𝟙𝟙𝟚. ℂ𝕒𝕗é (𝕋𝕖𝕚𝕝 𝟛)

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Draco hörte Dean genau zu. Obwohl er den Job nur annehmen wollte, um die geheimnisvolle, schöne Bedienung besser kennenzulernen, wusste er, dass er Geld verdienen musste, um sich eine bessere Wohnung zu leisten als jene Bude, in der er zur Zeit lebte. Besser gesagt, in der er ab und zu schlief.

Er mied die Wohnung. Nur wenn seine Freunde ihn abwiesen, kehrte er zu dieser zurück, um dort zu übernachten. Er ekelte sich auch nur bei den Gedanken, in die Wohnung einzutreten. Als er zwangsläufig eingezogen war, hatte er die Wohnung geputzt und noch mal geputzt, dennoch blieb sie dreckig. Manches ließ sich auch beim zehnten Putzgang nicht abschrubben und in der Decke prangte ein riesiges Loch, sodass Draco auf den Dachboden gelangen könnte, wenn er wollte. Immerhin bezahlte er für diese Bruchbude nichts. Ein Freund von Blaise brauchte die obere Wohnung nicht mehr, nachdem seine Freundin bei ihm ausgezogen war und hatte sie Draco geschenkt. Das war der einzige Vorteil dieser armseligen Zwei-Zimmer-Wohnung.

Oft stellte er sich eine große, hübsche und vor allem saubere Wohnung vor, die er sich mit dem Mädchen seiner Träume teilte. Um sich so eine zu leisten, brauchte er aber dringend Geld.

»Kannst du mir etwas abnehmen? Ich glaube, mir fällt gleich alles runter.« Draco blickte Dean hoffnungsvoll an, der ihm sofort ein Tablett abnahm.

»Tut mir leid. Ich habe vergessen, dass du neu bist und noch nie in einer Gastronomie gearbeitet hast. Du wirst noch lernen, mehrere Sachen auf einmal zu tragen, ohne etwas zu zerstören. Glaub mir, Hermine hat an ihrem zweiten Tag ein Tablett mit drei Tassen runtergehauen. Eine davon war noch zur Hälfte gefüllt. Es gab so eine Sauerei und der Boss hat sie erst mal ein bisschen vollgeschnauzt, ihr aber ziemlich schnell wieder verziehen. Immerhin war es ihr zweiter Tag.«

Dean grinste, als er sich diese Erinnerung hervorrief. Dann marschierte er mit dem abgenommenen Tablett zu Tisch Nummer vier und überließ es dem Boss, sich um Draco zu kümmern. Dieser erklärte dem Blonden nun, auf welche Seite vom Gast er sich beim Servieren nie stellen dürfte und wie er möglichst viele Sachen auf seinen Armen platzierte, ohne dass etwas herunterfiel und wie er die Kasse bediente.

Draco lernte schnell, was Dean erfreute. Nach seiner Schicht hatte auch Draco Schluss. Gemeinsam packten sie ihre Sachen zusammen und warfen sich ihre Mäntel über.

Vor dem Café ließ die Anspannung von Draco nach.

»Habe ich einen guten Eindruck gemacht? Glaubst du, Hermine ist mir böse, dass ich ihren Arbeitsplatz weggenommen habe? Hat sie mal über mich gesprochen?« Draco hatte ihren Namen bei der Auseinandersetzung mit dem Boss aufgeschnappt.

»Du hast dich gut geschlagen und Hermine hat dich höchstens mal erwähnt. Sie wird dir nicht böse sein. Du kannst ja nichts dafür. Ich muss leider da lang, aber wir sehen uns morgen.«

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Eine Woche lang arbeitete Draco in dem Café. Es verging kein Tag, an dem er nicht an Hermine dachte und Dean löcherte, welcher gerne Geschichten von Hermines Zeit im Café erzählte.

Nach dieser Woche rief der Boss ihn und Dean zu sich in sein Büro. Dort wartete, zu Dracos Überraschung, das wunderschöne Mädchen, welches ihn an seinem ersten Tag bedient hatte.

»Nun, ich freue mich, euch allen mitzuteilen, dass Draco seine Probewoche bestanden hat.«

»Probewoche? Was?«, fragte Draco und warf Dean einen verwirrten Blick zu. Dieser schien zu wissen, wovon der Boss sprach. »Habe ich etwas verpasst?«

»Allerdings.« Hermine grinste.

»Nun Draco, uns allen ist aufgefallen, dass du sehr angetan von unserer lieben Hermine hier warst.« Unsere liebe Hermine? War der Boss denn nicht mehr sauer auf Hermine? Draco verstand die Welt nicht mehr. »Wir wollten dich testen und überprüfen, ob du nur wegen Hermine hier anfangen wolltest und deinen Job kaum erledigen wollen würdest, oder ob dir die Arbeit, die du ausführst, wichtig ist. Es hat sich gezeigt, dass du trotz Hermines Abwesenheit zu deinen Schichten gearbeitet und viel Potential gezeigt hast.«

»Warte, warte, warte. Habt ihr mir etwas vorgespielt?«

»Das mit dem Bild von seiner Frau? Natürlich war das gespielt. Der Boss hat Hermine nie ernsthaft gefeuert. Sie hat nur vor und nach deinen Schichten gearbeitet«, erklärte Dean.

»Du hast mich eine Woche lang belogen?«

»Ich habe dir nur manche Sachen verschwiegen. Wenn ich dir alles erzählt hätte, hätten wir dich nicht auf die Probe stellen können«, verteidigte sich Dean.

»Das heißt, Sie haben Ihre verstorbene Frau nur erfunden.« Draco musterte seinen Boss. Er hatte sehr gut geschauspielert. Seine Wangen färbten sich rot. Diese drei Menschen hatten ihm alles vorgespielt.

»Richtig. Ich war nie mit einer Frau verheiratet.«

»Und ich habe Ihnen das alles abgenommen?«

»Draco, verstehe unsere Gründe. Ich hätte nie jemanden einstellen können, den wir gar nicht brauchen. Der hoffnungslos ein Mädchen anhimmelt, Kunden ignoriert, vergisst, zu arbeiten.

»Ganz hoffnungslos ist seine Liebe aber nicht«, warf Hermine ein und wandte sich Draco zu.

Dieser kämpfte noch mit seinen Gefühlen. Er war wütend, weil sein Boss, seine Liebe und ein neuer Freund ihn betrogen und belogen hatten. Gleichzeitig empfand er Hoffnung. Der Boss hatte angedeutet, dass Draco bei ihm arbeiten konnte. So konnte er nun die Möglichkeit ergreifen, Hermine kennenzulernen.

»Ich hoffe, es ist alles geklärt. Ihr könnt jetzt weiterarbeiten.«

Dean verließ zuerst das Büro. Hermine zog Draco hinter sich her in einen anderen Raum.

»Ich habe dich in der letzten Woche beobachtet und gemerkt, dass du nicht so oberflächlich bist, wie du erscheinst. Außerdem hat mir Dean von vielen Gesprächen erzählt. Ich will uns eine Chance geben.«

»Das bedeutet?«, fragte Draco, der nicht klar denken konnte. Hermines Anwesenheit machte ihn nervös.

»Das bedeutet das.« Hermine trat einen Schritt zu ihm und strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Dann beugte sie sich zu ihm vor, zögerte einen Moment und drückte dann einen Kuss auf seine Lippen.

Draco erwiderte den Kuss nach ein paar Momenten der Verwunderung.

Er fühlte sich glücklich. Er hatte nicht nur seine große Liebe gefunden, sondern auch einen Job. Bald würde ein neues, besseres Leben für ihn anfangen. Nein, es hatte soeben schon begonnen.

Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt