41. Kapitel

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A R Y A







»Da seid ihr ja endlich.« Ich hörte Aramis Stimme, doch ich drehte mich nicht zu ihm um, hielt meinen Blick immer noch in die Richtung, in der Rowtag lag. Konnte ihn nicht verlassen. Wollte nicht.

»Gut, du hast jemanden. Dann lass und verschwinden.« sagte Xenos kühl, als plötzlich die Zellen der gesamten Galerie erzitterten und plötzlich aufschlugen. Alle Gefangenen traten heraus, drehten ihre Köpfe zu uns und starrten uns aus ihren dunklen Augen an.

Aramis fluchte. »Das hat uns gerade noch gefehlt!«

»Los!« Xenos rannte los, Aramis und der Werwolf, den er mit einem Seil mitschleifte, stürmten ihm hinterher durch die unterirdischen Gänge. Lautes Poltern von hunderten Fussgetrampel hallten zu uns in die Tunnel und der Boden erzitterte von den auf uns stürmenden Gefangenen.

»Lass mich runter.« Sanft legte ich ihm meine Hand auf die Wange. »Wir sind schneller, wenn ich selber laufe und du mich nicht tragen musst.«

Ohne mir zu widersprechen liess er mich ohne langsamer zu werden herunter. Ich landete im Laufschritt und rannte neben ihm her.

Kurz blickte ich zurück. Aramis hatte einer seiner Hände nach hintern gestreckt und sendete immer wieder Wellen von übernatürlichem Druck aus, um Echindas Opfer zurückzustossen, doch das würde nicht sie ewig davon abhalten, zu uns zu gelangen. Ich beschleunigte meine Schritte, hoffte, wir würden es heil bis nach draussen schaffen, während meine Gedanken sich jedoch immer noch um Rowtag drehten.

Wie dunkel seine Augen gewesen waren. Wie stark und schnell er war. Und wie abgrundtief böse er sich angefühlt hatte. Er wollte mich umbringen. Nein, sie wollte mich umbringen. Bis sie ihre Meinung, warum in Gaias Wille auch immer, geändert hatte.

»Schneller Arya.«

Obwohl mein Kopf bei jedem Tritt noch mehr pochte und mir höllische Trommelschläge durch den Körper sendete, hörte ich auf Xenos Worte und versuchte noch schneller zu rennen. Eine letzte Biegung im Tunnel und wir hetzten geradewegs auf den Ausgang zu. Ich sah bereits das Feldgras, das im leichten Wind hin und her wippte und im Mondschein schimmerte. Keine Dämonen, die auf uns lauerten, um sich an unserer Lebensenergie satt zu essen. Stattdessen erwartete uns ein verlassenes grosses Wiesenfläche, auf dem niemand weit und breit zu sehen war. Es war fast, als würde Echinda wollen, dass wir ihr entwischten. Konnte das Zufall sein?

Das, oder Reah, Beau und Arrow waren meisterhaft im Ablenken.

Ohne weitere Zwischenfälle hasteten wir übers Feld, die Gefangenen dicht auf unseren Fersen.

»Ins Portal!« schrie Xenos, und erst da entdecke ich Reah, die neben einem wirbelnden, goldenen Portal an der Waldgrenze stand.

Wir schafften es alle bis zum Portal, das laute Gebrüll der Gefangenen auf Schritt und Tritt. Aramis, der einen von Echindas Opfern im Schlepptau hatte, war der erste, der durch den Strudel schritt. Xenos lief bereits darauf zu, als ich nicht anders konnte, als ein letztes Mal zurückzublicken. Rowtag war immer noch da drin. Ganz alleine. Schurgeschwister hätten einander nie im Stich gelassen. Sie kämpften bis zum letzten Atemzug.

Ich werde dich da rausholen. Und du wirst wieder zu Rowtag werden. Das verspreche ich dir.

Ehe ich noch länger dumm dastehen und die Gefangenen mich bei lebendigem Leibe verspeisen konnten, packte mich Xenos bei der Hand und zog mich mit sich durch das Portal.


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