Kapitel 14

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Am nächsten Morgen wurde ich schon früh von der aufgehenden Sonne geweckt. Ich hielt meine Augen noch geschlossen, weil ich keine Lust hatte aufzuwachen. Der Traum, den ich gehabt hatte, war einfach zu schön gewesen, auch wenn ich mich nicht mehr wirklich daran erinnern konnte. Aber er hatte etwas mit Paddy, Strand und Meer zu tun. Ich war noch ganz in das angenehme Gefühl meines Traums vertieft und ich schrie erschrocken auf, als mich plötzlich ein Schwall eiskaltes Wasser traf. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und sah mich um. Nicht weit entfernt entdeckte ich Angelo und Gregor, die sich vor Lachen kaum noch einkriegten. Angelo hatte einen Blecheimer in der Hand, in dem scheinbar Wasser gewesen war. Dieser kleine Frechdachs hatte mich tatsächlich mit Eiswasser beworfen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Mein Schlafsack war durchnässt und meine Bluse klebte an meinem Körper. Dummerweise war sie auch noch sehr hell und wurde durch das Wasser durchsichtig. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Instinktiv nahm ich schnell die Hände vor die Brust, um mich wenigstens notdürftig zu bedecken. Zumindest hatte ich noch einen BH an, sodass ich nicht vollkommen nackt war. Dann hätte ich mich vermutlich freiwillig im Meer ertränkt.
Neben mir war auch Paddy aufgeschreckt und atmete prustend aus. Wenn es mich schon mit dem Wasser übel erwischt hatte, ging es Paddy um Welten schlechter. Sein Schlafsack war vollkommen durchnässt und das Wasser tropfte aus seinen Haaren in sein Gesicht. Wie es aussah, war Paddy das eigentliche Ziel des Angriffs gewesen und ich hatte nur das Pech gehabt, so dicht bei ihm zu liegen. Er tat mir wirklich leid, wie er so da saß wie ein begossener Pudel - aber es sah auch lustig aus und ich musste ein wenig schmunzeln. Jetzt presste Paddy die Lippen fest aufeinander und funkelte seinen Bruder wütend an. In diesem Augenblick hatte ich tatsächlich ein wenig Angst vor Paddy, denn so hatte ich ihn noch nie erlebt. Mit einem lauten Fluch sprang Paddy auf und rannte hinter Angelo her, der lachend mit Gregor flüchtete. Ich sah den dreien hinterher, die über das Schiffsdeck rannten und dabei fast Kathy über den Haufen liefen, die gerade mit Sean durch eine Tür auf das Deck trat. Sie rief den drei Jungs wütend hinterher, aber es schien keinen von ihnen sonderlich zu interessieren. Kurz gesagt - es herrschte das übliche Kelly - Chaos.

Ich seufzte und entschied, erst einmal die Schlafsäcke in die Sonne zu legen, damit sie trocknen konnten. Es war schließlich nur Wasser und bis zum Abend würden sie sicher wieder einsatzbereit sein. Natürlich war ich auch nicht begeistert von der unerwarteten Dusche an Morgen, aber es war jetzt auch kein wirkliches Drama. Ich verstand nicht so ganz, warum Paddy so sauer war, aber vielleicht lag es auch daran, dass er ein Morgenmuffel war und so etwas einfach nicht ausstehen konnte.
Ich breitete die Schlafsäcke an einer möglichst sonnigen Stelle aus und machte mich dann auf den Weg unter Deck. Meine Bluse war zwar tatsächlich schon einigermaßen getrocknet, aber ich wollte trotzdem auf Nummer Sicher gehen. Außerdem wollte ich mich ohnehin umziehen. Während ich hineinging, konnte ich in einiger Entfernung Paddy und Angelo lautstark streiten hören, aber ich konnte nicht genau verstehen, worum es ging. Ich seufzte und ging dann unter Deck. Mittlerweile war ich es tatsächlich gewöhnt, dass sich die Kellys leidenschaftlich stritten, aber sich auch genau so schnell wieder vertrugen. Im Wohnzimmer, wie die Kellys es nannten und gleichzeitig dem momentanen Familienschlafplatz, traf ich auf Joey, der gerade seine Schuhe anzog. Als er mich sah, taxierte er mich mit neugierigen Blicken und ich fühlte mich ein wenig unwohl. Mir war nur zu bewusst, dass ich noch immer eine ziemlich durchsichtige Bluse trug.

"Na hoppla", grinste Joey frech und seine Augen blitzten auf. "Willst du den Wet - T - Shirt Contest gewinnen? Oder warum läufst du mit einer durchsichtigen Bluse herum? Ich meine... Solltest du dich zum Duschen nicht lieber ausziehen?" Er lachte. "Also nicht, dass ich etwas gegen den Anblick hätte. Bleibt mehr Raum für die Phantasie. Und Paddy gefällt das bestimmt auch."

Ich verdrehte genervt die Augen. "Was du wieder denkst, Joe", schimpfte ich. "Lass das bloß nicht Gabriel hören. Der erwürgt dich eigenhändig."

The Rollercoaster Called Life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt