Den Rest meiner Ferien verbrachte ich entspannt Zuhause und zwang mich, nicht zu sehr an die Schule zu denken, auch wenn ich am liebsten jede freie Minute zum Lernen genutzt hätte. Ich fühlte mich irgendwie trotz allem entsetzlich unvorbereitet. Gabriel beruhigte mich zwar, dass noch genug Zeit war und die letzten sechs Wochen vor dem Abitur ausreichen würden, um mich perfekt vorzubereiten, weil ich genug gelernt hatte, aber das beruhigte mich nur zum Teil. Ich wollte ein wirklich gutes Abitur.
Nach den Ferien hatte ich noch ein paar Wochen Schule, in denen auch die letzten Klausuren anstanden, die für mich erstaunlich gut liefen. Immerhin zeigten diese Klausuren mit welchem Durchschnitt ich ins Abitur einsteigen würde. Dem endgültig letzten Schultag sah ich mit ein wenig gemischten Gefühlen entgegen. Auf der einen Seite freute ich mich darüber, dass ich die Schule jetzt nur noch für die Abiturklausuren und natürlich die Abiturfeier würde betreten müssen, aber auf der anderen Seite fühlte es sich auch seltsam an, dieses Gebäude nie wiederzusehen, das ich immerhin nein lange Jahre praktisch jeden Morgen betreten hatte - außer natürlich in den Ferien oder wenn ich krank gewesen war. Mit den anderen aus meiner Stufe übernachtete ich in Zelten auf dem Schulgelände. Es war ein langer Abend mit viel Alkohol, Gelächter und Erinnerungen an eine Zeit, die so lange meine persönliche Hölle gewesen war. Um so mehr sollte ich mich also über das Ende dieser Zeit freuen, aber in Wahrheit war ich zu einem großen Teil auch wehmütig. Das Ende der Schulzeit bedeutete immerhin auch gleichzeitig das Ende meiner Kindheit und Jugend. Jetzt war ich tatsächlich erwachsen - oder würde es spätestens in ein paar Wochen sein, wenn ich - hoffentlich - mein Abiturzeugnis in den Händen halten würde. Ich war an diesem Abend ziemlich still und hing meinen Gedanken nach, während ich den anderen mit halbem Ohr zuhörte, die sichtlich ihren Spaß hatten. Ihnen schien nicht wirklich bewusst zu sein, was das hier wirklich bedeutete - oder sie wollten nicht daran denken.Am nächsten Morgen bereiteten wir die Streiche vor, die wir den Lehrern spielen wollten und errichteten eine Barrikade, die sie erst einmal durchbrechen mussten, um das Gebäude überhaupt betreten zu können. Das war eine Tradition, die wohl an jeder Schule - egal welcher Form - am letzten offiziellen Schultag der Abschlussklassen gemacht wurde. An diesem Tag war genau wie am Tag der Abiturnotenvergabe an Unterricht nicht zu denken und es war das Highlight jeden Schuljahres. Wie oft hatte ich das miterlebt und mir vorgestellt, wie ich mit meinen Mitschülern diesen Tag begehen würde - vor allem in den letzten drei Jahren, wo das Abitur immer näher gerückt war. Schon letztes Jahr war es seltsam gewesen zu wissen, dass ich das letzte Mal nur noch als Statistin dabei sein würde, bevor es auch für mich so weit war. Und jetzt war es tatsächlich so weit. Nie hätte ich erwartet, wie gemischt meine Gefühle an diesem Tag sein würden - irgendetwas zwischen Lachen und Weinen. Außerdem steigerte dieses Wissen meine Angst vor den Abiturprüfungen in gerade einmal zwei Wochen. Wenn ich daran dachte, wie schnell die Zeit vergehen würde, bekam ich sofort ein fast panisches Gefühl.
Der Vormittag verging wie im Flug - mit viel Gelächter und Gröhlen, wenn die Lehrer irgendwelche gemeinen Aufgaben erledigen mussten. Meine Stufe hatte sich wirklich Mühe gegeben und für die Lehrer auch kleine gemeine Gedichte geschreiben. Auch ich musste ein wenig schmunzeln und amüsierte mich zumindest ein wenig über die kleinen Gemeinheiten und Sticheleien, die wir uns jetzt erlauben konnten. Nachdem die Lehrer irgendwann "ihre" Schule zurückerobert hatten, konnten die jüngeren Schüler und Schülerinnen nach Hause gehen. Vor allem die ganz Kleinen fanden diese Abistreiche unglaublich spannend und witzig. Sie kamen gerade von der Grundschule und hatten so etwas natürlich noch nie erlebt. Als ich die Kleinen lachen und kichern hörte, musste ich daran denken, wie ich reagiert hatte, als ich diese Streiche zum ersten Mal erlebt hatte. Ich hatte tatsächlich Angst gehabt, dass es Ärger geben würde und hätte mich so etwas niemals erlaubt. Erst etwas später hatte ich begriffen, dass das dazu gehörte. Aber nach all dem Spaß hieß es schließlich wieder aufräumen, damit am nächsten Tag die Schule normal weitergehen konnte - allerdings dieses Mal ohne meine Stufe. Nachdem mit vereinten Kräften - auch denen der Lehrer - alles wieder in seinen alten Zustand versetzt worden war, fuhr ich erst einmal zu Adam. Eigentlich hatte ich meine Mutter besuchen wollen, aber ich hatte mich schließlich dagegen entschieden. Ich brauchte erst einmal etwas Zeit für mich. Adam freute sich riesig, mich zu sehen und schlug vor, dass wir etwas Essen gehen sollten. Er hatte so etwas wie Abistreiche auch nie erlebt, weil er seine Schule in Amerika mit zehn oder elf abgebrochen hatte. Jetzt war er natürlich neugierig und wollte alles darüber wissen. Ich überredete Adam allerdings mit mir laufen zu gehen, weil ich keinen Hunger hatte. Er war etwas verwundert darüber, aber schließlich einverstanden. Erst am späten Nachmittag war ich schließlich wieder Zuhause und auch Gabriel und Francesca wollten alles darüber wissen, wie die Streiche verlaufen waren.
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The Rollercoaster Called Life...
Fiksi PenggemarEine Geschichte über die Achterbahn des Lebens - voller Höhen und Tiefen, Lachen und Weinen. Und eine Geschichte über eine ganz besondere Verbindung, die viel mehr ist als Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte über Seelenverwandtschaft, die gleich...