97. Zwischen den Fronten

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»Und Hermine, wen wirst du anfeuern?«, fragte Fred.

»Gryffindor, dein eigenes Haus mit der besten Mannschaft überhaupt-«, übernahm George.

»Oder Slytherin, unser schlimmster Feind, wo dein Freund drinsteckt-«

»Fred, ihr Fast-Freund«, unterbricht George seinen Bruder.

»Oh ja stimmt, das habe ich ja vergessen. Ihr Fast-Freund«, korrigiert Fred sich selbst in theatralischem Ton.

Hermines Augen flackerten zwischen den Zwillingsbrüdern hin und her.

»Mich würde auch interessieren, wen du anfeuerst, Hermine«, brachte Luna sie in einem verträumten Ton zur eigentlichen Frage zurück.

 »Beide«, antwortete Hermine entschlossen. »Ich mache es so wie Luna. Ich werde meine beiden Teams anfeuern.«
Hermine grinste Luna an, die ihr Lächeln erwiderte, dann wandte sie sich um und ging aus der Großen Halle. Die Weasley-Brüder folgten ihr allerdings.

»Herminchen, du solltest ihm endlich deine Gefühle offenbaren.« Fred machte eine so weit ausholende Geste, dass er fast seinen Bruder erschlug.

»Immerhin blamierst du uns, wenn niemand weiß, was zwischen dir und ihm läuft.«

»Sie könnten denken, du wärst nicht mehr loyal gegenüber deinem eigenen Haus.«

George und Fred drängten sich immer näher an Hermine heran.

»Na gut, ich mach's.«

Daraufhin blieben die beiden Brüder stehen und klatschen einander ein.

»Wir haben es geschafft, Bruder.«

»Wieder einmal haben wir Amor geholfen.«

»Langsam sollte er uns bezahlen.«

»Erst Seamus und Dean-«

»Dann Luna und Neville-«

»Und jetzt Draco und Hermine.«

Hermine indessen nutze ihre Chance und rannte vor Fred und George davon. Erst vor der von außen grün angemalten Umkleide der Slytherins blieb sie keuchend stehen.

»Oh hallo, Hermine. Dich hätte ich hier nicht erwartet.« Draco Malfoy trat näher an seine beste Freundin Hermine.

»Ich wollte dir nur Glück wünschen«, entgegnete Hermine heftig atmend. »Und ich wollte das hier tun.« Ohne weitere Erklärung drückte sie ihm ihre Lippen auf den Mund. »Du schaffst das«, murmelte sie. »Gewinne, aber  lass bitte Gryffindor gewinnen. Ich weiß, dass du so schlau bist, um zu wissen, was ich meine. Immerhin habe ich mir doch den klügsten Freund ausgesucht, oder?«

Mit diesen Worten ließ sie Draco verwirrt stehen. Wie sollte er denn gewinnen, aber Gryffindor gewinnen lassen? Außerdem hatte sie ihn Freund genannt. Sie sagte entweder Draco oder bester Freund zu ihm. Waren sie denn etwa zusammen? Und dann hatte sie ihn ja auch noch geküsst...

»Malfoy, wo bleibst du denn? Das Spiel fängt gleich an«, herrschte ihn sein Kapitän an.
Grummelnd begab sich Draco zu seinem Team, während Hermine sich neben Luna auf den kalten Sitz niederließ.

»Da bist du ja. Du warst vorhin so schnell verschwunden, dass ich alles für dich vorbereitet habe.« Luna murmelte einen Zauberspruch und reichte Hermine dann eine Tasche, deren Inhalt beinahe herausquoll.

»Du kannst dich hier umziehen. Ich habe einen Unsichtbarkeitszauber über dich gelegt. Ich selbst sehe dich auch nicht.«

Hermine kramte in der Tasche und holte eine rot-grüne Uniform, einen dunkelgrünen Schal und den Löwenhut, den Luna selbst schon ein paar Mal getragen hatte, hervor.
Staunend zog sich Hermine um, dann löste sie selbst den Zauber auf.

Neville, Dean und Seamus waren an Lunas Seite aufgetaucht. Seamus und Dean setzten sich und umflochten ihre Hände. Neville zog Luna von ihrem Sitz zu sich und gab ihr einen sanften Kuss.

»Ich hatte heute ganz vergessen, dass das Quidditchspiel ansteht. Zum Glück haben die beiden mich aufgegabelt«, flüsterte er. Sein Flüstern jedoch hörte fast jeder im Umkreis von fünf Metern.

Sobald die beiden saßen, begann das Spiel. Hermine konnte kaum still sitzen. Sie zitterte am ganzen Körper. Wenn Slytherin den Quaffel in ein Tor pfefferte, quietschte sie auf. Wenn Gryffindor den Ball in einem Ring versenkte, schrie sie auf und erhob sich mit den anderen. Luna stimmte einen verrückten Anfeuerungsruf an, bei dem Fred und George, die haarscharf an ihnen vorbeiflogen, mitsangen. Am Ende hörte man alle Gryffindors, die zum Spiel erschienen waren - also alle, weil niemand sein Haus im Stich lassen wollte, - einstimmig rufen. Sie feuerten mit dem Ruf von Luna die Gryffindors an. Auch Hufflepuffs und Ravenclaws schlossen sich an.

Hermine, deren Hände schwitzen, sang ebenfalls mit. Da sie die Aufregung kaum ertragen konnte, holte sie ein Buch aus ihrer Tasche und umklammerte es. Sie strich über den Einband und spürte, wie sie sich allmählich beruhigte.

Ihre ruhige Stimmung hielt so lange an, bis ihr bester Freund Harry und ihr Freund Draco nach unten stürzten und sich ein wildes Rennen lieferten. Harry liebte den Sturzflug. Deshalb fand Hermine es nicht verwunderlich, dass Draco abbremste und sich wieder in die Luft erhob.

Ein paar Momente später folgte Harry. Er hatte seinen Arm von sich gestreckt und hielt ein goldenes, glitzerndes Ding in der Hand. Er hatte den Schnatz gefangen.

Die Gryffindors schrien auf, aber auch die Slytherins freuten sich. Beide Teams hatten gewonnen. Die Slytherins hatten mit ihrer hohen Punktzahl einen großen Vorsprung erreicht, den Harry mit seinem Schnatzfang leider nicht mehr überbieten konnte. Er hatte aber für Gleichstand gesorgt, sodass nicht nur eine Seite des Stadions jubelte, sondern jeder einzelne Schüler, egal auf welcher Seite er stand. Selbst die Lehrer klatschen vorbildlich.

»Das war fantastisch«, rief Hermine. »Harry und Draco waren herausragend.«

»Ach, übrigens haben Fred und George Harry etwas zugeflüstert«, meinte Luna, als ob sie sich gerade daran erinnert hätte.

»Was denn?«, hakte Hermine nach.

»Wirst du schon sehen.«

Die große Überraschung folgte. Harry flog mit seinem Besen direkt auf seine Freund zu. Ron, der bei Hagrid neben ihnen gesessen hatte, gratulierte ihm zuerst. Harry schwebte allerdings ein anderer Plan vor Augen.

»Hermine, komm mal her«, rief Harry. Hermine folgte Harrys Aufforderung. Dieser griff nach Hermines Arm und schwang sie auf seinen Besen.

»Dein großer Auftritt wartet.«

»M-mein großer Auftritt?«, stotterte Hermine und durchforstete ihr Gehirn. Sie fand allerdings keine Information, die ihr in irgendeiner Weise weiterhelfen konnte.

Harry grinste nur und flog auf einen anderen Spieler zu, genau genommen auf den Sucher der gegnerischen Mannschaft. Als er nah genug herangeflogen war, sprang er einfach von seinem Besen. Geschockt riss Hermine ihre Augen auf, doch Fred und George fingen Harry auf.

Also wandte sich Hermine Draco zu.
»Du hast fabelhaft gespielt. Das war einfach großartig.«

»Ich weiß. Und ich habe sogar Gryffindor und mich gewinnen lassen.«

Hermine trieb den Besen ganz leicht an. Allerdings stieß sie gegen Dracos Besen.
»Tut mir Leid. Harry hatte recht. Bücher können mir einfach nicht beibringen, wie man einen Besen fliegt«, seufzte Hermine.

»Das macht doch nichts. Irgendwann werde ich es dir beibringen.«

Wie automatisch näherten sich ihre Köpfe und sie küssten sich erneut. Diesmal brach tosender Applaus um sie herum aus.

Nun wusste die Schule Bescheid und würde es Hermine nicht mehr übel nehmen, Harry und Draco anzufeuern.





















Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt