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"Was denkst du, wann Mama aufwachen wird?", frage ich leise und wende meinen Blick von der Straße ab, um Alex mustern zu können. Von ihm kommt nur ein Schulterzucken. "Kann ich nicht sagen"
Ich dachte er sei von Fach, was ist denn dann so schwer daran wenigstens eine Vermutung abzugeben.
"Du bist doch Arzt", entgegne ich leicht eingeschnappt und blicke sehnsüchtig die rote Ampel an, in der Hoffnung sie werde dadurch schneller grün.
"Luna, ich weiß es nicht okay?" Sein lauter und dieses Mal dezent genervter Ton lässt mich zusammenzucken. Das kann er auch normal sagen. Da brauch er nicht gleich so angepisst sein. "Sorry, dass ich gefragt hab", motze ich zurück und starre weiter aus dem Fenster.

Ohne Alex auch nur anzuschauen steige ich aus und öffne die Haustür. "Luna, jetzt warte mal", hält er mich auf und schließt die Haustür hinter sich. Seufzend drehe ich mich wieder um und schaue ihn an.
"Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so angehen, ich-" Schon an der Art, wie er zögert merke ich, wie es ihm schwer fällt den folgenden Satz auszusprechen.
"Ich mach mir doch auch Sorgen, aber du musst mir glauben, ich weiß es wirklich nicht. Man kann es einfach nicht sagen. Das hängt sehr davon ab wie sich ihr Gesundheitszustand entwickelt", erklärt er mir ruhig. Seine Stimme zittert trotzdem leicht. Kein gutes Zeichen, immerhin ist er Arzt. Mein Gefühl sagt mir, dass es nicht wirklich gut um sie steht. "Hey, sie schafft das, glaub mir", mit einem zuversichtlichen Blick schaut er mich an, woraufhin ich zögernd nicke. "Wie viele Klamotten soll ich denn jetzt einpacken?", fällt mir nach ein paar Sekunden der Stille ein. Von dem Notarzt kommt ein Schmunzeln, welches sich wenig später wieder in ein nachdenkliches Gesicht verwandelt.
"Darüber wollte ich noch mit dir sprechen. Für uns ist es komplett okay, dass du bei uns bleibst, aber vielleicht sollten wir deine Verwandten wenigstens mal informieren.", berichtet er mir. Tja, kann er ja Mal probieren, wird aber zu hundertprozent nicht funktionieren.
"Hat sie dir nichts erzählt? Wir haben niemanden mehr, das ist ja das Problem. Mamas Eltern sind vor fünf Jahren gestorben. Ihre Schwester ist in Berlin, mit der hab und will ich aber sowieso kein kontakt und von Papa hab ich ja sowieso nichts mehr gehört seitdem er weg ist" Ich hole tief Luft. "Kurz gesagt: Ich hab keinen mehr außer sie", vollende ich meine Erzählung und konzentriere mich darauf nicht schon wieder loszuweinen. "Du hast mich", entgegnet er und lächelt mich schief an, was ich augenrollend kommentiere. "Hm super", meine ich ironisch, was er nur lachend kommentiert.

Mit genügend Gepäck und meinem Skateboard in der Hand stapfe ich die Treppen wieder nach unten. Alex steht an die Wand gelehnt im Flur und beschäftigt sich mit seinem Handy. "Ich würd gleich zu Anika gehen, kannst du das dann schon mitnehmen?", will ich wissen und hebe meine Sporttasche hoch, die er direkt an sich nimmt. "Wo wohnt sie?", stellt er die Gegenfrage ohne auf meine einzugehen. Warum will er das jetzt wissen? "Hä?"
"Wo sie wohnt, ich fahr dich. Aber eins musst du mir versprechen" Auf meinem Gesicht bildet sich ein großes Fragezeichen. "Was auch immer ihr macht, du passt auf wegen deiner Hand okay?", schiebt er hinterher, woraufhin ich nur nicke.

Anika wartet bereits vor ihrem Haus, ebenfalls mit dem Skateboard in der Hand. "Danke fürs fahren", verabschiede ich mich schnell von Alex, der auch direkt weiterfährt. Zum Glück. Eine Gegenüberstellung von ihm und Nika wäre komisch geworden. "Danke fürs fahren lieber Alex", äfft meine Freundin mich lachend nach, was einen Schlag gegen ihren Oberarm zur Folge hat. "Seit wann so freundlich", neckt sie mich, nachdem wir langsam in Richtung Skatepark losgefahren sind. "Seit ich bei ihm vorübergehend wohne.", ich überlege kurz, ob ich meinen nächsten Satz wirklich aussprechen soll, entscheide mich letztendlich aber dafür, "Er ist eigentlich voll korrekt. Also zumindest besser als die anderen. Irgendwie hab ich das Gefühl Mama und er passen zusammen" Anikas Augenbrauen schießen in die Höhe. Ihr Blick mustert mich kritisch.
"Bist du krank? Hast du Fieber? Muss ich euern tollen Alex anrufen?" Ich seufze auf. Jetzt übertreibt sie echt. Obwohl... Wenn ich daran denke, wie ich anfangs ihm gegenüber eingestellt war, ist ihre Reaktion vielleicht doch gerechtfertigt. Naja, zumindest verständlich.

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Habt ihr eine Lieblingsband?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt