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"Luna! Ist alles okay bei dir? Geht's dir gut?", überhäuft mich Alex mit Fragen.
Wo auch immer der jetzt hergekommen ist. Immer noch mit dem Schock in den Gliedern nicke ich vorsichtig.
Die ganze Wahrheit ist das jedoch nicht. Ich stehe gefühlt kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Um nicht in Tränen auszubrechen.
Aber das muss er ja nicht unbedingt wissen. "Wo ist Mama?", entgegne ich aufgewühlt und sehe mich um.
Dass ich immer noch in diesem Haus bin hab ich bis eben eigentlich ganz gut verdrängen können. "Draußen im RTW, wollen wir auch Mal raus gehen?", stellt er die Gegenfrage und sieht mich besorgt an. Wieder nicke ich.

"Ich sagte doch du bist da draußen nicht sicher. Ich hätte ahnen sollen, dass er dich entführt hat, dann wären wir viel früher hier gewesen", seufzt Alex auf dem Weg nach draußen. Bevor ich mir jedoch Gedanken darüber machen kann, dass er nicht einmal die ganze Wahrheit weiß, wird das schon von unseren Täter übernommen.
"Was für entführt? Die Göre ist doch freiwillig eingestiegen", ruft dieser, als er von den Polizisten nach draußen geführt wird. Unsicher sehe ich zu Alex, der mich ziemlich verwirrt ansieht. "Luna?"
Ich schätze Mal ich bin ihm jetzt eine Erklärung schuldig.
"Ich wollte zu Mama, ihr helfen.
Ich hatte Angst, dass wenn ich es euch sage oder ich nicht mitgehe, ihr was passiert", murmle ich leise und denke.meinen Blick wieder, als wäre der Boden das Spannendste, was es hier gibt. "Hat er dich beim spazieren abgefangen oder wie?", hakt er unwissend nach.
Ich würde ihm liebend gern jetzt zustimmen, aber da dieser Psychopath wahrscheinlich auch seine Aussage machen wird und ich beweise auf meinen Handy habe, sollte ich vielleicht eher mit der Wahrheit anfangen.
"Er hat mir geschrieben. Schon bevor ich gegangen bin", beichte ich leise. Sehr leise.
Es überrascht mich, dass er es überhaupt verstanden hat. "Oh Luna", seufzt er und nimmt mich kurz in den Arm, was mich ziemlich überraschen lässt.
Er ist nicht sauer auf mich? Das hätte ich irgendwie nicht erwartet. Immerhin habe ich absolute scheiße gebaut.
"Du bist nicht sauer?", forsche ich nach, woraufhin er nur den Kopf schüttelt.
Eine Sache, die mich sehr beruhigt.

"Soll ich dir einen Tee machen?", bietet Alex meiner Mutter an, sobald wir wieder Zuhause sind. Diese nickt nur knapp und geht ins Wohnzimmer. Diese Sache hat sie ziemlich mitgenommen. Die ganze Fahrt von der Polizei hier her hat sie kein einziges Wort verloren.
"Luna? Kannst du mir meine Strickjacke holen? Die müsste im Schlafzimmer liegen", wendet sie sich letztendlich dann doch an mich, woraufhin ich mich auf den Weg nach oben mache. Beim Betreten des Raums sticht mir die Jacke, zum Glück, direkt ins Auge. So muss ich nicht erst noch unnötig suchen. Dass ich mich vielleicht aber trotzdem nicht nur darauf hatte konzentrieren sollen merke ich erst nachdem ich Bekanntschaft mit dem Boden gemacht habe. Wer stellt seine Schuhe denn auch mitten in den Weg?
Reflexartig sehe ich kurz unter das Bett.
Genau dir richtige Entscheidung, denn vor dem kleinen Karton liegt ein Brief, an mich adressiert. Bei genauerem betrachten kann ich erkennen, wie in dem Karton weitere davon sind. Vorsichtig ziehe ich die Sachen unterm Bett hervor und öffne den einen Brief, der lose darunter gelegen ist.

Hallo Luna. Ich hoffe es geht dir und deiner Mutter gut. Ich finde es immer noch schade, dass du bis jetzt nie zurückgeschrieben hast, aber es ist okay wenn du dir Zeit lässt.
Ich bin vor ein paar Tagen in eine größere Wohnung gezogen,
die Adresse steht auf dem Brief.
Vielleicht möchtest du ja Mal vorbeischauen. Nur wenn du willst natürlich.
Liebe Grüße
Papa

Sprachlos starre ich auf das Papier und werfe einen Blick auf die anderen Briefe.
Er hat immer versucht Kontakt aufzubauen. Er ist nicht das Problem sondern Mama. Naja, er denkt wahrscheinlich eher, dass ich diejenige bin, die nichts mit ihm zu tun haben möchte.
"Luna? Alles okay? Machst du hier ein Picknick oder warum brauchst du so lange?", lässt mich herumfahren, der soeben in den Raum gekommen ist.
"Was liest du denn da?"
Ohne auf eine Reaktion von mir abzuwarten, kommt er auf mich zu und nimmt mir den Brief aus der Hand, um ihn selbst durchzulesen.
"Sie hat es die ganze Zeit vor mir geheim gehalten", murmle ich leise und rapple mich auf.
Ich war, glaub ich, noch nie so sauer auf meine eigene Mutter, wie jetzt gerade.

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Luna entered the rage Mode

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt