Kapitel 7

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In den nächsten Tagen war ich jeden Nachmittag nach der Schule bei den Kellys. Direkt nach Schulschluss fuhr ich in die Stadt und genoß diese Freiheit. Meine Hausaufgaben durfte ich im Bus machen, damit ich mehr Ruhe hatte - auch wenn immer wieder einer der Geschwister oder auch mehrere in den Bus kamen oder hinaus gingen. Vor allem die Jüngeren waren sehr interessiert an dem, was ich da machte und stellten mir eine Menge Fragen - vor allem die Jungs. Angelo fand vor allem Naturwissenschaften spannend, während Paddy sich eher für Mathematik und Sprachen interessierte. Ich erklärte den Kellys gern, was ich so in der Schule machte, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand den Unterricht spannend finden konnte. Maite saß jedes Mal bei mir, während sie das Essen vorbereitete und wir unterhielten uns ein wenig. Auch die ruhige, ein wenig schüchterne Barby gesellte sich zu mir und redete mit mir oder ich schaute ihr zu, wenn sie zeichnete. Ich war fasziniert von ihren schönen Bildern und Barby bedankte sich erfreut für das Kompliment. Genau wie mit Paddy verstand ich mich auch mit Barby vom ersten Augenblick an. Ich mochte ihre eher ruhige, verträumte und trotzdem sehr kluge Art. Schon seit unserer ersten Begegnung hatte ich gespürt, dass Barby ein ganz besonderer Mensch war und dieser Eindruck bestätigte sich schnell. Sie war oft tief in ihren Gedanken versunken und wenn ich sie tanzen sah, hatte ich jedes Mal das Gefühl, von ihr in eine andere Welt entführt zu werden - eine Welt, in der es jede Menge Magie gab. Auch ihre Geschwister liebten die Musik, aber Barby hatte ihre ganz eigene Art, ihre Gefühle in der Musik und vor allem dem Tanz auszudrücken. Ich mochte es, mich mit ihr zu unterhalten und nach zwei Tagen zeigte sie mir auch ein paar ihrer Gedichte, die ich wunderschön fand. Barby war in meinen Augen mit jeder Faser ihres Körpers eine Künstlerin und ich war fast ein wenig stolz, dass sie mich bereits nach kurzer Zeit als Freundin bezeichnete.
Aber auch die anderen Kellys mochte ich bereits nach kürzester Zeit sehr. Kathy war unglaublich lieb und herzlich. Sie sorgte dafür, dass ich genug Zeit zum Lernen fand und als Gabriel mich an einem Abend nicht abholen konnte, spendierte sie mir sogar ein Taxi, damit ich sicher nach Hause kam und nicht mit dem Bus fahren musste. Das sorgte vor allem bei meinem Vater für einige Pluspunkte, weil er merkte, dass meine neuen Freunde sehr verantwortungsvoll waren. Sean war einfach nur der niedlichste kleine Junge, den ich mir vorstellen konnte und ich freute mich jedes Mal, wenn ich mit ihm spielen konnte. John war auch ein eher ruhiger Typ, der aber wie seine Geschwister ziemlich viel Unfug im Kopf hatte. Patricia dagegen bezeichnete ich heimlich als Lady, weil sie immer irgendetwas Elegantes an sich hatte. Sie war ziemlich verrückt, aber auch unglaublich lieb. Jimmy war ein absolut durchgeknallter Typ, der aber auch seine nachdenklichen Phasen hatte und Joey überraschte mich mit einem riesigen Herzen, das sich hinter seiner rauhen Schale verbarg. Maite war die unbestritten Quirligste in der Familie. Sie war trotz einiger Kilos zu viel auf den Rippen immer in Bewegung und außerdem eine wirklich gute Köchin, wie ich selbst feststellen durfte, als ich ihr Gulasch probierte. Der Topf stand auf einer tragbaren Kochplatte unter der Bühne und während der Konzerte sauste Maite immer mal wieder hin, um das Essen umzurühren. Angelo war ein selbstbewusster kleiner Kerl, der sich schon gut gegen seine älteren Geschwister durchsetzen konnte und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Wenn ich mich mit ihm unterhielt, vergaß ich manchmal, dass er gerade einmal zwölf war, weil er schon so vernünftig war. Jeder der Kellys war eine faszinierende Persönlichkeit, die ihren Teil zum Familienleben und auch zur Musik beitrug. Mit den älteren Geschwistern hatte ich bisher nicht so viel Kontakt, aber mit den vier Jüngeren Barby, Maite, Angelo und natürlich Paddy war ich schnell sehr gut befreundet. Neben Paddy wurde auch Barby mehr und mehr meine Bezugsperson. Auch Gabriel war noch bei weiteren Konzerten dabei und verstand sich vor allem mit Jimmy und Joey sehr gut. Mittlerweile konnte ich die Geschwister auch alle auseinanderhalten und unterhielt mich manchmal auch mit Kathys Ehemann Vincent auf seiner Muttersprache Französisch, wenn wir zusammen auf Sean aufpassten oder hinter dem Verkaufsstand standen, weil der Andrang so groß war, dass Vincent es nicht allein schaffte. Paddy fand es cool, dass ich in der Schule neben Englisch und Latein auch Französisch lernte und sprach auch hin und wieder Französisch mit mir - vor allem wenn Fans in der Nähe waren, die nicht alles verstehen sollten.

The Rollercoaster Called Life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt