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Schockiert blicke ich das Mädchen an.
"Was zur Hölle machst du?", gehe ich sie an und reiße ihr die Spritze aus der Hand, die sie soeben an ihren Unterarm gesetzt hat. Bei genauerem betrachten wird mir klar, was genau das ist. Heroin.
Anika hat mir davon Mal erzählt. Nicht, dass sie es selbst nimmt, aber das Hannes das wohl vertickt. Und genau in diesem Zuge hat sie mir auch ein paar Bilder gezeigt und etwas darüber erzählt.
Jamie's Blick zu urteilen hat sie wohl mit allem gerechnet, außer mit mir.
"Bist du komplett bescheuert, dass du Heroin nimmst? Wie lange machst du das schon?", überhäufe ich sie weiter mit Fragen. Auch wenn meine Stimme ziemlich fassungslos und ungläubig ist, probiere ich nicht zu laut zu sein.
So asozial möchte ich jetzt auch nicht sein, dass mein Vater und ihre Mutter das mitbekommen. "Mann, ich wollte des Mal probieren", entgegnet sie genervt und rappelt sich vom Boden auf. Ihren Versuch mir die Spritze wieder aus der Hand zu nehmen wehre ich gekonnt ab.
Ich werde ihr das Ding ganz sicher nicht wieder geben, mit dem Risiko, dass sie sich diesen scheiß spritzt.
"Ach und du bist besser? Du weißt doch auch was das ist, das kommt bestimmt nicht von ungefähr", schiebt sie noch hinterher und verschränkt ihre Arme.
Ich seufze leise auf.
Das fängt ja schonmal gut an.
"Hör Mal, ich will nur nicht, dass du irgendwie in so ne Drogensucht reingerätst. Ich sag deiner Mutter und meinem Dad auch nichts, sofern du mir versprichst, dass du das nicht mehr machst", rede ich auf sie ein und ende letztendlich sogar mit einem kleinen Kompromiss. Skeptisch hebt sie ihre Augenbrauen. "Ja oke", willigt sie genervt ein und verdreht ihre Augen, "Und jetzt gib mir das Teil wieder" Fordernd streckt sie ihre Hand aus und wartet darauf, dass ich ihr diese Spritze wieder gebe.
"Eh ne ganz sicher nicht. Die behalte ich", widerspreche ich, dezent fassungslos.
Es geht nicht in mein Gehirn rein, dass sie, nett gesagt, so dumm ist und diesen scheiß anfangen will.
"Hä? Vertraust du mir nicht oder wie?"
Dumme Frage. Ist ja relativ offensichtlich.
"Ne, ehrlich gesagt nicht. Dh hast gesagt, du spritzt dir das Zeug nicht, also brauchst du auch dieses Teil nicht", meine ich und hebe erwarungsvoll meine Augenbrauen.
Stumm blickt sie mir entgegen, meine Aussage scheint ihr zu denken geben.
Erst nach mehreren Sekunden wendet sie ihren Blick ab und sieht seufzend auf den Boden. "Das bleibt unter uns okay?", unterbricht sie kurz darauf die Stille.
Stumm nicke ich und möchte das Zimmer verlassen. Die Betonung liegt auf möchte, durch ihre Hand, die mich an der Schulter packt hält sie mich auf. "Versprich es"
Genervt rolle ich mit den Augen und drehe mich wieder zu ihr um.
"Ich versprechs", seufze ich leise.
"Kommst du dann zum Essen?", schiebe ich noch hinterher, während ich die Heroinspritze in meiner Jackentasche versenke. Was ich genau damit anfangen werde weiß ich nicht. Höchstwahrscheinlich werde ich es auf den Heimweg irgendwie unauffällig in einen Mülleimer werfen.
Wobei auch das schwierig werden könnte, da Mama mich ja abholen will.
Irgendwas wird mir schon einfallen. Zumindest wird alles besser sein, als das, was Jamie damit vorhatte beziehungsweise vielleicht auch immer noch hat.

"Da seid ihr ja endlich", empfängt uns Papa in der Küche, woraufhin ich mit einem unauffälligen Blick zu Jamie werfe.
Sie erwidert diesen scharf, als würde sie mir sagen, ich solle ja kein Wort darüber verlieren. "Ich hab ihr noch mein Zimmer gezeigt und wir haben ein bisschen geredet", erzählt sie ihm sauber eine fette Lüge auf und setzt sich an den Tisch, als wäre nichts gewesen. Und ich dachte ich bin diejenige, die in letzter Zeit das Lügen ausgearbeitet hat. Meine Fähigkeiten zu lügen sind ja dahingegen garnichts.
Von diesen Gedanken aus schweife ich zur nächsten Herausforderung.
Abgesehen davon, dass ich nicht einmal Hunger habe, möchte ich auch einfach nicht essen.
"Über was habt ihr so gesprochen?", fragt Anna und schöpft mir währendessen etwas auf meinen Teller.
Wieder gibt es einen Blickwechsel zwischen uns beiden. Da Jamie aber sofort Luft holt, um etwas zu sagen, muss ich mir nicht einmal Gedanken machen, was ich antworten könnte.
"Luna nimmt Heroin", meint sie plötzlich, völlig unschuldig und blickt mich mit einem, fast unscheinbaren provozierenden, grinsen an. Völlig überfordert blicke ich zu Papa und Anna. Deren blicke sind eher eine Mischung aus Verwirrt und schockiert. Meine Gedanken wandern zu der Heroinspritze, die sich in meiner Tasche befindet. Ich bin ziemlich am Arsch fällt mir gerade so auf. Und alles nur, weil Jamie damit anfängt irgendwelche lügen über mich zu verbreiten.

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Hee hee

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt