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Mit dem Brief, den ich Alex noch schnell aus der Hand gerissen habe und einer guten Portion Wut stapfe ich die Treppen nach unten und komme leztendlich dann im Wohnzimmer vor dem Sofa zum stehen. "Warum hast du mit nie davon erzählt?", schreie ich meine Mutter schon fast an und hebe den Brief in die Höhe, so dass sie auch erkennen kann, was mein Problem ist. Dezent überfordert blickt sie mich an. "Luna bitte. Nicht jetzt", kommt es leise von ihr. "Nicht jetzt?! Und wann sonst? Hast du das auch immer gedacht, als die Briefe hier angekommen sind und du sie vor mir versteckt hast? Nicht jetzt?", entgegne ich, nach wie vor ziemlich laut und vor allem aufgebracht.
Wieder dauert es eine Weile, bis überhaupt eine Antwort kommt. 
"Du musst das verstehen, ich wollte einfach nicht, dass du Kontakt zu ihm hast. All die ganzen Jahre haben doch auch ganz gut ohne ihn geklappt oder?"
Ihre Stimme klingt so freundlich, viel zu freundlich für die momentane Situation.
Fassungslos schüttle ich meinen Kopf.
Ganz gut geklappt? Die hat sie doch nicht mehr alle.

Schreckhaft wie ich bin, zucke ich kurz zusammeny als Alex seine Hand auf meine Schulter legt und meiner Mutter ihre Jacke zu wirft. "Tief durchatmen", weist er mich an und wirft mir einen aufmunternden Blick zu.
"Ich soll tief durchatmen? Meine Mutter hat mich mein ganzes Leben lang belogen und mich in dem Glauben gelassen, dass Papa kein Kontakt mit mir wollte, was gar nicht so war.", widerspreche ich genervt.
"Aufregen bringt jetzt auch nicht viel ja?"
Ich rolle nur mit den Augen. "Achja? Soll ich's stattdessen alles Tod Schweigen, wie sie gemacht hat? Ganz ehrlich, therapier jemand anderen", gebe ich angepisst zurück und werfe einen giftigen Blick auf meine Mutter. "Luna, jetzt komm Mal wieder runter. Es reicht!", spricht sie leztendlich das Machtwort. Ist klar, jetzt bin ich wieder die doofe, die übertreibt. Obwohl sie das eigentlich Problem ist. Und das ja anscheinend nicht erst seit heute.
"Jaja, ihr könnt mich Mal", murmle ich auf dem Weg in den Flur und ziehe dort meine Schuhe an. "Ich bin frische Luft schnappen", melde ich mich knapp ab und verlasse zügig das Haus. Wann ich zurückkomme weiß ich nicht. Ebenso wenig, wo ich hin soll.
Erst nach mehreren Metern bemerke ich, dass ich immer noch den Brief, samt Umschlag in den Händen halte. Unbewusst habe ich diesen wohl nach dem Schuhe anziehen wieder gegriffen und mitgenommen. Vielleicht nicht ganz so falsch. Mir kommt eine Idee.
Die Adresse von Papa steht ja drauf, also was spricht dagegen, zumindest Mal zu schauen, wo er wohnt.
Um dort zu klingeln werde ich wahrscheinlich sowieso viel zu schüchtern sein. Ich weiß ja absolut nicht, was mich dort erwartet.

Nach einer eher kurzen Fahrt mit dem Bus bin ich auch schon im Stadtviertel angekommen, in welchem er, laut Adresse, wohnt. Nachdenklich und ohne wirklich auf meine Umgebung zu achten laufe ich die Straße entlang und halte nach dem finalen Haus ausschau.
"24, 25-", ich mustere das nächste Haus, "26" Hier muss es sein.
Nervös steuere ich auf das Gebäude zu.
Es ist nicht wirklich groß, aber auch nicht klein. Ein normales Mehrfamilienhaus eben. Ich frag mich, ob er eine Freundin hat. Vielleicht hat er sogar eine Familie, eine andere. Eigene.
Immerhin hätte er dazu genug Zeit gehabt.
Meine Hoffnung liegt aber trotzdem darauf, dass das nicht der Fall ist.
Es reicht ja schon, dass ich ihn seit etlichen Jahren nicht gesehen habe.
Das wird das Wiedersehen schon schwer genug machen. Mit einer Partnerin wäre das ja noch schlimmer. Worst case scenario oder wie sagt man so schön?
"Entschuldigung, kann man dir helfen?", lässt mich eine Stimme aufschrecken. Abrubt fahre ich herum.
Wenn man von Teufel spricht...

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Wer errät wer das ist bekommt ein Kekzz👀

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt