Kapitel 22

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Nur eine Woche später war ich mit Francesca und Gabriel auf dem Weg nach Köln. Morgen hatte Maite Geburtstag und wir waren eingeladen, mit den Kellys in Maites Geburtstag reinzufeiern. Es gab sogar doppelten Grund zur Freude für die Kellys, denn sie würden tatsächlich ihre erste goldene Schallplatte für die Over the hump verliehen bekommen. Da die Kellys sowohl Samstag als auch Sonntag in Köln auftreten würden, wollten wir das Wochenende in Köln verbringen, bevor es entweder am späten Sonntag Abend oder Montag Morgen nach Iserlohn weitergehen würde, wo Paddy seinen Geburtstag feiern würde. Ich freute mich schon ziemlich darauf, denn ich hatte für Paddy ein, wie ich fand, sehr schönes Geschenk besorgt - eine Kette mit einem Herz als Anhänger, den man teilen konnte. Darauf standen vorne die Worte Best Friends, die man auf diese Weise zwischen beiden Hälften aufteilen konnte und auf der Rückseite jeweils unsere Namen. Das war vermutlich ein wenig kitschig - vor allem für einen Mann -, aber mir hatte die Idee gefallen, weil sie etwas Wesentliches aussagte und außerdem wollte ich auch nichts Teures kaufen. Zumal es auf den Preis ohnehin nicht ankam, wenn es von Herzen kam. Auch für Weihnachten hatte ich mir bereits etwas überlegt, woran ich gerade bastelte. Aber natürlich hatte ich auch ein Geburtstagsgeschenk für Maite besorgt - total niedliche Ohrringe, von denen ich wusste, dass sie ihr gefallen würden.
Gegen Mittag erreichten wir die Sporthalle in Köln - eine kleine Halle nicht weit vom Hausboot entfernt. Wie schon in Bochum warteten bereits unzählige Fans vor der Halle, die wohl sogar dort übernachtet hatten, wie mir die Schlafsäcke verrieten, die manche Mädchen um die Schultern gelegt hatten. Andere hatten die glänzenden Folien, die man im Verbandskasten der Autos finden konnte, umgelegt. Ich konnte diese Bilder immer noch nicht wirklich glauben, die immer noch irgendwie surreal waren. Aber dieses Mal saßen die Mädchen in einer Art Schleuse in Zweierreihen hintereinander, damit es nicht wieder zu diesen schrecklichen Szenen wie in Bochum kam. Außerdem gab es Securitys, die darauf achteten, dass alles in geordneten Bahnen lief. Wir fuhren zum Backstage, wo wie erwartet ebenfalls schon Fans warteten. An diesen Anblick hatte ich mich bereits beinahe gewöhnt. Was aber seltsam war, war dieses Mal keinen Bus zu sehen. Auch am Backstageeingang stand ein Security, der sofort auf unser Auto zukam, um zu prüfen, ob wir eine Berechtigung hatten, diesen Bereich zu betreten. Zum Glück hatte Paddy uns Backstagepässe geschickt, die wir dem Mann vorzeigten. Der Security warf einen Blick auf die Ausweise und öffnete uns dann das Tor. Während Gabriel durch das Tor fuhr, bemerkte ich die neidischen Blicke der Fans, die draußen bleiben mussten und vermutlich alles getan hätten, um ebenfalls in die Halle zu gelangen. Es fühlte sich irgendwie falsch an und ich war nicht sicher, ob ich diese Situation nach diesem Wochenende noch einmal erleben wollte. Natürlich war ich auch bei den Straßenkonzerten und bei den Zeltkonzerten Backstage gewesen, aber es hatte sich irgendwie anders angefühlt. Da waren nicht wirklich Securitys gewesen, die alles kontrolliert hatten.

Ich atmete erleichtert auf, als wir endlich die Halle durch den Hintereingang betraten und den neugierigen Blicken der Fans entkommen konnten. Der Backstagebereich war fast noch eintöniger als der in der letzten Woche in Berlin. Überall graue Betonwände, die nur von ein paar grellbunten Tourplakaten anderer Künstler unterbrochen wurden - Namen wie Tina Turner oder Eric Clapton waren darunter, die ebenfalls hier aufgetreten waren. Es war einfach nur seltsam, dass die Kellys plötzlich in denselben Hallen wie diese Weltstars auftraten, nachdem sie noch vor ein paar Monaten auf der Straße aufgetraten waren - auch wenn sie im Frühjahr bereits mit der Dortmunder Westfalenhalle eine der größten Hallen Deutschlands praktisch in Eigenregie gefüllt hatten, indem sie in der Umgebung aufgetreten waren. Wirklich geglaubt hatte ich das allerdings irgendwie nicht, als die Kellys mir davon erzählt hatten. Jetzt sah es allerdings anders aus, auch wenn die Sporthalle kleiner war. Allerdings waren beide Konzerte längst ausverkauft, was in etwa die Besuchermenge war, die die Kellys mit einem Konzert in Dortmund erreicht hatten - und sie hätten sicher noch mehr Karten verkauft.
Im Backstagebereich wimmelte es von Menschen - Freunde der Kellys hier aus Köln, Medienvertreter, aber auch wichtig aussehende Männer in Anzügen, die wohl zur Plattenfirma gehörten. Überall wuselten Menschen herum und ich war ein wenig überfordert. In einer Ecke sah ich Angelo, der sich mit Gregor unterhielt, also war Kira wohl auch nicht weit. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, denn sie war nicht nur eine gute Freundin der Familie, sondern auch Maites engste Freundin. Von Maite war allerdings keine Spur zu sehen - genau wie vom Rest der Familie. Ich sah mich ein wenig verwirrt um, denn so genau wusste ich nicht, wo ich hin sollte. Es gab zahlreiche Türen, die wohl zu den Garderoben führten und auch eine Tür mit der Aufschrift Catering. Ich sah zu Gabriel, der genau so ratlos aussah wie ich. In diesem Gewusel irgendjemanden zu finden, war fast aussichtslos, denn zusätzlich zu den Gästen liefen auch noch zahllose Bühnenarbeiter herum.

The Rollercoaster Called Life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt