Am nächsten Morgen wurde ich nicht nur von der strahlenden Sonne, sondern auch von einem Klopfen an der Tür geweckt. Im ersten Augenblick war ich noch so verschlafen, dass ich nicht mal verstand, was mich überhaupt geweckt hatte, bis es erneut an meiner Tür klopfte.
"Komm schon rein", seufzte ich ein wenig genervt. "Bevor du noch die Tür einschlägst."
Nur wenig später konnte ich hören, wie sich die Verbindungstür neben meinem Bett öffnete. Heute Nacht hatte ich vor dem Schlafengehen tatsächlich kurz darüber nachgedacht, die Tür wirklich abzuschließen - einfach nur als Test, wie Paddy reagieren würde. Aber dann hatte ich mich doch dagegen entschieden. Erstens wollte ich nicht schon am frühen Morgen Streit mit einem ohnehin schlecht gelaunten Paddy, der so kurz nach dem Aufstehen keinerlei Spaß verstand. Zweitens war das wohl tatsächlich ziemlich kindisch. Und drittens... Ehrlich gesagt fand ich den Gedanken ziemlich spannend, dass Paddy nachts jederzeit in mein Bett klettern konnte. Irgendwie war das wohl auch der wirklich ausschlaggebende Punkt gewesen.
Ich schmunzelte, als ich Schritte hörte, die sich meinem Bett näherten und danach spürte, wie sich jemand neben mir aufs Bett setzte. Auf gar keinen Fall wollte ich jetzt die Augen öffnen."Good morning sleepyhead", hörte ich Paddys noch leicht kratzige Stimme. "It's time to wake up."
"Ich will nicht", gab ich zurück. "Ich bin noch müde."
Statt einer Antwort spürte ich, wie sich das Gewicht neben mir vom Bett erhob und dann Schritte, kurz bevor der Vorhang an meinem Fenster aufgezogen wurde, sodass die Sonne ungehindert in mein Zimmer scheinen konnte. Ich stöhnte bei der unerwarteten Helligkeit leise auf und zog mir die Bettdecke über mein Gesicht. Auch wenn ich nicht wusste, wie spät es überhaupt war, wollte ich einfach noch nicht aufstehen.
"C'mon, Pookie", forderte mich Paddy erneut auf. "It's time to get up. It's a beautiful morning with a lot of sunshine. You mustn't miss that at all."
Ich schüttelte unter der Bettdecke den Kopf. "Ich will nicht aufstehen", erklärte ich dumpf. "Dafür bin ich noch viel zu müde. Außerdem bin ich ein Vampir. Die verbrennen bei Sonnenlicht." Ich grinste in mich hinein. "Außerdem... Ist Sonnenschein nicht der natürliche Feind des Musikers? Ich hab da was im Ohr, was mir mal so ein irischer Typ mit langen braunen Haaren gesagt hat. Ich glaub der heißt Michael Patrick Kelly oder so. Vielleicht kennst du ihn ja. Er ist auch unter Paddy bekannt."
"Nie gehört", konterte Paddy und lachte heiser. "Obwohl... Paddy sagt mir vielleicht was. Aber den haben wir Zuhause gelassen glaub ich." Er machte eine kurze Pause. "Paddy? Paddy?" Wieder schwieg er kurz, als würde er auf etwas lauschen. "Ne, der ist nicht hier", verkündete er dann und ich hörte, wie sich seine Schritte wieder meinem Bett näherten. "And now get up, sleeping beauty. Breakfast is waiting. Oder muss ich Gewalt anwenden?"
Bei dem Gedanken an Frühstück zog sich mir sofort wieder der Magen zusammen, obwohl ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen hatte - und selbst das konnte man nicht wirklich essen nennen. Eher ein kleines bisschen mümmeln. Auch den Tag über hatte ich bis auf einen Joghurt Zuhause vor meinem Abflug nichts gegessen, weil ich viel zu nervös gewesen war. Eigentlich musste ich also vollkommen ausgehungert sein - aber stattdessen bekam ich beim bloßen Gedanken an Essen bereits ein Ekelgefühl. Möglich, dass sich mein Magen auch einfach aus Hunger verkrampfte, weil er wieder etwas zu tun haben wollte. Aber ich war sicher, dass ich keinen einzigen Bissen herunterbringen würde ohne mich zu übergeben. Mittlerweile war ich tatsächlich beinahe etwas wie eine Hungerkünstlerin geworden und hatte mich daran gewöhnt. Ein kleines bisschen besorgt war ich darüber schon, denn vermutlich war mein Verhalten nicht normal. Zumal ich mich manchmal zu fragen begann, wie lange ein Mensch wohl ohne Nahrung auskommen konnte ohne zu verhungern. Außerdem war ich fast ein wenig stolz auf mich, wie viel ich bereits abgenommen hatte und genoß das Gefühl, auch wenn es ruhig noch etwas mehr sein konnte wie ich fand.
Meine Oberschenkel waren noch immer nicht optimal und auch am Bauch gab es das ein oder andere Pfündchen zu viel. Ich war gespannt, wie sehr ich meinen Körper noch verändern konnte und ich hatte große Angst davor wieder zuzunehmen und bald wieder wie vorher auszusehen - auch wenn ich jeden Tag Sport machte, selbst wenn ich kaum Kalorien zu mir nahm. Aber ich hatte mich in den letzten Monaten ziemlich mit Ernährung beschäftigt und kannte mittlerweile fast jede Kalorienzahl der Lebensmittel. Süßigkeiten und fettiges Essen wie Pizza oder Pommes waren auf jeden Fall ohnehin tabu, aber auch bei allem anderen musste ich vorsichtig sein - auch weil mein Magen darauf fast immer mit Übelkeit reagierte. Nur winzige Portionen konnte ich wenn überhaupt noch irgendwie herunterbekommen und ich war wirklich erleichtert, wenn der Abistress endlich vorbei war.
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The Rollercoaster Called Life...
FanficEine Geschichte über die Achterbahn des Lebens - voller Höhen und Tiefen, Lachen und Weinen. Und eine Geschichte über eine ganz besondere Verbindung, die viel mehr ist als Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte über Seelenverwandtschaft, die gleich...