Kurz darauf erreichten wir auch schon die Schule und meine Nervosität stieg. Nicht nur wegen meiner beiden schwierigen männlichen Begleiter, sondern auch wegen der Feier selber. Tatsächlich war der Parkplatz bereits ziemlich voll und Gabriel fluchte ziemlich, weil er keinen Parkplatz fand. Schließlich mussten wir in einer nahen Seitenstraße parken, die ebenfalls schon gut frequentiert war. Aber da es ein angenehmer Abend war, war das kein wirkliches Problem. Zu viert machten wir uns also auf den Weg in Richtung Schulgebäude und ich hoffte inständig, dass ich noch zwei Karten für Paddy und Tarzan ergattern konnte. Ich hatte nämlich ehrlich gesagt nicht wirklich eine Ahnung, wie viele der nicht gerade billigen Karten tatsächlich verkauft worden waren. Aber der Preis für die Karten war schon gerechtfertigt, denn immerhin gab es neben ein paar selbstgemachten Salaten auch ein richtiges Catering mit Servicekräften und wir hatten eine Coverband gebucht, die in unserer Gegend bereits recht bekannt war - auch wenn mir der Name Sixpack bisher noch nichts sagte. Aber da die meisten meiner Mitschüler von der Band begeistert waren, hatte ich nichts dagegen. Die Band sollte allerdings erst später kommen, wenn wir alleine feierten. Während des offiziellen Teils sollte währenddessen unsere Schulband auftreten, die einer der Musiklehrer ins Leben gerufen hatte.
Während wir auf die Schule zuliefen, betrachtete Paddy das Gebäude beinahe ehrfürchtig und ich fragte mich, was er wohl gerade dachte. Ich hatte dieses graue Betonungeheuer die meiste Zeit seit ich es besuchen musste, einfach nur gehasst, aber für jemanden, der sich in seinem ganzen Leben noch nie nach der Schulglocke hatte richten müssen, war es vermutlich etwas Besonderes. Manchmal fragte ich mich, ob Paddy es wohl bedauerte, dass er nie eine Schule besucht hatte und nie einen echten Abschluß haben würde. Immerhin war er sehr intelligent und ich war ziemlich sicher, dass er ebenfalls ein tolles Abitur geschafft hätte. In manchen Dingen fand ich Paddy sogar viel intelligenter als mich selbst, obwohl ich mich nicht als dumm bezeichnet hätte. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass Paddy nicht nach einem festen Lehrplan gelernt hatte, sondern sich nur mit den Dingen beschäftigte, die ihn interessierten und sich dadurch vielseitig weiterbildete. Ich überlegte kurz, welchen Beruf Paddy wohl ausüben würde, wenn er kein Musiker wäre. Er liebte die Musik, aber seine Interessen waren ziemlich vielfältig. Ich konnte ihn mir gut mit Tieren oder Kindern vorstellen, aber auch in einem anderen künstlerischen Beruf. Aber welcher Beruf genau zu ihm passen würde, konnte ich nicht sagen.Allerdings wurden meine Gedanken recht schnell wieder abgelenkt, weil ich mich darauf konzentrieren musste, nicht zu fallen. In diesem Augenblick verfluchte ich meine Highheels, die mich im Laufe des Abends sicher in den Wahnsinn treiben würden, denn mir taten jetzt schon die Füße weh. Auf dem Kopfsteinpflaster des Parkplatzes waren sie jetzt schon die Hölle und ich fragte mich, wer diese Folterinstrumente bloß erfunden hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendeine Frau diese Schuhe freiwillig trug, weil sie so bequem waren, sondern nur, weil es eben erwartet wurde. Für mich musste es so etwas absolut nicht geben und ich wusste wieder, warum ich eigentlich nur Turnschuhe trug. Sobald es möglich war, würde ich die Highheels in die Ecke pfeffern und wieder in bequeme Schuhe schlüpfen, die ich glücklicherweise mitgenommen hatte. Bis dahin hieß es Augen zu und irgendwie durchhalten. Um mir nicht vorher den Hals zu brechen, hatte ich mich bei meinem Bruder eingehakt und krallte mich förmlich in seinem Unterarm fest. Ich war ein echtes Sturztalent und brachte es fertig, mir noch vor dem Ball entweder ein Bein zu brechen oder mir die Bänder zu reißen.
Vor der Schule war schon einiges los. Ich entdeckte viele meiner Mitschüler mit ihren Familien und Partnern, die alle ebenfalls sehr elegant gekleidet waren. Natürlich fiel das auch Paddy auf, der jetzt kurz ein wenig verunsichert an sich herunterschaute. Auf dem Ball würde er mit seinem Outfit garantiert auffallen, aber bei der Feier danach war es vollkommen egal. Ich lächelte Paddy an, der mich fragend anschaute. Sofort reagierte Daniele auf unseren Blickaustausch und griff ohne etwas zu sagen oder mich zu fragen, ob ich einverstanden war nach meiner Hand. Instinktiv wollte ich meine Hand wegziehen, aber ich zwang mich, es nicht zu tun, auch wenn Paddy nicht gerade begeistert aussah. Aber ich wollte nicht wieder einen Streit mit Daniele riskieren, der meine Hand fast zerquetschte. Stattdessen warf ich ihm nur einen bitterbösen Blick zu, den er allerdings gekonnt ignorierte. Ich unterdrückte ein Seufzen und sah zu Paddy, der ein Gesicht machte, als hätte er Zahnschmerzen. Um ehrlich zu sein, hätte ich auch lieber seine Hand gehalten anstatt Danieles. Aber es hätte jetzt auch nichts gebracht, wenn ich jetzt eine riesige Szene gemacht hätte.
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The Rollercoaster Called Life...
FanficEine Geschichte über die Achterbahn des Lebens - voller Höhen und Tiefen, Lachen und Weinen. Und eine Geschichte über eine ganz besondere Verbindung, die viel mehr ist als Freundschaft und Liebe. Eine Geschichte über Seelenverwandtschaft, die gleich...