32. Kapitel

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A R Y A







Ich war zum ersten Mal in der Waffenkammer. Sie war modern eingerichtet, im Zentrum des Raumes befand sich ein silberner, klobiger Metalltisch, auf dem eine Karte ausgebreitet war, die Wände vollgepflastert mit dutzend verschiedenen Waffen. Da waren Stahlbänke, um sich hinsetzen zu können, so wie ich es gerade tat, und die Deckenlampe erhellte den grau gehaltenen Raum in einem trüben gelblichen Licht. Es gab keine Fenster, um sich an dem Tageslicht orientieren zu können, doch ich wusste auch so, dass es kurz nach Einbruch der Nacht war, denn andernfalls würden wir uns nicht hier versammeln.

Meine Hand, die gerade dabei war, meine Stiefel zuzuschnüren, spiegelte sich in dem glänzenden, höchst sauber polierten, nachtschwarzen Steinboden wider, als ich bemerkte, wie jemand sich neben mich hinsetzte und sich ebenfalls die Schuhe band.

Reah und ich waren nicht wirklich enge befreundet – wenn wir überhaupt befreundet waren. Kann sein, dass es an mir lag, da ich nicht wirklich das Gespräch mit ihr – oder sonst jemanden – suchte, aber ich hatte das Gefühl, dass da noch etwas anderes war. Als würde sie etwas an mir stören.

Ich richtete mich auf. »Was wolltest du mir eigentlich sagen - du weisst schon, vorgestern im Wald?« Ich war selbst erstaunt ab meinen Worten. Vorgestern. Das alles fühlte sich schon so viel länger an.

Reahs Hände stockten kurz in der Bewegung, bevor sie fortfuhr und ihre Schuhe fertig band. Dann richtete sie sich ebenfalls auf und sah mich an. Ein Lächeln auf ihren Lippen, doch es sah angestrengt an. »Das ist nicht mehr wichtig.«

Ich hob eine Augenbraue. »Das wirkte aber alles andere als nicht wichtig. Hör zu, wenn es Xenos betrifft, dann musst du es mir sagen.« Meine Hand ballte sich automatisch zur Faust, bei dem Gedanken, sie könnte etwas wissen, was er mir verschwiegen hatten. Das taten Mates nicht, oder? Ich biss meine Zähne zusammen. Mir war egal, was Mates taten und was nicht - ich wollte nicht, dass es bei Xenos und mir so war.

Meine Stimme war alles andere als freundlich und legte dem Pfad ihre Freundin zu sein nur noch mehr Steine in den Weg, doch das scherte mich nicht. Ich beugte mich zu ihr rüber. »Du wirst mir sagen, was du über ihn weisst. Und glaub ja nicht, dass ...«

Doch ich kam nicht weiter, da gerade Xenos und Aramis durch die Tür schneiten und unsere Unterhaltung unterbrachen.

So zog ich mich zurück, doch davor wisperte ich noch: »Dieses Gespräch ist noch nicht zu Ende.«

Daraufhin verzog Reah ihren Mund zu einem Strich und stand auf. Vielleicht hatte ich es eben gerade mit der Chance ihre Freundin zu sein vertan – tja, sie hatte bei mir ebenfalls eine Grenze überschritten. Xenos war mir heilig.





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