Z A I R A➳
Dämonen. Sie waren überall, schwebten in der Luft herum, als wir uns mithilfe den Pflanzensträngen in die Tiefe der Galerie abseilten und nach ihm Ausschau hielten. Von den Gefangenen war keine Spur, nur die Kampfgeräusche der untersten Etage offenbarten mir, dass sich die letzten kämpfenden Soldaten im untersten Stockwerk befinden mussten und sich gegen Echindas Truppe behaupteten.
Wir parierten eine Etage nach der anderen, während alle anderen Heilerwerwölfe ihre Kräfte spielen liessen und mit ihrem Licht die Dämonen bestrahlten, sodass sie sich kreischend auflösten. Wenn wir erst einmal Aramis gefunden hatten, mussten wir schnell sein, denn ich war mir sicher, dass den Gefangenen dieses Gekreische nicht lange entgehen würde.
Wir erreichten gerade die siebzehnte Etage, als ich ihn sah. Mutterseelenallein lag er da, auf dem kalten, feuchten Steinboden, durchtränkt von seinem eigenen Blut.
Ich wollte meinen Begleiter, der mich an sich gedrückt hielt, bereits anweisen, wohin er uns bringen sollte, doch dieser nickte mir bereits stillschweigend zu, gab allen anderen Gis knappe Befehle und wir schwangen alle über das Stahlgeländer auf den umlaufenden Gang, den eine Zelle nach der anderen ausstattete.
Sobald meine Füsse auf dem harten Untergrund aufschlugen, rannte ich bereits auf ihn zu. »Aramis!« Meine Hände waren voller Blut, als ich sie auf seinen Körper legte. Ich untersuchte ihn an seinem ganzen Leib und fand nur die tiefe Wunde an seiner Kehle. Er hatte so viel Blut verloren - zu viel. Doch die Halsschlagader war nicht betroffen.
»Na gut Liebling, ich hol dich jetzt zurück.« Dann legte ich meine Handflächen direkt auf seine klaffende Verletzung, schloss meine Augen und tauchte tief in die Energiestränge ein. Wir Heilerwerwölfe hatten alle eine andere Art, die Lebensenergien der Lebewesen zu erkennen. Einige rochen sie, andere fühlten oder hörten sie. Ich wiederrum sah sie klar vor mir. Aramis Energie war immer dunkelblau gewesen, ein gefährlich ruhiges schimmerndes Blau, das sich jederzeit in ein kaltes Feuer verwandeln konnte. Doch nun war da fast gar nichts mehr von seiner üblichen Intensität oder Leben. Sein Strang war so schwach, dass ich ihn fast übersah.
Ich hauchte die Worte über unser goldenes Band, die er schon einmal zu mir gesagt hatte: Komm zu mir zurück.
Keine Regung.
Ich biss die Tränen zurück, presste meine Hände stärker in die Wunde und schob meine ganze Kraft hinein, um sie zu schliessen. Gleichzeitig vermittelte ich alles von meiner eigenen Lebensessenz durch unser Band zu ihm. Komm schon.
Ich hörte das Geschrei der Dämonen hinter meinem Rücken, doch darum machte ich mir keine Sorgen, ich hatte einen ganzen Trupp von Leuten, die sie fertigmachen konnte. Meine einzige Sorge lag vor mir.
Er sah so gelassen aus, als würde er schlafen und jederzeit wieder die Augen aufschlagen und mich aus seinen glühend grünen Diamanten anstarren. Ein verruchtes Lächeln auf seinem Mund und starke Arme, die mich an ihn zogen. Er bedeutete mir alles. Er war mein Mate, meine Familie. Ich durfte ihn nicht verlieren.
»Jetzt komm schon, verdammt! Kämpfe!« Als er immer noch nicht die Augen aufschlug, legte ich mich über ihn, meine Brust über seiner, meine Stirn an seiner. Es war mir egal, wie viel Blut an meinem Kleid und meiner Haut klebte. Ich wollte ihn zurück, wollte, dass er verdammt noch mal seine Augen öffnete und mir versicherte, dass er gesund war. Gesund und am Leben!
Der Schnittwunde schloss sich allmählich, trotzdem ich spürte ihn immer noch nicht. Das Band wurde mit jeder Sekunde schwächer. Heftige Schluchzer brachen aus meiner Kehle heraus. »Du sagt immer, dass du ein verdammter Halbgott bist, also beweis es endlich!« Das Glühen meiner Handfläche breitete sich auf meinen gesamten Körper aus und jeder Teil meiner Haut, die ihn berührte, leuchtete in einem hellen Licht.
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X E N O S | ✔️
Lobisomem*ABGESCHLOSSEN* ➳ ZWEITES BUCH DER " a mate's call " SERIE ➳ (Kann unabhängig vom 1. Teil der Serie gelesen werden) Sturmblaue Augen, blonde zerzauste Haare und eine mürrische verzogene Miene. Er ist der König der Werwölfe. Er ist der Mann, d...