𝟙𝟚𝟞. ℍ𝕖𝕣𝕞𝕚𝕟𝕖𝕤 ℝ𝕖𝕥𝕥𝕦𝕟𝕘

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DANACH:

Da stand sie und schaute auf den weißen Grabstein. Draco Malfoys Name stand darauf. Er rettete das Leben seiner Liebsten und opferte dafür sein eigenes.
Hermine erinnerte sich genau an ihre letzte Begegnung mit Draco Malfoy, einem Jungen, der ihr vorher immer nur negativ aufgefallen war.


VORHER:

»Hermine, Hermine! Bitte verlass mich nicht.« Draco kniete sich mit Hermine unter seinen Armen auf den schmutzigen und nassen Boden. Er wusste nicht, ob er in einer Pfütze Wasser oder in einer Lache Blut saß. Es interessierte ihn auch nicht. Für ihn war nur wichtig, Hermines Leben zu retten. Er verfluchte sich, wenn er es nicht schaffte. Er hatte so viel auf sich genommen, nur um sie zu retten. Er hatte immer ein Auge auf sie gehabt und als der Fluch eines Todessers sie zum ersten Mal traf, hatte er geschrien und geschrien. Sobald er sich wieder beruhigt hatte, hatte er eine Entscheidung gefällt, die dazu führte, dass er all das Grauen der Schlacht noch einmal erleben musste. Er konnte doch nicht gescheitert sein.

»Ahhhhh!« Draco schrie auf, als ein Fluch, der für offene Wunden sorgte, ihn an der Seite und am Rücken traf. Er krümmte sich und biss die Zähne zusammen. Dann ließ er Hermine sanft zu Boden gleiten, stand auf und stellte sich dem Todesser entgegen. Er feuerte sofort einen weiteren Fluch auf Draco ab, diesmal zielte er auf Dracos Herz. Draco sprang leicht zur Seite, sodass nun an seinem Bauch eine Wunde aufplatze. Der Angreifer spielte mit ihm. Er hätte ihm schon längst einen Todesfluch aufjagen können, doch er wollte Draco erst schwächen und quälen, weil Draco auf Seiten Dumbledores und Hogwarts kämpfte und nicht auf der der Todesser.

Plötzlich streifte ein Fluch seine Seite und Draco wusste, dass der Angreifer seinen wertvollsten Gegenstand getroffen hatte. Draco musste es bei diesem Versuch schaffen, denn noch ein weiteres Mal konnte er nicht zurückreisen.

Als er einen Schwall der Standardsprüche - Stupor, Expelliarmus, Reducio - abfeuerte, versuchte Draco, alle abzuwehren. Der Angreifer schien jung zu sein, da war sich Draco nun sicher, auch wenn er sein Gesicht nicht zeigte. Er hatte eine nicht so grauenhafte Stimme, die anderen schon viel Leid angetan hatte, sie war eher hoch und noch so unschuldig und deshalb war Draco noch nicht tot.

Draco feuerte nun ebenfalls und schaffte es, seinen Gegner zu entwaffnen und ihn danach zu schocken. Er schlitterte zu Hermine und hob sie hoch. Dann rannte er los. Er wusste nicht genau, wohin. Er wollte nur weg von dieser Schlacht und Hermine in Sicherheit bringen.

Er raste auf die Ländereien von Hogwarts und nach einer Weile musste er eine Pause einlegen. Er konnte kaum noch atmen. Doch er musste weiter. Er hatte alles aufs Spiel gesetzt, um ihr Leben zu retten.

»Hermine«, flüsterte er immer und immer wieder. Er ließ sie mit einem Schwebezauber hinter ihm durch die Luft fliegen und rannte weiter, bis er zu schwach war. Er stolperte über eine Wurzel. Unbewusst waren sie in der Nähe des Sees unter einer Weide gelandet. Hier würden die Todesser nicht nach ihnen suchen.
Draco bettete Hermine auf den Boden und strich mit eiskalten Fingern über ihre Wange.

»Hermine, wach auf, bitte.«
Er dachte an das erste Mal, als er die Schlacht erlebt hatte. Da hatte er sie in einen leeren Gang in Hogwarts gebracht und ganz in der Nähe hatte ihnen ein Todesser aufgelauert, der Hermine in einem unerwarteten Überraschungsmoment mit dem Todesfluch umgebracht hatte. Draco hatte anschließend seinen Vater unter der Verhüllung erkannt.

»Du wirst dieses Schlammblut nie heiraten können!«, hatte Lucius Malfoy gerufen. »Sie geht für immer und du kannst sie nie zurückholen. Deine richtige Braut wartet schon, die Tochter der Lady Greengrass.« Lucius Malfoy hatte ganz fies gegrinst und gewusst, dass er Dracos Leben zerstört hatte. Unter Tränen hatte Draco wild um sich mit Flüchen geschossen und erst einige Minuten später begriffen, dass sein Vater schon längst geflohen war. Dann hatte er Hermines leblosen Körper an sich gedrückt, bis er etwas gefunden hatte, das Hermine vielleicht als Andenken oder so behalten hatte. Er hatte es aus ihrer Tasche geholt und gewusst, was er machen musste.

»Malfoy?«

»Nenn mich Draco, bitte.« Draco Malfoy wandte sich Hermine zu, die sich vorsichtig aufsetzte und verwirrt schaute. Doch dass sie am Leben war, erfüllte ihn mit so viel Freude, dass er platzen wollte.

»Draco. Was machen wir hier? Hast du mich entführt, um mich quälend umzubringen?«

»Nein, da irrst du dich. Ich rette dir dein kostbares Leben.«

Jetzt, da Hermine wieder bei Bewusstsein war, ließ der Adrenalinstoß nach und der Schmerz meldete sich. Draco krümmte sich und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Hermine starrte ihn verwirrt an.

»Draco, was ist denn los?«, fragte Hermine überrascht und entsetzt. Draco zog sein verschmutztes und mit Blut vollgesogenes Shirt nach oben. Erst schaute Hermine weg, doch Draco legte mit letzter Kraft seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, seine Wunden anzuschauen.

»Nichts Wildes, das heilt schon wieder.«

»Du hast eine Menge Blut verloren«, stellte Hermine mit prüfendem Blick fest. »Ich glaube nicht, dass das nichts Wildes ist.« Ihre warmen Finger glitten über Dracos Bauch. Er hatte mehrere offenen Wunden und mit jeder Minute verlor er mehr Blut und wurde schwächer.

Hermine zerriss ihren Umhang und presste Stofffetzen auf seine Wunden.

»Du kannst mich nicht retten, Hermine«, flüsterte er.

»Doch, doch!«, rief Hermine verzweifelt. Sie konnte keinen Menschen sterben lassen. Vor allem nicht einer, den sie aus der Schule kannte und der sie am Leben gelassen hatte, auch wenn er auf der Seite der Todesser kämpfte. Sie würde ihm helfen, auch wenn er Harrys schlimmster Feind gewesen war.

»Hermine, du kannst mich nicht mehr retten. Ich verblute. Aber bitte verzeih mir. Dass ich dich nie angesprochen und gesagt habe, wie wunderschön du eigentlich bist. Innerlich und äußerlich. Du bist wahrlich perfekt, Hermine.«

Eine Träne rollte über Dracos Wange.

»Fang sie auf«, flüsterte er. »Ich will, dass du die Wahrheit kennst.«

Hermine zauberte ein Gläschen hervor und die Träne mit Dracos Erinnerung floss hinein.

»Das - das gehört dir.« Draco zog eine goldene Kette aus seiner Tasche und reichte sie Hermine. Hermine erkannte ihren Zeitumkehrer, den McGonagall ihr vor der Schlacht überlassen hatte.

Hermine ließ die einzelnen Teile des Zeitumkehrers fallen und griff nach Dracos Hand. Sie hielt ihn fest und flüsterte seinen Namen, bis er in den Tod hinüberglitt.


DANACH:

Hermines Beine versagten. Sie kniete sich hin und weinte. Er hatte für sie sein Leben aufgegeben und sie konnte ihn nicht retten. Hermine legte den kaputten, goldenen Zeitumkehrer unter einen kleinen Stein, der am Grabstein ruhte und verschwand. Die Trauer überwältigte sie so sehr, dass sie nie wieder zurückkehren würde. Er würde auch nie wieder zu ihr zurückkehren.

Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt