𝟙𝟛𝟙. 𝕍𝕠𝕣𝕙𝕒𝕟𝕘

289 14 2
                                    

Hermine schlich vorsichtig durch den Gang und hielt Augen und Ohren offen. Als sie ein Geräusch vernahm, zuckte sie zusammen und verschmolz mit den Schatten. Schritte näherten sich. Hermine lugte hinter dem Vorhang hervor, aber es war nicht der, den sie suchte. Sie ließ die Gestalt vorüberziehen und huschte weiter. Ihren Informationen nach befand er sich in Snapes Büro oder hatte dieses schon längst verlassen.

Endlich gelangte Hermine zu den Kellern und kam vor dem Klassenraum für Zaubertränke zum Stehen. Als sie eine Gestalt entdeckte, die sich eilig näherte, suchte sie sich ein Versteck hinter dem Vorhang in einer Nische. Beim Näherkommen erkannte sie Dracos Gesicht. Das war die ideale Gelegenheit. Sie könnte ihn als Geisel nehmen. Wenn sein Vater genug Herz hätte, würde dieser ihr in die Falle laufen.

Gerade als sie hinter dem Vorhang hervorsprang, glitt Draco dahinter. Der Vorhang wirbelte umher.

»Was machst du hier?«, zischte Draco. Nur ein Vorhang trennte ihn von Hermine.

»Ich habe ein ruhiges Plätzchen zum Lesen gesucht«, behauptete Hermine. »Was machst du hier?«

»Das ist mein Gebiet. Ich darf hier entlanggehen, wann immer ich möchte.«

Beide reckten ihr Kinn in die Höhe, ohne dass die andere Person es sah. Eine Minute stand alles still, bis die beiden die Seiten wechselten, als hätten sie sich abgesprochen. Wieder wehte der Vorhang und wieder hatten sich beide verpasst. Sie tänzelten umher wie bei einem richtigen Kampf.

»Kannst du mich jetzt in Ruhe lesen lassen?«, fragte Hermine geduldig. Dabei spielte sie an ihrem Zauberstab herum, den sie in die Höhe hielt, um zuzuschlagen, wenn es so weit war.

»Ich lasse dich in Ruhe lesen, wenn du nicht gerade hier liest«, meinte Draco.

»Ach, und warum ausgerechnet sollte ich nicht hier lesen?«, wollte Hermine wissen.

»Ist dir das nicht zu nah an einem Klassenraum?«

»Das macht es doch so reizvoll. Ich lese Lektüre für Zaubertränke und mein Kopf wird diesen Ort mit dem Gelesenen verbinden, sodass ich das Wissen bei der Prüfung besser hervorrufen kann.« Hermine war stolz auf ihre Lüge und reckte das Kinn.

»Zeig doch einmal das Buch«, verlangte Draco.

»Willst du etwa behaupten, dass ich lüge?«

»Wenn du mir das Buch zeigst, hast du vermutlich keinen Grund dazu.«

Hermine seufzte und wühlte in ihrer Schultasche. Sie war nie glücklicher gewesen als jetzt, dass sie immer fünf Bücher mit sich herumtrug. Ihre Hand mit dem Buch glitt an der Seite des Vorhangs hervor. Sie ließ ein paar Sekunden verstreichen, um Draco Zeit zu geben, den Titel zu begutachten. Als sie ihre Hand wieder zurückziehen wollte, packte Draco ihr Handgelenk und riss sie mit so viel Schwung zu sich, dass sie gegen seinen Körper prallte. Hermine verfluchte sich, dass sie so naiv gewesen war. Sie wollte sich lösen, doch Draco verstärkte seinen Griff und legte zusätzlich noch einen Arm um ihre Taille. Hermine allerdings richtete ihre freie Hand, in der sie auch den Zauberstab hielt, auf sein Gesicht.

»Lass mich los«, knurrte sie.

»Sonst was?«, fragte Draco.

»Sonst verfluche ich dich. Jeder weiß, dass ich eine gute Hexe bin. Und wenn du es nicht weißt, kann ich es dir gerne zeigen.« Sie lächelte ihn falsch an.

»Lieber nicht.«

»Du würdest dich bestimmt gut als Frettchen machen.« 

»Nein!«, rief Draco, der sich schmerzlich an die paar Minuten als Frettchen erinnerte. Er war so voller Angst gewesen und wollte das nicht noch einmal durchleben.

Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt