Kapitel 64

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Schon als ich am nächsten Morgen wach wurde, hatte ich schlechte Laune. Obwohl ich müde gewesen war, hatte ich wahnsinnig schlecht geschlafen - vermutlich, weil mich der heutige Tag so sehr beschäftigt hatte - und ich hatte leichte Kopfschmerzen. Der Tag konnte ja wirklich heiter werden. Ich stöhnte leise auf und zog mir die Bettdecke über den Kopf. Am liebsten wäre ich einfach liegen geblieben und hätte einfach für heute abgesagt. Wer konnte mir schon übel nehmen, wenn ich krank war? Die Antwort war denkbar einfach: Alle. Oder zumindest fast alle. Gabriel und Francesca würden mich auf jeden Fall verstehen. Aber der Rest... Danieles Familie würde auf jeden Fall nicht begeistert sein - allen voran seine Eltern. Ganz abgesehen von meinen Eltern - oder eher meinem Vater - und von Daniele selbst wollte ich gar nicht erst reden. Er würde vermutlich komplett ausflippen und mir die Hölle heiß machen.
Langsam wurde der Sauerstoff unter der Decke ein wenig eng und ich schob die Decke vom Gesicht. Ich seufzte tief. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als mich aus dem Bett zu quälen - egal wie elend ich mich fühlte. Dabei spürte ich jetzt schon, dass mein Magen sich bei dem Gedanken an Daniele verkrampfte und mir unglaublich übel wurde. Der Tag würde auf jeden Fall unsagbar lang werden. Ich lauschte auf die Geräusche in der Wohnung. Gabriel und Francesca waren auf jeden Fall schon wach. Ich konnte ihre halblauten Stimmen hören und ein leichter Kaffeeduft zog in mein Zimmer. Das war wieder einmal einer der Momente, in denen ich einfach nur unsagbar froh war, dass ich nicht allein in der Wohnung war. Dann wäre ich vermutlich gar nicht erst aus dem Bett gestiegen. Heute war definitiv einer der Tage, an denen ich alleine wahrscheinlich nicht einmal die Rolladen hochgezogen und nur im dunklen Zimmer geblieben wäre.

Mitten in meine Gedanken hinein klopfte es leise an meiner Tür und kurz darauf streckte Francesca ihren Kopf herein. "Hey Ally. Bist du schon wach?"

Kurz überlegte ich, ob ich mich einfach schlafend stellen sollte, aber dann siegte mein schlechtes Gewissen, denn Francesca konnte schließlich nichts dafür. "Hm", machte ich. "Irgendwie schon glaub ich."

Ich konnte sehen wie mich Francesca im Halbdunkel musterte, das durch das Licht im Flur erhellt wurde. "Gut", stellte sie dann fest. "Kommst du frühstücken? In einer Stunde geht's los."

"Sag einfach, ich bin heute Nacht gestorben oder so", schlug ich nicht ganz ernst vor, noch während ich mich aus dem Bett quälte. "Mir geht's nicht gut."

Noch einmal musterte mich Francesca, als ich in den Flur geschlurft kam - um meine Rollade hochzuziehen, fehlte mir gerade die Kraft. "Du siehst echt beschissen aus", stellte sie dann mitleidlos fest. "Blass wie eine Kalkleiche. Was ist denn los?"

"Danke für das Kompliment", brummte ich. "Das habe ich gerade gebraucht." Ich seufzte. "Keine Ahnung. Ich hab Kopfschmerzen und mir ist kotzübel."

"Oh je", gab Francesca mitfühlend zurück und nahm mich in den Arm. "So schlimm?"

Ich nickte stumm und musste schlucken, als mich Francesca an mich drückte. Sie war wohl eine der Wenigen, die mich verstehen konnte. Vielleicht hatte sie ja irgendeine Idee, wie ich mich um diese verdammte Feier drücken konnte.

"Ich kann dich gut verstehen", erklärte Francesca auch in diesem Augenblick und strich mir liebevoll über die Wange. "Wenn es nicht geht, dann bleib ruhig hier. Gabe und ich denken uns schon irgendetwas aus. Es hilft ja nichts, wenn du dich quältst."

"Das ist lieb", murmelte ich. "Aber das hilft leider nichts. Mein Vater würde ausrasten. Ganz abgesehen von Daniele." Ich seufzte. "Na ja. Ich geh mal duschen. Vielleicht geht es mir ja danach besser."

"Mach das", nickte Francesca. "Ich mach dir in der Zwischenzeit schon mal einen Tee. Und vielleicht eine Kopfschmerztablette. Wenn es dann nicht besser wird, schauen wir weiter, okay? Auch dein Vater und Daniele müssen verstehen, wenn du krank bist."

The Rollercoaster Called Life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt