Kapitel 10

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Nachdem sie die Salbe ordentlich verstaut hatte, verließ Barby den Bus wieder und Paddy ging nach oben, um zwei Schlafsäcke zu suchen. Er hatte sich tatsächlich in den Kopf gesetzt, dass wir heute Nacht am Strand schlafen sollten. Ich hatte nichts dagegen und wartete geduldig, bis Paddy schließlich zurückkam. Er drückte mir grinsend einen der Schlafsäcke in die Hand und begann dann nach ein paar Sachen zu suchen, die wir unbedingt mitnehmen mussten - etwas zu Trinken etwa, sowie etwas Obst und Chips. Damit wir nicht verhungern, war Paddys Antwort, als ich ihn fragend anschaute. Ganz Unrecht hatte er damit nicht, auch wenn ich gerade nicht besonders hungrig war. Hitze schlug mir immer auf den Magen und ich brachte kaum etwas herunter - außer vielleicht Obst oder Eis. Aber es war nie schlecht, zumindest ein bisschen Essen bei sich zu haben - und Paddy konnte irgendwie immer essen. Fast in jeder freien Minute hatte er irgendetwas Essbares in der Hand - und war trotzdem schlank. Das war irgendwie ein Phänomen bei Männern. Alle Jungs, die ich kannte, konnten Unmengen an Essen verdrücken, ohne dass man es ihnen ansah. Auch Paddys Brüder waren solche Kandidaten genau wie Gabriel, während ich meist nur eine Stück Torte anschauen musste, um gleich zuzunehmen. Das war wirklich unfair. Ich war zwar nicht wirklich dick, aber wie fast jede Frau hätte ich gern ein paar Kilos weniger, um ein paar lästige Speckröllchen loszuwerden. Aber ich aß einfach zu gern und für Sport war ich irgendwie zu faul. Außerdem hatte ich durch das Mobbing an der Schule mit einer Art Frustessen begonnen und aß Zuhause oft viel zu viele Süßigkeiten - was das Mobbing nicht unbedingt geringer werden ließ. Dazu kam, dass mein Freund ein wenig molligere Frauen attraktiver fand als die schlanken Mädchen wie Claire, die ich heimlich bewunderte. Aber da meinen Freund meine Extrapfunde nicht störten, sah ich auch keinen Grund, eine Diät zu halten oder meine Ernährung großartig umzustellen. Ich aß, was mir schmeckte und niemand sagte etwas dagegen. Trotzdem hätte ich mir manchmal ein wenig Unterstützung gewünscht, um ein bisschen abzunehmen, weil ich mich mit meinem Gewicht nicht immer wohl fühlte.
Ich sah staunend zu, was Paddy alles in einen Korb packte, den er irgendwo aufgetrieben hatte. Eine Flasche Saft, Wasser, Äpfel, ein großes Stück Melone, eine Tüte Chips... Der Korb füllte sich immer weiter und es sah fast so aus, als wollte Paddy eine ganze Armee versorgen, anstatt zwei Personen, die nur ein paar Stunden draußen schliefen. Aber irgendetwas sagte mir, dass zumindest der Großteil der Lebensmittel morgen früh verschwunden sein würde - und das nicht in meinem Magen. Es war wirklich unglaublich, was Paddy alles verdrücken konnte. Manchmal kam es mir so vor, als hätte er irgendwo noch einen zweiten Magen versteckt. Aber zu seiner Verteidigung musste ich zugeben, dass er bei den Konzerten auch einiges an Kalorien verbrauchte. Er war quasi ständig in Bewegung - genau wie seine Geschwister. Da war es fast unmöglich zuzunehmen, auch wenn die Kellys sich nicht immer gesund ernährten. Natürlich gab es oft Obst und Gemüse, aber genau so oft stand auch Ungesundes wie Pizza oder Lasagne auf dem Speiseplan. Oft war einfach nicht die Zeit, etwas Gesundes zu kochen oder die Kellys hatten schnell Hunger.

Paddy betrachtete noch einmal den Inhalt des Korbs und nickte dann zufrieden. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und schnappte mir wieder meinen Schlafsack, den ich während Paddys Packaktion zur Seite gelegt hatte. Paddy grinste mich an und schob seinen Schlafsack unter einen Arm, bevor er den Korb in die Hand nahm. Ich seufzte nur und öffnete dann Paddy die Tür. Wie ein kleiner Packesel lief Paddy an mir nach draußen, wo ihn seine Geschwister ein wenig verwirrt anschauten. Mittlerweile wurde es dunkel und es war nicht verwunderlich, dass sie sich fragten, wohin ihr Bruder um diese Uhrzeit noch so bepackt hin wollte. Auch Gabriel war mit Francesca und seinen Kumpels zurück. Die fünf hatten scheinbar keine vernünftige Kneipe gefunden und tranken ihr Bier jetzt eben am Bus.

"Wir übernachten am Strand", erklärte Paddy ohne mit der Wimper zu zucken auf die fragenden Blicke von Kathy. "Im Bus ist es zu warm."

Joey grinste breit, als er den Korb in Paddys Hand entdeckte. "Oho. Ein Candlelight - Dinner mit der Liebsten am Strand", feixte er. "Da wünsche ich euch viel Spaß."

The Rollercoaster Called Life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt