Antwort. Sie schien über etwas tiefgründig nachzudenken. Sobald sie eingeschlafen war, schlich ich mich ins Badezimmer, duschte und zog mich in ihrem Zimmer an. Küsste noch einmal ihre weichen Lippen, wobei sie kurz aufwachte und fragte: "Gehst du jetzt?"
"Ja, pass auf dich auf."


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"Du Wichser, ich bring dich um!", brüllte ich wie benebelt, als Cihan in der Tiefgarage der Firma, mir das sagte, womit ich niemals gerechnet hätte. "Was kann ich für meine Gefühle? Erdem, du gehst ihr doch sowieso fremd!", konterte er zornig und wusch sich das Blut an seinem Mundwinkel ab. "Sie ist trotz allem MEINE Frau!"

Vor drei Wochen fand die Geburtstagsparty statt, die Pelin für mich organisiert hatte. Sie hatte Freunde von mir und Kollegen aus der Arbeit eingeladen. Mit unter war auch Cihan dabei. Da er sich von Mine fernhielt, also es nur noch Freundschaft zwischen beiden herrschte, hatte ich auch kein Problem mehr mit ihm. Übrigens Mine kam nicht. Ich wusste nicht, ob sie nicht eingeladen wurde, weil Pelin sie noch nicht kannte oder ob sie einfach auf Grund schlechten Gewissens nicht aufkreuzen wollte. Schließlich hatten wir noch vor drei Wochen Sex. Wie dem auch sei, Pelin war wirklich die perfekte Gastgeberin, kümmerte sich um alle und brachte Stimmung in die Fete. Seitdem das mit uns beiden geklärt war und wir unserer Ehe den absoluten Schlussstrich zogen. Unsere Freundschaft hatte sich gefestigt, wir hatten wieder den Draht zueinander gefunden und ich war froh, dass sie Verständnis zeigte. Doch wie würde das wohl aussehen, wenn sie wüsste, wer die Frau war? Meine Beziehung zu Mine verbesserte sich auch von Treffen zu Treffen. Wir arbeiteten auch bei vielen Projekten zusammen, hatten inzwischen auch mehr als nur "Sex" miteinander. Wir lachten viel und genossen die Zeit zu zweit. Ab und zu hatte ich auch Eren mit, dieser dachte immer noch, dass Mine für mich nur wie eine Arbeitskollegin beziehungsweise gute Freundin wäre.
Alles lief also ganz entspannt, bis ich irgendwann bei Mine hockte und sie mit ihrer Mitbewohnerin in der Küche etwas fürs Abendessen zubereitete. Da Mine und ich offiziell immer noch nicht zusammen waren, ging ich davon aus, dass sie auch nicht wusste, was zwischen uns abspielte. Geschweige denn von den Bettgeschichten.

Das Schicksal lenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt