A R Y A➳
Bald würde die Sonne ihren Höchststand erreichen und der Morgen wäre vorüber. Nichtsdestotrotz sass ich nach wie vor da, Stunden, nachdem ich so feige von dem Feld gerannt war und starrte betrübt auf das dicht verwobene Geäst des Waldes, während das Rauschen des Flusses die Stille durchbrach.
Die Erinnerungen, die sich so urplötzlich einfach ausgebrochen hatten und wild in meinem Kopf gesurrt hatten, waren verschwunden. Geblieben war die Stumpfe Trauer. Trauer darüber, dass mich die eine Person verletzt hatte, die alles für mich war, die mich nie hätte verletzten dürfen. Andererseits Trauer, da ich ihn ebenso sehr verletzt hatte, aber ich wusste nicht, wie ich beider unserer Wunden wieder schliessen konnte. Wie ich alles wieder gut machen konnte. Vielleicht war das einfach eine Sache der Unmöglichkeit.
Der Baum, in dessen Astgabel ich mich verkrochen hatte, knirschte.
»Da bist du also.«
Von all den Leuten, die ich kannte, hätte ich sie hier am wenigsten erwartet. Ich zog meine Beine an mich. »Was willst du hier?«
»Ist das nicht Offensichtlich?« Reah setzte sich auf einen Ast neben mir. »Ich mach mir Sorgen um dich.«
Ich schnaubte und zog den roten Stoff des Rocks über meine Knie. »Tu nicht so, als würdest du mich mögen.«
»Mögen und sorgen sind zwei unterschiedliche Dinge.«
Der hat gesessen. Nun, austeilen konnte sie, das musste ich ihr lassen.
»Aber vielleicht kann sich das ja noch ändern.« sagte sie dann und warf mir ein kleines Lächeln zu.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich müsste mich erklären. Ihr begreiflich machen, wieso ich weggerannt war, wieso ich genau nicht zu ihm zurück gehen konnte. Ich wisperte und hoffte, sie verstand mich: »Er war mein Zuhause.«
Sie seufzte leise. »Weisst du noch die Sache, die ich dir über ihn erzählen wollte?«
Weder musste sie mir erklären, von wem sie sprach oder über was. Ich schloss meine Augen und lehnte den Kopf an dem Baumstamm an. »Ich will es nicht mehr hören.«
»Tja, Pech, das musst du dir aber anhören.«
»Ich dachte es sei nicht mehr von Wichtigkeit?«
»Mein Fehler.« Sie knirschte mit den Zähnen. »Ihr saht so glücklich aus, und ich wollte das nicht zerstören. Ausserdem war ich sowieso der Meinung, dass er es dir erzählen sollte und nicht ich.«
Ich kniff meine Augen fester zusammen. »Das ist jetzt sowieso egal.«
»Nein, ist es nicht.« protestierte sie. »Es geht um seinen Bruder.«
Mein Leider öffneten sich schlagartig. »Er hat einen Bruder?«
»Hatte.« verbesserte sie mich und ich hörte die Schärfe darin. Sie holte tief Luft und dann begann sie zu erzählen: »Es war ein wunderschöner Herbsttag gewesen, nichts hatte daraufhin gedeutet, wie schrecklich er enden würde.« Sie strich gedankenverloren über die dunkelbraune Rinde der Tanne. »Serdas war dazumal unser bester Freund. Wir waren alle beste Freunde; Xenos, Leav, Aramis, Serdas und ich. Doch niemandem von uns war aufgefallen, dass Serdas sich immer mehr und mehr veränderte. Es startete harmlos, eine kleine Stichelei hier eine Zankerei da. Aber seine Eifersucht auf uns alle, hatte niemand bemerk. Er hasste Aramis dafür, dass er in vielem stärker und schneller war, obwohl sie doch beide Halbgötter waren. Er hasste Xenos dafür, dass er so jung schon den Platz eines Königs einnahm und er hatte Leav und mich für unsere Liebe gehasst.« Ihre Züge verhärteten sich. »Er verabscheute schon immer, dass eine Gi und ein Werwolf Mates sein konnten. Also wollte er wohl zwei Fliegen mit einer Klappe erledigen.«
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X E N O S | ✔️
Werewolf*ABGESCHLOSSEN* ➳ ZWEITES BUCH DER " a mate's call " SERIE ➳ (Kann unabhängig vom 1. Teil der Serie gelesen werden) Sturmblaue Augen, blonde zerzauste Haare und eine mürrische verzogene Miene. Er ist der König der Werwölfe. Er ist der Mann, d...