28. Kapitel

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A R Y A




»Sieh an sieh an, mein Schwesterchen wird langsam richtig verrucht.« Nun war es Reah, die lachte, als sie mit einem neuen Top an sich auf einem Stuhl platznahm, während ich versuchte, die Röte aus meinen Wangen zu verdrängen.

Glücklicherweise achtete niemand auf meinen immer röter werdenden Kopf, als Aramis sich über die Brüstung des Pavillons schwang und zu Zaira trat. »Ach ist das so?« Er lehnte sich an die Steinsäule, die von grünem Efeu, das sich entlang der Brüstung bis hinauf zur Säule schlängelte, überlagert war, und zog dann Zairas Stuhl mit einer einzigen kleinen Handbewegung zu sich.

Ich hatte fast vergessen, welch mächtige Fähigkeiten Aramis besass. Telekinese – eine Kraft, jeden und alles, was er wollte, zu bewegen.

Aramis verschränkte die Arme über seiner Brust. »Wer sagt denn, dass sie es erst noch wird und nicht schon lange ist?« Ein kleines schelmisches Grinsen schmückte seine Lippen und seine grünen Augen schienen Blitze zu schiessen, als Zaira zu ihm hochsah.

Aramis war eine der wenigen Personen, vor denen ich mich in Acht nahm. Seine Dominanz war noch um Längen stärker als die von Xenos – und das sollte etwas bedeuten. Es schimmerte eine gewisse Dunkelheit in seinen Augen, die ich nie ganz zu fassen bekam. Abgesehen davon war er so beschützend und besitzergreifend Zaira gegenüber, dass sich meine Nackenhaare dabei alarmiert aufstellten – es war mir fragwürdig, wie Zaira mit so viel Dominanz zurechtkam und einem Mate, dessen Schutz einen ersticken konnte.

Ich musste wegsehen, als Aramis Zairas Kinn ergriff und ihr einen innigen, feurigen Kuss gab. Es war jedoch nicht der Kuss, wegen dem ich wegsah, es waren die Blicke zuvor, die sie sich zugeworfen hatten – die sich zu intim fühlten, als dass sie jemand anderes sehen sollte. Blicke, in denen so viel Liebe lag, dass sie fast greifbar war.

Koray bewegte sich auf meinem Schoss und ich hielt in fest. »Dada!«

Aramis Gesicht wurde von einer Zärtlichkeit überlagert, von der ich nie gedacht hätte, Zeugin zu sein. »Hey mein Kleiner.« Er streckte seine Hände aus. »Willst du zu mir?«

Kurz sah es so aus, als wollte Koray zu Aramis, doch dann drehte er sich zu mir um, kicherte und zog an meinen Haaren. »Da Aya.«

»Aee, das ist Arya.« Aramis nickte mir mit einem leichten Lächeln zu. »Arya, schön dich zu sehen.«

»Gleichfalls.« Ich wollte gerade noch etwas hinzufügen, da schwang sich gerade Xenos ebenfalls über die Brüstung und trat in den Pavillon. Was hatten diese Wölfe nur alle damit, über die Brüstung zu springen als zivilisiert die Treppe zu benutzen?

Sein weisses Leinenhemd spannte sich über seine muskulösen Oberkörper und verdeckte die zig Narben, die ich ihm in den Nachtstunden mit meinen Nägeln zugefügt hatte. Abermals wurden meine Wangen, die doch normalerweise nie rot wurden, flammend heiss.

Er schien es bemerkt zu haben und zog bereits fragend eine Braue in die Höhe, als sein Blick auf Koray glitt. Schnell huschten seine Augen von dem kleinen Knopf auf meinen Schoss, der sich immer noch mit meinen Haaren beschäftigte, zu mir und wieder zurück. Ich wusste nicht, was da in seinem Blick war, doch es verschlug mir den Atem und mir wurde abwechselnd kalt und heiss. Glühend blau und so verlangend ... nein. Es war kein Verlangen. Es war Sehnsucht.

Mein Puls raste, während er mit langen Schritten auf mich zu kam. Bestimmt und ohne zu zögern umschloss seine Hand mein Gesicht und er beugte sich hinab, um mir einen festen Kuss auf den Mund zu drücken. »Ich hab dich heute Morgen vermisst.«

X E N O S | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt