85. Klaviermusik

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Hermine war aufgeregt. Heute war ihr großer Tag. Heute musste alles perfekt laufen. An diesen Tag würden sich all ihre Freunde und ihre Familie noch in Jahren erinnern und ihr gratulieren. Dieser Tag würde nicht vergessen werden, denn Hermine heiratete.

Nach drei Jahren glücklicher Beziehung war sie sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte und mit Ron als Ehemann schöne Jahre verbringen würde.

Vor Jahren hatte es auch einen Jungen gegeben, doch dieser gehörte der Vergangenheit an. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen und Ron war für sie da gewesen und sie hatte sich verliebt.

Hermine blickte in den Spiegel. Ihr langes, weißes Kleid war am Oberkörper mit Spitze besetzt und bestand aus mehreren Lagen Stoff. Am Saum waren kleine Blumen auf das Kleid gestickt. Hermine fand das Kleid sehr schön. Ginny hatte ihr beim Aussuchen geholfen.

Zu diesem Kleid trug sie eine auffällige Kette und schlichte Ohrringe in Silber. Sie besaß die Ohrringe schon seit Jahren. Was niemand wusste, war, dass er sie ihr geschenkt hatte.

Ginny hatte mit Hermines Haaren etwas Undefinierbares angestellt, was ziemlich gut aussah.

"Hermine, Liebes. Kommst du?" Molly Weasley stand im Türrahmen. "Ja ja." Hermine lief die paar Schritte und fragte Molly, ob irgendetwas fehlen würde. "Aber nein. Alles ist perfekt."

Molly legte ihre Hand an Hermines Rücken und schob sie vorwärts.

Molly wusste nicht, wie sie das Thema, welches sie belastete, aussprechen konnte. Der richtige Zeitpunkt dafür war schon längst vergangen. Insgeheim hoffte sie, dass der Tag nicht in einer Katastrophe enden würde.

Sie hatte viele Kinder. Mittlerweile wusste sie, wie sie andere Menschen einschätzen und lesen konnte. Sie hatte herausgefunden, dass weder Hermine noch Ron bereit für diesen Tag waren. Sie dachten, ihre Beziehung war perfekt, dabei hatte Molly erkannt, dass es nicht so war.

Hermine liebte Ron nicht wie einen Freund oder gar einen Ehemann. Sie mochte ihn und durch ihre jahrelange Freundschaft kamen sie einfach sehr gut miteinander klar und waren auf eine ganz besondere Weise verbunden. Doch Molly wusste nun, dass die Gefühle nicht über Freundschaft hinausgingen. Und Ron war einfach noch nicht bereit für eine Hochzeit.

Hermine war schon nach vorne gegangen und umarmte ihre Eltern. Molly lief hinterher, sie wollte es ihr endlich sagen, doch zu spät.

Hermine lief zwischen ihren Eltern nach draußen. Vorerst hielt sie sich abseits der Gästemenge. 

Doch dann hörte man eine traurige Klaviermelodie. Hermine suchte den Spieler und entdeckte eine Person an einem schwarzen Flügel. Er schaute so konzentriert auf die Tasten. Hermine war geschockt. Sie hatte ihn verloren geglaubt. Doch da saß er. Unbewusst fasste sie an ihre Ohrringe. Er spielte immer noch so schön wie früher Klavier. Sie hatte diesen Klängen stundenlang gelauscht und ihm ihren damals größten Wunsch ins Ohr geflüstert. Sie wollte, dass jemand ihr Lieblingslied auf ihrer Hochzeit auf Klavier spielte.

Und nun war er hier, bereit, ihr diesen Wusch zu erfüllen. Es war, als würde ein Damm brechen und alle verschwunden geglaubten Gefühle von damals auf einmal herausschwemmen.

Sie liebte ihn immer noch. Sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben, sondern ihre Liebe nur verdrängt. Weil er verschwunden und nicht aufgetaucht war. Doch bevor sie ihm ihr Herz ausschütten konnte, musste sie Ron finden.

Sie wirbelte herum und stürmte ins Haus und zu seinem Zimmer. Sie klopfte an, wartete aber nicht auf ein "Herein", sondern betrat das Zimmer.

Ron sah frustriert, ja sogar verzweifelt aus. Sie sahen sich an.

"Ich kann dich nicht heiraten", brachten sie beide gleichzeitig heraus. Erst schauten sie sich geschockt an, doch dann lachten sie los. Hermine eilte auf ihn zu und umarmte ihn. Es war eher eine Abschiedsumarmung, doch sie gaben sich beide gegenseitig Trost.

"Wir passen nicht so zueinander. Es wird jemand kommen und diese Person wird dir den Kopf und dein Herz verdrehen", meinte Hermine.

"Danke. Jetzt geh zu ihm." Ron hatte sie durch das Fenster beobachtet. Er kannte sie so gut, dass er wusste, dass in ihrem Inneren alles tobte. Sie lächelten sich an. Beide waren glücklich, nicht im Streit gegangen zu sein.

Hermine verließ den Raum und weniger später fand sie sich in den Armen von Draco wieder. Sie brauchten keine Worte um sich zu verstehen, seine Anwesenheit reichte. Es war, als wäre Draco nie weggewesen.


Dieses Kapitel widme ich dir Steffi,          .

Einfach so und weil ich dir schon lange kein Kapitel mehr gewidmet habe.


Dramione OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt