Die nächsten Tage und Wochen verliefen nach dem alten Schema - ich ging in der Woche zur Schule und sollte mich am Wochenende mit Daniele treffen, der sich ziemlich zerknirscht bei mir für sein Verhalten entschuldigt hatte. Tatsächlich war er plötzlich wirklich handzahm und versprach mir tatsächlich, eine Therapie gegen seine Aggressionen zu machen. Mir waren seine Beteuerungen ziemlich egal, die er garantiert in kürzester Zeit wieder vergessen haben würde. Ich war sehr distanziert zu ihm und ließ ihn auch nicht wirklich körperlich an mich heran. Der einzige Grund, warum ich mich überhaupt auf ihn einließ war, weil meine Mutter mich förmlich darum angebettelt hatte und ich ahnte, dass nicht nicht nur ich, sondern auch sie aus welchem Grund auch immer darunter würde leiden müssen, wenn ich es nicht tun würde. Aber auch ich hatte Bedingungen, die mein Vater zu meinem Erstaunen nicht nur, wenn auch nicht gerade begeistert, anhörte, sondern auch akzeptierte. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein, dass es zwischen mir und Daniele zumindest nach außen hin funktionierte. Ich setzte durch, dass ich dafür meine Freundinnen sehen durfte, wann immer ich wollte und außerdem wollte ich auch die Kellys besuchen, wenn es irgendwie möglich war. Als mein Vater wenig begeistert zustimmte, fühlte ich mich tatsächlich wie eine Siegerin. Er schien endlich einzusehen, dass ich kein kleines Mädchen mehr war, sondern auch meinen eigenen klaren Willen hatte. Wenn ich nicht mitspielen wollte, konnte er tun was er wollte - dann würde ich in ein paar Monaten gehen und er hatte Pech gehabt. Ich hatte dieses Mal die Macht über ihn und genoß dieses Gefühl. Auch meine Mutter schien das tatsächlich gut zu finden und bedankte sich irgendwann sogar bei mir, dass ich mich darauf einließ.
Mein Selbstbewusstsein machte auf jeden Fall wieder einen riesigen Schub, als ich merkte, dass ich kein hilfloses Mädchen mehr war, sondern tatsächlich ernst genommen wurde. Das zeigte sich auch in der Schule. Als ich zum ersten Mal nach einer Woche die Klasse betrat, war ich ziemlich nervös, aber ich merkte schnell, dass ich das nicht sein musste. Meine Lehrer hatten meinen Mitschülern wohl von meinem angeblichen Zusammenbruch erzählt und sie gebeten, ein wenig netter mit mir umzugehen - und das taten sie tatsächlich auch. Plötzlich redeten Leute mit mir, die mich jahrelang ignoriert oder sich an den Attacken gegen mich beteiligt hatten. Zuerst war ich ziemlich skeptisch und sehr vorsichtig, aber ich merkte recht schnell, wer von ihnen es ehrlich meinte. Ich fand tatsächlich ein paar Freunde in der Stufe, die bald feststellten, dass das seltsame Mädchen mittlerweile sogar cool geworden war. In den Pausen saß ich nicht mehr alleine herum, sondern stand jetzt auch mit einer kleinen Gruppe Mädchen zusammen. Ich fühlte mich ganz langsam sogar ein wenig wohl in der Schule und ging tatsächlich sogar ganz gern hin. Mein verändertes Verhalten zeigte sich auch bei meinen Noten, die sich wieder stark verbesserten. Ich beteiligte mich wieder am Unterricht und erhielt sogar Lob von meinen Lehrern. Niemand lachte mehr über mich und meine Mitschüler hörten mir sogar zu. All das verbesserte mein Selbstbewusstsein noch mehr und ich fühlte mich immer wohler mit mir selbst. Meine Flucht nach Hamburg hatte mein Leben in so vielerlei Hinsicht verbessert, dass ich es selbst kaum glauben konnte. Ich bekam sogar mein Telefon wieder und telefonierte wieder jeden Abend mit Paddy, der meine Veränderung ebenfalls spürte und sich mit mir freute.Anfang Dezember war dann Maites und Paddys Geburtstag. Ich freute mich riesig darauf, denn ich hatte die Kellys schon wieder drei Wochen nicht gesehen. Direkt nach der Schule fuhr ich mit der Bahn nach Köln. Da die Feier wohl ziemlich lang gehen würde, wollte ich in Köln übernachten. Mein Vater war zwar nicht unbedingt begeistert, dass ich mal wieder einen Tag in der Schule fehlen würde, aber da ich nur zwei Stunden verpassen würde, konnte er damit leben. Ich freute mich jedenfalls riesig auf die Feier, zu der ich dieses Mal mit Claire fahren würde. Gabriel wollte ebenfalls später nachkommen, weil er noch in der Uni festsaß. Für Maite und Paddy hatte ich sogar eine Kleinigkeit besorgt. Maite würde eine Kette mit einem kleinen goldenen Kreuz bekommen und Paddy eines meiner Lieblingsbilder von uns, das ich in einen schönen Rahmen gesteckt hatte. Mittlerweile hatte sich Paddy auch von der nervigen Gwen getrennt, weil er ihre Klammerei nicht mehr ertragen hatte. Ich konnte nicht gerade behaupten, dass ich besonders unglücklich darüber war.
Claire und ich hatten ziemlich viel Spaß während der Fahrt und kicherten die meiste Zeit. Sie freute sich schon riesig, Jimmy wiederzusehen, in den sie wirklich ziemlich verliebt war. Ihre Augen leuchteten jedes Mal, wenn sie von ihm sprach und ich fragte mich, ob es bei mir ähnlich war, wenn die Sprache auf Paddy kam. Aber ich fragte lieber nicht nach. In Köln angekommen, hatten wir noch recht viel Zeit, weil die Feier erst am Abend beginnen sollte, aber ich hätte es Zuhause nicht mehr ausgehalten. Also liefen wir durch die Innenstadt und hatten viel Spaß dabei, die verschiedensten Klamotten auszuprobieren. Wir schlenderten auch über den Weihnachtsmarkt und stärkten uns mit heißen Maronen und Kinderpunsch. Ich kaufte auch gebrannte Mandeln und ein Lebkuchenherz für Paddy auf dem I love you stand. Er würde das ganz sicher verstehen. Ich fand sogar an einem Stand ein wirklich witziges T - Shirt, das ich Paddy unbedingt schenken musste. Darauf stand Es ist mein 18. Geburtstag - und alles, was ich bekomme, ist dieses dämliche Shirt. Ich fand es unglaublich passend und auch Claire musste lachen, als ich es ihr zeigte. Auf Paddys Gesicht war ich wirklich gespannt, wenn er das Shirt sah und ich schätzte ihn so ein, dass er ebenfalls herzlich über diesen kleinen Scherz lachen würde. Die Zeit verging quälend langsam, aber wir wollten auch nicht zu dem Studio fahren, in dem die Kellys gerade die ersten Aufnahmen machten, um sie nicht zu stören. Außerdem hatten wir zwar die Adresse und den Namen des Studios, aber keine Ahnung, wo es genau in Köln war.
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The Rollercoaster Called Life...
FanficEine Geschichte über die Achterbahn des Lebens - voller Höhen und Tiefen, Lachen und Weinen. Und eine Geschichte über eine ganz besondere Verbindung, die viel mehr ist als Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte über Seelenverwandtschaft, die gleich...