Kurz darauf hatten wir uns alle in der Küche versammelt. Barby und Kathy versorgten Jimmy und Joey, die doch ein paar blaue Flecken von Daniele abbekommen hatten. Die beiden prahlten bereits damit, wie sie es meinem Freund gezeigt hatten - vor allem Joey, der scheinbar richtig Spaß dabei hatte. Kathy schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas von Kindsköpfen. Während sie den beiden Rabauken Eis auf die Blutergüsse machte, um Schlimmeres zu verhindern, war sie alles andere als sanft und Joey jammerte ziemlich. Er spielte gern den Starken, aber bei so etwas konnte er ein echtes Weichei sein und ich hatte das Gefühl, dass Kathy es ein wenig genoß, ihren Bruder ein bisschen zu quälen. Ich konnte es ihr ehrlich gesagt nicht verübeln. Auch Barby schimpfte ziemlich mit Max und Moritz, die sich in ziemliche Gefahr gebracht hatten. John half seinem Vater sich auf einen Stuhl zu setzen, während Patricia Tee aufsetzte. Angelo und Maite überlegten laut, ob sie wohl besser Wetten auf ihre Brüder hätten platzieren sollen. Gabriel hatte ebenfalls ein Kühlpack in der Hand, das Barby ihm gegeben hatte und kühlte sein Auge, damit es nicht noch weiter anschwoll. Er scherzte bereits, dass Francesca ihm vermutlich auch das andere Auge blau hauen würde, wenn sie von seiner Aktion vorhin erfahren würde. Nur Paddy, der neben mir saß, war auffallend still und auch Dan sagte nichts, sondern ließ seine Kinder erst einmal machen. Aber ich war mir sicher, dass noch eine ziemliche Standpauke von ihm kommen würde - vor allem an seine Söhne. Ich rechnete auch damit, dass Dan auch mir noch die Meinung sagen würde, aber damit konnte ich umgehen.
Paddy ächzte leise, als er sich neben mir auf die Eckbank setzte und die Art wie er sich bewegte, zeigte mir, dass er doch mehr Schmerzen hatte, als er zugab. Seine Rippen waren zwar wohl nicht gebrochen, aber vermutlich ziemlich geprellt, weil er doch sehr hart auf dem Boden aufgekommen war. Daniele hatte sogar versucht, nach ihm zu treten, aber Paddy hatte es irgendwie geschickt geschafft, ihm auszuweichen. Ich sah zu Paddy herüber und er lächelte mir zu, als er meinen Blick bemerkte. Dann legte er seine Hand auf meine und drückte sie sanft. Ich hätte Paddys Lächeln gern erwidert, aber ich konnte nicht. Das Adrenalin der letzten halben Stunde wich langsam aus meinem Blut und ich begriff langsam erst so wirklich, was passiert war - oder hätte passieren können. Mir war übel und ich zitterte leicht. Am liebsten hätte ich mir gerade die Ohren zugehalten und mich unter einer Decke versteckt wie ein kleines Kind. Wenn man mich nicht sah und ich nichts hörte, konnte man mich auch nicht finden. Mir war gerade einfach alles zu viel - die Geräuschkulisse um mich herum. Der enge Raum. Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und spürte Panik in mir aufsteigen. Vermutlich war das der Schock über das Geschehen, der sich erst jetzt wirklich zeigte. Ganz unvermittelt brach ich in Tränen aus und zitterte wie Espenlaub. Ich wollte nur noch weg - irgendwohin, wo ich wieder atmen konnte.Patricia, die gerade eine Tasse Tee vor mich hinstellte, schaute mich genau so überrascht an wie mein Bruder. Auch die anderen Kellys und Dan waren sichtlich irritiert von meinem plötzlichen Gefühlsausbruch und Joey unterbrach sogar seine vorherige Prahlerei, um mich anzusehen. Ich hatte das Gefühl, mich in einer Art Cartoonwelt zu befinden. Alles war plötzlich doppelt so laut und doppelt so hell. Die Bilder flackerten vor meinen Augen und mein Herz raste so sehr, dass ich das Gefühl hatte, als würde es mir jede Sekunde aus der Brust springen. Ich hatte entsetzliche Angst und wollte nur noch weg von hier. In diesem Augenblick fragte ich mich wirklich, ob ich wohl sterben würde. Als Paddy fürsorglich seinen Arm um mich legen wollte, um mich zu trösten, hielt ich es nicht mehr aus.
Ich schüttelte seinen Arm fast panisch ab und sprang auf. Mein einziger Gedanke war nur noch die Flucht, ohne dass ich wusste wohin. Also quetschte ich mich an Paddy vorbei, der mich vollkommen irritiert ansah und nicht wusste, was mit mir los war. Aber ich konnte jetzt nicht reden. Stattdessen stürzte ich aus der Küche und lief so schnell wie ich konnte den Gang entlang, ohne zu wissen wohin ich eigentlich rannte. Hinter mir hörte ich Paddy und Gabriel meinen Namen rufen, aber ich blieb nicht stehen. Alles schien sich um mich herum zu drehen und meine Brust fühlte sich an, als würde ein tonnenschwerer Stein darauf liegen. Ich hatte echte Todesangst und mir war egal, was die anderen von mir denken mochten. Die letzten Monate hatten mich unendlich viel Kraft gekostet und das Erlebnis heute hatte mir den Rest gegeben. So stark ich auch seit Monaten gewesen war - jetzt war meine Kraft am Ende und meine Psyche streikte endgültig.
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The Rollercoaster Called Life...
FanficEine Geschichte über die Achterbahn des Lebens - voller Höhen und Tiefen, Lachen und Weinen. Und eine Geschichte über eine ganz besondere Verbindung, die viel mehr ist als Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte über Seelenverwandtschaft, die gleich...