Kapitel 11

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Am nächsten Morgen wurde ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die mich im Gesicht kitzelten. Ich rümpfte die Nase und öffnete dann blinzelnd die Augen, die sich noch ziemlich verquollen anfühlten. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, wo ich war, aber dann fiel mir alles wieder ein. Irgendwie war es mir ein wenig peinlich, dass ich heute Nacht vor Paddy so ausgeflippt war. Zum Glück hatte er wirklich eine Engelsgeduld mit mir.
Ich seufzte leise und hob dann ein wenig den Kopf, um Paddy anzusehen, der noch friedlich schlief. Er hatte seinen Arm schützend um mich gelegt und auf seinem Gesicht lag ein sanftes Lächeln. Wie es aussah, hatte er einen angenehmen. Traum. Auch ich musste bei seinem Anblick schmunzeln und mich beherrschen, ihm nicht über die gerötete Wange zu streicheln. So sah Paddy also beim Schlafen aus - völlig entspannt und unschuldig. Dabei hatte er es faustdick hinter den Ohren. Aber langsam wurde es doch ein wenig unbequem und ich überlegte, wie ich möglichst unauffällig aufstehen konnte, ohne Paddy dabei zu wecken. Vorsichtig bewegte ich mich ein wenig, aber Paddy gab sofort ein leises Brummen von sich und öffnete dann vollkommen verschlafen ein Auge. Ich musste bei diesem Anblick unweigerlich kichern. Paddy sah unglaublich niedlich aus und ich stellte mir kurz vor, wie es wohl sein würde, jeden Morgen neben einem so herrlich verschlafenen Paddy aufzuwachen.

Aber bevor ich mich wirklich in meinen Tagträumen verlieren konnte, hörte ich ein Geräusch, das wie unterdrücktes Kichern klang. Ich wollte mich gerade darüber wundern, als mich plötzlich völlig unerwartet ein kalter Wasserstrahl am Rücken traf. Ein erschrockener Schrei entfuhr mir und ich setzte mich schnell auf. Auch Paddy war jetzt endgültig wach und fuhr laut fluchend auf. Wieder hörte ich das Kichern und sah mich schnell nach dem Grund um. Tatsächlich fand ich ihn schnell. Nicht weit von unserem Schlafplatz entfernt konnte ich mehrere Gestalten erkennen. Auch gegen die Sonne, die mich blendete, erkannte ich sie sofort. Es waren Angelo, Maite, Joey und Jimmy. Angelo hielt eine große Wasserpistole in der Hand und kicherte wie ein Weltmeister über seinen gelungenen Streich.
Auch Paddy hatte seine Geschwister jetzt entdeckt. Er schob mich sanft zur Seite und sprang fluchend auf. So schnell er konnte, rannte er auf seine Geschwister zu, die eilig die Flucht ergriffen. Ich sah den Geschwistern kopfschüttelnd zu und war froh, dass Gabriel wenigstens nicht ganz so verrückt war.

"Hey Paddy. Was ist denn los?", rief Jimmy lachend. "Haben wir die beiden Turteltäubchen etwa gestört?"

Um seinen Spruch noch zu untermauern, gab Jimmy laute Kussgeräusche von sich und ich hob die Brauen. Gestern war es peinlich, aber auch irgendwie witzig gewesen. Aber heute... Mittlerweile war es nur noch nervig und bescheuert. Ich konnte Paddy irgendwie verstehen, dass er auf diese Sprüche allergisch reagierte. Paddy stürzte sich auf Jimmy, der noch immer lachend zu Boden ging. Eine Weile rauften die beiden zwischen den Dünengräsern herum, während Angelo, Maite und Joey begeistert Jimmy anfeuerten, der scheinbar die Oberhand hatte.
Ich schüttelte den Kopf. Die Kellys waren einfach nur Kindsköpfe. Außerdem war ich genervt, dass Paddys Geschwister uns so unsanft geweckt hatten. Woher hatten sie gewusst wo wir genau waren? Oder hatten sie uns gesucht? Gereizt und frustriert packte ich unsere Sachen zusammen. Irgendwie hatte ich mir den Morgen ein bisschen anders vorgestellt. Und es nervte mich, dass Paddy tatsächlich so auf diese Provokation ansprang. Er hätte auch einfach darüber lachen und Jimmy einen Vogel zeigen können. Stattdessen wälzte er sich mit seinem Bruder im Sand und gab ihm so vermutlich nur noch mehr Futter für seinen dämlichen Scherze. Das war nicht besonders klug von ihm - auch wenn ich ihn ein kleines bisschen verstehen konnte. Vielleicht hätte ich an seiner Stelle genau so reagiert, wenn Gabriel mich jeden Tag so gepiesackt hätte.

Die Schlafsäcke waren schnell zusammengerollt und auch Paddy und Jimmy kamen zurück. Die beiden waren überall mit Sand und Gras bedeckt und sahen aus wie paniert. Obwohl sie sich noch wenige Sekunden zuvor in den Dünen gewälzt hatten, lachten die beiden jetzt wieder miteinander und Jimmy klopfte seinem jüngeren Bruder anerkennend auf die Schulter.

The Rollercoaster Called Life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt