Der nächste Tag war wirklich die Hölle für mich, obwohl ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. Ich war die ganze Zeit innerlich traurig und hatte das Gefühl, jeden Augenblick in Tränen auszubrechen. Obwohl die Konzerte wie immer super waren, konnte ich sie nicht wirklich genießen, auch wenn ich nach außen hin fröhlich wie immer war. Ich wünschte mir, dass jedes Lied ewig dauern würde, damit die Konzerte niemals endeten. Wie ein Schwamm saugte ich jede einzelne Sekunde auf, um nichts zu verpassen. Mit jedem Lied wurde ich ein wenig trauriger, denn damit rückte der Abschied immer näher.
Dann war es so weit. Das letzte Lied war endgültig verklungen und die Kellys verließen zum endgültig letzten Mal die Bühne. Ich saß mit Sean im Backstagebereich und schaute dem Kleinen zu, wie er in seinem Pool mit den Händen herumpatschte. Ich war froh, dass ich noch ein wenig Zeit hatte mich zu sammeln, weil die Kellys sich noch mit den Fans unterhielten. Paddy war der Erste, der wieder bei mir war und sich zu mir setzte. Auch wenn ich nichts sagte, schien er meine Traurigkeit zu spüren, denn er legte den Arm um mich und drückte mich leicht. Ich versuchte ein Lächeln, aber ich spürte selbst, dass es mir ziemlich misslang. Während die anderen langsam die Bühne abbauten und alles in den Bus trugen, saß ich noch mit Barby und Paddy zusammen auf einer kleinen Mauer. Wir redeten noch ein wenig über Gott und die Welt, bis es endgültig Zeit zum Aufbruch war. Ich wollte mich nicht verabschieden und wäre am liebsten weggelaufen, aber ich konnte es nicht.Kurz bevor er in den Bus stieg, nahm mich Paddy noch einmal in den Arm. "Bis nächstes Wochenende, Al", sagte er leise. "Ich freue mich jetzt schon darauf. Und ich verspreche, dass ich jeden Tag anrufe."
Ich nickte stumm und erwiderte Paddys Umarmung. Am liebsten hätte ich ihn nie wieder losgelassen und wäre in ihn hineingekrochen. Noch einmal saugte ich seinen Duft ein, um ihn bis zum nächsten Wochenende nicht zu vergessen. Er roch nach Leder und Wolle. Nur widerwillig ließ ich Paddy los, der auch ziemlich traurig und nachdenklich aussah. Dann umarmte ich auch Barby, die mir liebevoll übers Haar strich und mich anlächelte. Auch ihren Duft wollte ich konservieren - eine Mischung aus Sonnencreme und irgendeinem blumigen Parfüm.
Dann stiegen die beiden in den Bus und ich schaute zu, wie zuerst der Truck und dann die Busse langsam davonrollten. Joey, Jimmy und John, die die Fahrzeuge lenkten winkten noch einmal zum Abschied den Fans zu. Ich schaute den Fahrzeugen nach, bis ich sie nicht mehr sehen konnte und atmete tief durch. Der Marktplatz kam mir mit einem Mal so riesig und leer vor. Ich hatte mich so sehr an den Anblick der drei großen Fahrzeuge gewöhnt, dass sie mir direkt fehlten. Noch eine Weile stand ich einfach nur da und hatte das Gefühl noch die Musik zu hören. Aber irgendwann musste ich aber dann doch wieder nach Hause, auch wenn ich es nicht wollte.Die Wochen bis zu den Ferien kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Vor allem die Vormittage in der Schule schienen überhaupt nicht vergehen zu wollen. Die Nachmittage verbrachte ich hauptsächlich mit Daniele. Wir hatten uns ausgesprochen und er hatte sich für seinen Ausraster entschuldigt. Ich hatte beschlossen, ihm noch eine Chance zu geben, auch wenn ich noch immer etwas skeptisch war. Aber es war nicht meine Art, sofort alles hinzuwerfen, wenn es Probleme gab und so dramatisch war es auch nicht gewesen. Allerdings hatte ich Daniele deutlich klar gemacht, dass ich bei einer nächsten Aktion dieser Art keine weitere Chance geben würde. Das schien ihn beeindruckt zu haben und er gab sich tatsächlich Mühe. Er lud mich zum Kaffee ein und schenkte mir sogar Blumen. Das fand ich tatsächlich sehr süß und ich merkte, dass ich mich wieder auf meinen Freund zu freuen begann. Ich spürte wieder ein Kribbeln, wenn ich in seiner Nähe war und genoß die Zeit mit ihm. Es war zwar nicht dasselbe wie mit Paddy, aber ich war trotzdem zufrieden. Im Gegenzug redete ich in Danieles Gegenwart so gut wie nie über meinen besten Freund. Das erschien mir nur fair und war meine Art zu zeigen, dass ich für unsere Beziehung kämpfen wollte.
An den Wochenenden dagegen schien die Zeit wie im Zeitraffer zu vergehen. Jeden Freitag fuhr ich nach der Schule mit Gabriel zu den Konzerten der Kellys. Manchmal kam auch eine meiner Freundinnen oder auch Francesca mit. Diese Wochenenden genoß ich in vollen Zügen und verbrachte die Zeit mit Paddy und Barby. Allerdings würden diese Konzertbesuche nach den Sommerferien deutlich schwieriger werden, weil Gabriele zum Bund gehen und nur an den Wochenende Zuhause sein würde. Diese kostbare Zeit wollte Gabriel natürlich hauptsächlich mit Francesca verbringen. Natürlich hätte ich auch Daniele fragen können, aber das wollte ich möglichst vermeiden, um nicht ein neues Drama herauszubeschwören. Also würde ich wohl auf den Zug ausweichen müssen, was nicht so billig war. Aber meine Eltern hatten schon angedeutet, dass sie mir aushelfen würden, denn es ging ja auch um einen Job, den ich gern machte. Außerdem war ihnen aufgefallen, dass ich mich positiv verändert hatte. Um meine Reisen zu den Kellys nicht zu gefährden gab ich mir freiwillig noch mehr Mühe mit der Schule und meine Noten hatten sich tatsächlich noch weiter verbessert - ein Fakt, der meinen Eltern natürlich gut gefiel. Sie fanden, dass die Kellys einen guten Einfluss auf mich hatten, was mich natürlich freute. Außerdem war ich deutlich selbstbewusster geworden. In der Schule setzte ich mich häufiger zur Wehr, auch wenn das nicht immer erfolgreich war - aber ich fühlte mich besser. Dazu beteiligte ich mich mehr am Unterricht, was auch meinen Lehrern positiv auffiel. Alles in allem lief es also ziemlich gut für mich und sogar Robin hatte seine Sticheleien ein wenig eingeschränkt. So hatten meine Eltern auch nichts dagegen, als Paddy sein Versprechen einlöste und bei ihnen nachfragte, ob ich in den Sommerferien mit ihm und seinen Geschwistern drei herrliche Wochen an der Ostsee entlangreisen durfte. Ihre einzige Bedingung war, dass Gabriel dabei sein sollte, um auf mich aufzupassen - was das kleinste Problem war. Gabriel freute sich, Zeit mit Jimmy und Joey zu verbringen und auch Francesca durfte mitkommen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Drei herrliche Wochen mit den Kellys - bessere Ferien konnte es kaum geben. Selbst Daniele machte keine Probleme, denn er selbst würde die Ferien wie jedes Jahr bei seiner Familie in Italien verbringen.
DU LIEST GERADE
The Rollercoaster Called Life...
FanfictionEine Geschichte über die Achterbahn des Lebens - voller Höhen und Tiefen, Lachen und Weinen. Und eine Geschichte über eine ganz besondere Verbindung, die viel mehr ist als Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte über Seelenverwandtschaft, die gleich...