Nur eine Woche später war ich wieder einmal zu einem Konzert von Adam und Henry auf dem Weihnachtsmarkt in Dortmund unterwegs. Dieses Mal hatte ich mich dazu entschieden, mit dem Zug zu fahren, weil ich keine große Lust auf die Parkplatzsuche hatte und außerdem war ich mit der Bahn sogar schneller in Dortmund als mit dem Auto. Abgesehen davon, dass ich Benzin sparte, ohne Stau unterwegs war und ich ohnehin jeden Tag mehrere Stunden im Auto saß. Ich fuhr wirklich gern und es machte mir auch nicht wirklich etwas aus, aber es war auch einmal schön, vollkommen stressfrei irgendwohin zu fahren. Insgesamt war ich in einer knappen halben Stunde von mir Zuhause in Dortmund - schneller ging es kaum. Zuerst hatte ich tatsächlich überlegt, ob ich überhaupt fahren sollte - nach dem Kuss an Adams Geburtstag hatte ich bei dem Gedanken ein etwas seltsames Gefühl. Wie sollte ich jetzt mit Adam umgehen? Konnte ich ihm noch genau so unbeschwert gegenüber treten wie zuvor und ihm in die Augen sehen? Der Kuss war zwar von ihm ausgegangen, aber ein seltsames Gefühl hatte ich dennoch und ich fragte mich auch, wie Adam selbst wohl auf mich reagieren würde. Würde er einfach darüber schweigen und so tun, als wäre nichts geschehen, weil es ihm selbst unangenehm war? Oder würde er darüber reden wollen und es vielleicht sogar noch einmal versuchen? Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde - und das steigerte meine Nervosität noch.
Aber schließlich überredete mich Francesca doch, mit ihr und Gabriel zum Weihnachtsmarkt zu fahren und nach der kurzen Fahrt kamen wir schließlich am Dortmunder Hauptbahnhof an. Gutgelaunt liefen wir über den Bahnhofsvorplatz und steuerten über die Hauptstraße auf eine große Treppe zu, die uns zur Innenstadt brachte. Nach einem weiteren kurzen Fußmarsch erreichten wir endlich die ersten Geschäfte und auch die ersten Stände des Weihnachtsmarktes auf einem kleinen Marktplatz. Schon hier herrschte ein dichtes Gedränge und ich musste tatsächlich aufpassen, dass mir niemand auf die Füße trat. Obwohl es Sonntag war und die Geschäfte geschlossen hatten, schien die gesamte Stadt auf den Beinen zu sein. Wir liefen an den Geschäften vorbei, bis wir endlich den eigentlichen Weihnachtsmarkt um die Reinoldikirche erreichten. So weit das Auge reichte waren überall die verschiedensten Stände zu sehen und der Weihnachtsmarkt erstreckte sich nicht nur über den großen Platz um die Kirche herum, sondern ging auch noch viel weiter. Es waren so viele Menschen unterwegs, dass es nur im Schneckentempo voran ging und man nicht wirklich etwas von den Ständen sehen konnte. In diesem Jahr gab es sogar noch eine zusätzliche Attraktion, die die Menschen nach Dortmund zog und die auch wir uns zuerst ansehen wollten, bevor wir nach Adam und Henry Ausschau halten wollten - den größten Weihnachtsbaum der Welt auf dem Hansaplatz. Er bestand aus 1.700 extra dafür gezüchteten Rotfichten und war unglaubliche 45 Meter hoch. Damit war er doppelt so hoch wie der berühmte Weihnachtsbaum in New York und hatte es sogar bereits ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft.
Wir kämpften uns durch die Menge und standen schließlich vor dem Baum, der schier kein Ende zu nehmen schienen. Hunderte Lichter und Kugeln waren an ihm befestigt, genau mehrere Girlanden und auf der Spitze saß ein riesiger Engel. Da es bereits dämmerte, weil wir erst recht spät losgefahren waren, war das Bild, das sich uns bot noch viel beeindruckender. Alles glitzerte und funkelte und wir betrachteten den Baum staunend. So etwas hatte noch niemand von uns gesehen. Zu Füßen des beeindruckenden Baums waren weitere Stände, die an kleine Holzhäuser erinnerten und perfekt in das Bild passten. In der Nähe war auch eine Bühne, von der wir die Musik hören konnten. Ich machte ein paar Fotos von dem Weihnachtsbaum, der genau so aussah, wie ich es mir als Kind immer gewünscht hatte. Unser Baum Zuhause war dagegen eher schlicht und beinahe langweilig. Seit ich denken konnte, hingen immer dieselben Kugeln darin, die meine Mutter wie einen Schatz hütete. Wenn sie den Baum schmückte, hatten Gabriel und ich als Kinder mit großen Augen zugeschaut, denn die Kugeln hatten wir erst in die Hand nehmen dürfen, als wir alt und vorsichtig genug waren, sie nicht aus Versehen zu zerbrechen. Natürlich durften auch eine Lichterkette und Lametta nicht fehlen. Zum Schluss brachte mein Vater dann die Spitze oben auf dem Baum an - eine alte Tradition, die er aus seiner eigenen Kindheit von Zuhause übernommen hatte, wo auch sein Vater die Spitze auf den Baum gesetzt hatte. Danach hatten Gabriel und ich die Krippe gemeinsam aufstellen dürfen. Jedes Jahr hatte es Streit darum gegeben, wie die Figuren stehen sollten - bis heute war es noch so, denn auch diese Tradition hatten wir beibehalten. Das gehörte einfach dazu - ansonsten war es kein echtes Weihnachten.
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The Rollercoaster Called Life...
FanfictionEine Geschichte über die Achterbahn des Lebens - voller Höhen und Tiefen, Lachen und Weinen. Und eine Geschichte über eine ganz besondere Verbindung, die viel mehr ist als Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte über Seelenverwandtschaft, die gleich...