Kapitel 28

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In der nächsten Zeit hatte ich nur sporadischen Kontakt zu Paddy. Ich brauchte einfach etwas Abstand, um mich zu sortieren und Paddy akzeptierte das, auch wenn er es nicht ganz verstand. Aber die Sache in Dortmund hing mir immer noch nach und ich brauchte Zeit, um zu überlegen, wie es mit unserer Freundschaft weitergehen konnte. Sogar die Kette mit unserem Freundschaftsanhänger legte ich zwischendurch ab, aber lange hielt ich das nicht durch. Ich fühlte mich ohne die Kette seltsam nackt und schon nach drei Tagen trug ich sie wieder. So einfach konnte ich nicht mit Paddy abschließen, der mir einfach zu viel bedeutete. Trotzdem konzentrierte ich mich wieder auf Daniele, der meine Veränderung wohl spürte und plötzlich wirklich sehr lieb war. Er war kein bisschen aggressiv und sogar ziemlich aufmerksam. Tatsächlich spürte ich wieder so etwas wie ein Kribbeln, wenn ich bei ihm war und war bereit, unserer Beziehung wieder eine echte Chance zu geben.
Zu Beginn der Sommerferien lud mich Paddy schließlich nach Wien ein, wo sie auf dem Donauinselfest auftreten würden. Zuerst zögerte ich, denn seit Dortmund hatten wir uns nicht mehr gesehen und ich wusste nicht, ob ich für ein Treffen wirklich schon bereit war. Aber schließlich sagte ich zu. Ich war noch nie in Österreich gewesen und Wien war schon länger ein heimlicher Traum von mir gewesen. Meine Eltern waren zwar nicht sehr begeistert, aber schließlich erlaubten sie es. Immerhin war das meine erste wirklich weite Reise - und dann auch noch ins Ausland. Außerdem würde mein Bruder nicht dabei sein, weil Gabriel mitten im Studium steckte. Aber dafür wollte mich Claire begleiten, die sich schon riesig freute. Paddy hatte sofort Ja gesagt, als ich ihn gefragt hatte und nur gescherzt, dass ich bitte keine zweite Victoria anschleppen sollte. Da konnte er sicher sein. Mit meiner Cousine hatte ich seit Dortmund kein Wort mehr geredet und würde sie ganz sicher nie wieder mitnehmen. Claire fand die Kellys zwar gut und hatte auch ein bisschen für Paddy geschwärmt, aber sie hatte einen festen Freund, der Paddy längst den Rang abgelaufen hatte. Von ihr drohte also keine Gefahr. Außerdem vertraute ich ihr absolut - wenn auch nicht so sehr, wie ich Paddy vertraut hatte. Das würde wohl nie wieder jemand schaffen. Ich hoffte, dass wir es in Wien schaffen würden, wieder wirklich zueinander zu finden. Von Paddys Seite war das nie ein Problem und ich hoffte, dass auch ich es schaffen würde, diesen kleinen Rest Misstrauen zu verlieren, der mir so dumm vorkam. Mit Abstand betrachtet, war es nun wirklich nicht so dramatisch gewesen, aber der geringe Kontakt zu Paddy hatte es nicht gerade einfacher gemacht.

Dann war es endlich so weit. Mit dem Zug sollte es nach Wien gehen. Mein Koffer wartete schon seit dem Abend gepackt auf mich, denn es sollte schon recht früh losgehen. Wir würden am Nachmittag in Wien ankommen und konnten so noch den Abend nutzen, um uns ein wenig in Wien umzusehen. Eine Woche wollten wir in Österreich bleiben und uns in aller Ruhe Wien ansehen. Weder Claire noch weniger ich waren bisher dort gewesen und wir freuten uns auf unseren ersten Urlaub ohne irgendwelche Aufsichtspersonen. Das würde sicher toll werden. Meine Eltern waren zwar nicht unbedingt begeistert davon, dass wir Mädchen ganz allein in einer fremden Großstadt herumstreifen wollten, aber Claires Eltern überzeugten sie schließlich davon, dass wir ja immerhin fast erwachsen waren und dazu auch ziemlich vernünftig - so vernünftig, wie man eben mit siebzehn sein konnte zumindest. Und auch Daniele war natürlich alles andere als begeistert. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich ohne ihn gar nicht erst reisen dürfen und wie so oft hatten wir einen großen Streit. Zum Glück wusste er nicht, dass ich mich mit Paddy treffen würde - ansonsten wäre es wohl noch mehr eskaliert.
Claires Freund fuhr uns früh morgens zum Bahnhof. Claire war aufgeregt wie ein kleines Kind und wusste nicht genau, worauf sie sich am meisten freuen sollte - auf das Konzert, auf Wien oder auf den Urlaub allgemein. Ich war ein wenig zurückhaltender und versuchte mir vorzustellen, wie Paddy wohl reagieren würde. Der Abschied von Claire und ihrem Freund fiel sehr tränenreich aus und ich schaute ein wenig verlegen zur Seite, weil es mir ein wenig zu privat war. Ich dachte ein wenig wehmütig an den Abschied von Daniele, der deutlich kühler ausgefallen war. Er hatte mir nur einen kurzen Kuss auf die Wange gegeben und mir widerwillig viel Spaß gewünscht. Meine Eltern hatten mir dagegen einige Ermahnungen mit auf den Weg gegeben, wie ich mich verhalten sollte und meine Mutter war wie immer sehr besorgt um mich. Natürlich war Wien ziemlich weit weg, aber ich war schließlich kein kleines Kind mehr und konnte gut auf mich aufpassen. Außerdem war ich ja nicht allein unterwegs.

The Rollercoaster Called Life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt