54. Kein Märchenprinz

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Heute begann mein allererster Schultag in Hogwarts. Gestern waren die Erstklässler, darunter auch ich, in dem Schloss angekommen und konnten sich einen ersten Eindruck beschaffen. Hogwarts sah so schön aus wie keines der Schlösser, die ich früher oft mit meinen Eltern besichtigt hatte. Doch dies war kein normales Schloss, das war Hogwarts, meine Schule. Ich eilte durch die vollen Gänge. Vor mir lief ein blonder Junge, den ich gestern ebenfalls als Erstklässler identifiziert hatte. Er gehörte zum Haus Slytherin und Gryffindor und Slytherin hatten in den ersten beiden Stunden gemeinsam Zaubertränke bei einem gewissen Professor Snape.

Die ganze Zeit stellte ich mir vor, wie sich der Junge mit den blonden Haaren umdrehte, mir zulächelte und sich als mein persönlicher Märchenprinz entpuppte. Oder dass ich ihn fast einholte, gegen ihn knallte und hinfiel, er mir aber sofort aufhalf und sich als mein Märchenprinz vorstellte. Noch total in Gedanken versunken knallte ich gegen etwas Hartes. Waren es stark trainierte Bauchmuskeln? War ich gegen den blonden Jungen geknallt?

Nein, der gut aussehende Junge mit den blonden Haaren und den super trainierten Bauchmuskeln aus meiner Vorstellung stellte sich als Wand heraus. Ich war tatsächlich an meinem allerersten Schultag in einer Zauberschule vor allen Schülern in einem gefüllten Korridor gegen eine Wand gelaufen und lag jetzt auf dem Boden. Na toll.

Obwohl, noch gab es Hoffnung, dass mir mein Märchenprinz aufhalf. Ich schaute mich schnell um, doch ich bemerkte nur die starrenden Schüler, die über mich sprachen und lachten. In der Menge konnte ich den blonden Jungen von vorhin ausmachen, der herauszufinden versuchte, wieso so viele stehen geblieben waren. Doch auch er enttäuschte mich, da er mir nicht half.

Wo verdammt nochmal blieb mein Märchenprinz, der mich aus dieser Situation rettete? Da sich mir niemand näherte, rappelte ich mich seufzend auf und entdeckte, dass meine Bücher auf dem Boden verstreut waren. Wenn ich Glück hatte, würde sich vor meinen Augen ein Typ materialisieren, der mir meine Bücher überreichte. Doch auch diese Situation schien ausweglos. Also beugte ich mich selbst, um meine Schulbücher aufzuheben. Langsam wendeten sich die Schüler ab und auch ich machte mich wieder auf den Weg, als wenige Minuten später vor mir der blonde Junge in der Schlaufe seiner Tasche festhing, das Gleichgewicht verlor und dann der Länge nach zu Boden fiel. Nach kurzem Zögern marschierte ich schnurstracks auf ihn zu und half ihm wieder auf die Beine.

Der Blondhaarige bedankte sich. „Gerne." Ich lächelte.

„Ich bin übrigens Draco Malfoy." Er streckte seine Hand aus und ich ergriff sie. „Ich bin deine Märchenprinzessin, auch genannt Hermine Granger." Aufgeregt schüttelte ich die Hand meines neuen Freundes.

Es musste nicht immer nur Märchenprinzen geben, wenn man die Augen öffnete, sah man auch Märchenprinzessinnen.

Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt